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Bis bald, Sharma!

Bis bald, Sharma!

Titel: Bis bald, Sharma! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlies Bhullar
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wenn er sich später wirklich von mir trennen wollte? Könnte ich ihn zurückhalten? Niemals! Ich könnte ihm sein Versprechen vorhalten, aber er würde nur lachen. Wenn ein Mann gehen will, dann geht er. Erst recht, wenn eine andere Frau ein Kind von ihm erwartet. Ich könnte ihn tausendmal unterschreiben lassen, dass er außerehelich kein Kind machen darf, wenn er es machen will, tut er es. Es gibt kein Gesetz, das dem Mann verbietet, mit einer anderen Frau heimlich Sex zu machen. Wenn er es getan hat, kann die Betrogene nur eines tun: Die Scheidung einreichen.
    Unbewusst hasste ich Sharma, obwohl er nichts dafür konnte. Dass er ständig den Weiberärschen nachschaute, schürte meinen Hass auf ihn noch mehr und ich malte mir unsere Zukunft in wildesten Farben au s. Ich wäre immer der Verlierer.
    Nicht er!
    ... denn er war ja ein Mann mit einem Schwanz und dieses besondere Etwas konnte wahre Wunder vollbringen. Ein Tropfen von seiner Flüssigkeit in einer anderen Frau und schon war ich vergessen und verstoßen. Die andere Frau, in der sein Sperma heranwächst, hatte Macht, unendlich viel Macht. Und diese Macht würde mich im Nu vernichten können. Wer konnte mir diese Angst nehmen? Bestimmt nicht mein Traumprinz.
     
    An manchen Tagen ging es mir richtig schlecht. Wenn es draußen regnete, legte ich mich ins Bett und quälte ihn am Telefon mit unsinnigen Äußerungen.
     
    „Schau meinen Körper an, ich bin nicht mehr jung, habe einen viel zu großen Busen und mein Bauch ist in letzter Zeit auch gewachsen. Ich habe überall Falten im Gesicht und wenn ich lache, sind es noch mehr. Willst du wirklich so eine Frau deiner Familie in Indien zeigen? Sie werden dich fragen, warum du keine jüngere Frau ausgesucht hast. Du wirst sie trösten und ihnen mitteilen, dass du sie nur geheiratet hast, damit du in Deutschland leben kannst und sie werden verständnisvoll nicken und dir eine junge Inderin aus dem Dorf anbieten. Aber all das wirst du vor mir verheimlichen. Ich kann ja deine Sprache nicht verstehen und so werde ich weiter neben deinem Leben her trotten, bis der Hammer kommt, der mich aus deinem Leben wirft.“
     
    „Kopf kaputt“, sagte Sharma vorwurfsvoll.
     
    Aha, so einfach ist das! „Kopf kaputt“ und schon ist das Problem gelöst.
     
    Am Telefon stritten wir immer besonders gern. Ich wusste, dass auf seiner Telefonkarte nur wenig Geld gespeichert war und wie wenn ich ihn bestrafen wollte, redete ich nur Blabla, um ihn zu ärgern. Dann war die Karte plötzlich zu Ende und er hatte mir noch nicht „Ich liebe dich“ gesagt. Das war dann meine Strafe! Ich hatte bekommen, was ich verdient hatte. Keine Liebe!
    Ich fand mich nicht liebenswert und stichelte deshalb so lange, bis ihm der Geduldsfaden riss und er mir seine Liebe verweigerte. Dann war ich traurig und heulte und  dies ver schaffte mir das angenehme Gefühl die gerechte Strafe von Sharma bekommen zu haben. Da Sharma dann für mich nicht mehr erreichbar war und ich meine eigene Scheiße ausbaden musste, ging es mir nach einiger Zeit auch wirklich besser. Aber Sharma ging es sicher nicht gut dabei, denn solche Verhaltensweisen waren in seiner Kultur nicht üblich. Mir tat das schrecklich leid und ich wusste, dass das Konsequenzen haben würde. Wie lange würde er bereit sein zu leiden? Und wieso sollte er überhaupt leiden wollen? Für mich?
     
    Trennung war nicht gut für uns. Das wusste ich genau. Sharma in seinem Kellerloch ohne Sonnenlicht und ich hier in meiner Luxuswohnung. Was für ein Gegensatz!
     
    Ich konnte mir nicht vorstellen, warum dieser wunderbare Mann mich gerne heiraten sollte und dass es ihm später nicht leid tun würde. In mir keimte immer wieder die schreckliche Idee, ihn wegzustoßen. Trotzdem liebte ich ihn abgöttisch.
    Kopf kaputt.
    Naja, vielleicht.
    Ich wollte ihn behalten, aber mit einem gesunden Kopf. Ich wollte mich ihm nicht zumuten, dafür war er mir zu schade. Aber er wollte mich. War auch SEIN Kopf kaputt? Trennung konnten wir nicht ertragen.
    Was konnte ich nur tun, um aus diesem Teufelskreis aus zubrechen? Ich hatte keine Ahnung.
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
    Kraftlos
     
     
    Was passierte mit uns? Wir hatten keine Kraft mehr. Wir hetzten durch die Stadt von einem Amt zum anderen und versuchten, seine Scheidung anerkennen zu lassen. Wir ließen Sharmas Scheidungsurteil von einem Dolmetscher übersetzen

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