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Bis bald, Sharma!

Bis bald, Sharma!

Titel: Bis bald, Sharma! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlies Bhullar
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war schwach. Oft hab ich dir kein Vertrauen geschenkt und war selbst traurig darüber.
    Ich weiß, du bist meine große Liebe - ich will mit dir immer zusammenbleiben. Ich werde bald zu dir kommen, weil ich es ohne dich nicht länger aushalte.
     
    ICH LIEBE DICH – bis bald, Sharma!
    Deine Jasmin
     
    Ich steckte den Brief in ein wunderschönes Blumenkuvert und malte wie ein kleines Mädchen überall rote Herzen drauf. Ich schnitt aus einer Zeitschrift das Foto eines indi schen Mädchens und das eines indischen Jungen und klebte sie als Jatinder und Parwinder auf den Brief. Bestimmt würde Sharma darüber lachen, weil die beiden so gar nicht wie seine eigenen Kinder aussehen, oder vielleicht doch? Dann klebte ich noch ein Foto von mir, auf dem man meine Beine gut sah, auf den Brief. Ich wusste, dass er meine Beine so liebte. Ein Brustfoto legte ich auch bei und einen kleinen Geldschein. Dann kaufte ich die schönste Briefmarke, die ich finden konnte und gab alles zur Post. In zwei bis drei Tagen würde der Brief in Salzburg ankommen.
     
    Endlich fand mein Herz ein bisschen Ruhe. Das Wissen darum, dass Sharma bald meinen Liebesbrief in den Händen halten würde, machte mich total glücklich. Ich wollte ihn wissen lassen, wie sehr ich ihn liebte und verehrte. So ein Liebesbrief ist schon etwas Wunderbares. Man macht sich selbst damit eine Freude.
     
    „Du bist mein bunter Schmetterling, der von Blume zu Blume flattert, du bist meine Sonne, die mich wärmt an kalten Tagen, du bist mein geheimnisvoller Mond in der Stille der Nacht. Du bist die Musik in meinen Ohren und du bist der Glaube an das Gute. Du bist der Regenbogen, der mit seiner Farbenpracht mein Herz erfreut und du bist auch der Wind, der meine Gedanken trägt. Du bist die Stille des Universums, die mich friedlich macht. Du bist der Vogel, der mir im Morgengrauen ein Lied singt und du bist der Sonnenstrahl, der mein Herz vergoldet. Du bist die große Welle, die mich fortträgt zu unbekannten Ufern und du bist der starke Baum mit seinen grünen Blättern, der mich beschützt. Du bist mein pulsierendes Herz, das mich am Leben erhält. Du bist mein Seelenbruder, meine Liebe, mein Herz - du bist Eins mit mir.“
     
    schrieb ich Sharma einen Tag später.
     
     
     
     
     
     
     
    Zwischen Botschaft und Ministerium
     
     
    Wir warteten und warteten. Es war zum Verrücktwerden! Warum kamen die Papiere nicht? Das letzte Dokument, die endgültige Scheidung, war immer noch nicht aus Indien an gekommen. Die Zeit zerrann. Wir wurden langsam mürbe. Der schöne Sommer, den wir gemeinsam verbringen wollten, strich dahin. Die ständigen Abschiede zerrissen unsere Herzen. So wollte ich nicht leben. Seit dem 1. April, als sein Bruder die falschen Papiere aus Indien mitgebracht hatte, waren nun drei weitere Monate vergangen. Ich kam mir vor, als hätte ich eine lange Gefängnisstrafe zu verbüßen, ich sah kein Licht am Ende des Tunnels.
    Als ich mich fast schon dazu entschlossen hatte, selbst nach Indien zu fliegen, rief Sharmas Schwägerin bei mir an - es war am 30. Juni, meinem Geburtstag - und verkündete mir die frohe Botschaft, dass die Papiere per Express ein getroffen seien. Ich konnte es nicht fassen. Ich musste immer wieder nachfragen, ob die Papiere tatsächlich gekommen waren Ja, sie waren wirklich da. Ich setzte mich in den Zug, um in dem dreißig Kilometer entfernten Ort die Papiere abzuholen. Ich hatte nicht viel Zeit, weil ich anschließend zu Sharma nach Salzburg fahren wollte. Er hatte dort meinen Geburtstag vorbereitet und wusste noch nichts von der Ankunft der Dokumente. Ich wollte ihn überraschen. Ich packte in Windeseile meine Tasche und fuhr gegen Abend nach Salzburg.
    Was für eine große Fr eude, ihn am Bahnsteig zu sehen. Wir hatten uns wochenlang nicht mehr gesehen. Ich fiel ihm um den Hals und schrie förmlich:
    „Sharma, mein Liebling, dein Scheidungsurteil ist ange kommen!“ Er erstickte meine Worte mit einem innig langen, zärtlichen Kuss. „Happy Birthday, Jasmin, meine Süße, alles Gute zu deinem Geburtstag“, sagte er und überreichte mir einen Strauß roter Rosen.
    In dieser Nacht schliefen wir so glücklich wie noch nie Arm in Arm ein.
    Am nächsten Morgen beeilten wir uns, um zum Übersetzungsbüro zu kommen. Es war Freitag und nur an diesem Tag nahm der Dolmetscher Übersetzungen an, um sie am Wochenende zu übersetzen und sie am darauffolgenden Montag auszuhändigen. Aber welch böse Überraschung - wir kamen drei Minuten

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