Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bis bald, Sharma!

Bis bald, Sharma!

Titel: Bis bald, Sharma! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlies Bhullar
Vom Netzwerk:
Rechtsanwalt. Aber auch dieser sagte mir genau dasselbe. Ich fühlte mich innerlich wegfliegen - ich war wie abgestorben. Was sollte das für eine Welt sein, in der Liebende wegen einer irrsinnigen Bürokratie nicht zusammenkommen durften? Für was wurden wir bestraft? Wir waren schon zu lange getrennt - es reichte jetzt! Ich würde mich auf keinen Fall damit abfinden. Ich würde eine Lösung finden.
    Am Abend redete ich mit Sharma am Telefon. Er war genauso vor den Kopf gestoßen wie ich. Er wollte es nicht glauben und meinte, die Leute würden nur Unsinn reden - aber das war bitterer Ernst.
    In dieser Nacht schlief ich überhaupt nicht gut und dachte über eine Lösung nach. Es schmerzte mich, dass ich schon wieder von Sharma getrennt war und mich nicht an ihn kuscheln konnte. So weinte ich still in mein Kopfkissen über die Ungerechtigkeit und Härte dieser bürokratischen Welt. Manchmal dachte ich sogar an Selbstmord, aber das wollte ich Sharma nicht antun - außerdem wollte ich wissen, ob mein Buch jemals gedruckt werden würde. Naja, Selbstmord war wirklich keine Lösung.
    Es war Hochsommer, Mitte Juli. Meine Liebe lebte nun schon über ein Jahr getrennt von mir. Ich konnte den Gedanken nicht ertragen, dass schon ein Jahr vergangen war. Wie viele Jahre würden es noch werden? Es war fast wie eine Gefängnisstrafe.
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
    Kampf ums Ehefähigkeitszeugnis
     
     
    An einem Sonntag fuhr ich wieder zu meinem Traumprinzen, der sehnsüchtig auf mich wartete. Wie immer schenkte er mir eine Rose. Diesmal eine geklaute aus Nachbars Garten. Wir wussten, dass die schwerste Zeit noch vor uns lag. Wir wollten um das Ehefähigkeitszeugnis kämpfen. Wir hatten keine Ahnung, wo wir es beantragen sollten.
     
    Inzwischen hatte Sharma auch die Ablehnung vom Bundesasylamt bekommen - das machte uns noch mehr Sorgen. Alle Probleme stürzten jetzt auf uns ein. Schritt für Schritt mussten wir sie lösen. Zuerst einmal fuhren wir nach Wien -  die zwei Wochen waren vergangen, in denen seine Papiere beim Innenministerium liegen mussten. Sharma hatte Angst, dass wir sie nicht zurückbekämen und der Beamte sein Wort brechen könnte, wie es in Indien üblich ist, aber ich beruhigte ihn - wir würden sie sicher bekommen. Es dauerte genau eine halbe Stunde, dann bekamen wir sämtliche Papiere ausgehändigt, wunderschön gestempelt - überall leuchteten uns riesige grüne Stempel entgegen. Sharmas Kommentar dazu: „Kleiner Furz - kleiner Stempel, großer Furz - großer Stempel.“
    Wir verschwendeten keine Zeit, gönnten uns in Wien nicht einmal einen Spaziergang und fuhren mit dem nächs ten Zug wieder heim.
    Das Wochenende über hatten wir Zeit, uns zu überlegen, wie wir weiter vorgehen sollten. Auf keinen Fall wollte ich unser Ehefähigkeitszeugnis in meiner Heimatstadt beantra gen, weil mir der Beamte dort jeglichen Mut genommen hatte. Ein halbes Jahr warten, bis Sharmas Papiere nach deutschem Recht sämtliche Kontrollen durchlaufen hätte? Nein - ein halbes Jahr oder noch länger wollte ich auf keinen Fall warten - lieber wäre ich gestorben! Ich wollte mich ursprünglich bei meinem Bruder in Herrsching anmelden, weil ich hoffte, beim dortigen Standesamt einen milderen Standesbeamten vorzufinden, aber ich verwarf diese Idee wieder, weil es mir zu weit war. Sharma brachte mich auf eine Idee. Warum nicht die deutsche Grenzstadt Freilassing?
    Mit zitternden Knien fuhr ich also am 25. Juli nach Frei lassing und suchte dort das Rathaus auf, das gar nicht weit weg vom Bahnhof lag. Ein netter, älterer Beamter schaute mich über seinen Brillenrand hinweg freundlich an und studierte unsere Papiere aufs Genaueste. Dann sagte er ruhig zu mir:
    „Ja, mit diesen Papieren versuchen wir die einfache Prü fung zu machen. Wir müssen alles zur Oberaufsicht nach Bayerisch Gmain schicken - in ein oder zwei Wochen haben Sie dann ihr Ehefähigkeitszeugnis.“
    Ich traute meinen Ohren nicht - mir w ar schwindlig vor Glück. Ich verließ das Standesamt im Glücksrausch, spazierte ein bisschen in dem schönen Ort herum und wollte nur aus Spaß Passanten nach einem Zimmer fragen, weil ich mich ja in diesem Ort anmelden musste, um überhaupt dieses Zeugnis zu bekommen. Und ich weiß nicht, welcher gnädige Gott mir einen Engel vom Himmel sandte, ich sprach auf der Straße eine nette ältere Frau an und fragte sie einfach nach einem Zimmer. Sie schaute mich mit großen, verwunderten Augen an und

Weitere Kostenlose Bücher