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Bis bald, Sharma!

Bis bald, Sharma!

Titel: Bis bald, Sharma! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlies Bhullar
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heraus und landete in doppelter Ausführung in meinen Händen. Vorher drückte Herr Maier noch kräftig seinen Stempel drauf und sagte:
    „Ein bisschen warten, er ist noch nass!“, und blies ihn trocken. Ich glaube, das war der schönste Augenblick seit langem. Als ich mich von ihm verabschie dete, sagte ich zu ihm, dass er der netteste Beamte sei, den ich jemals getroffen habe. Er lächelte mild und seine wasserblauen Augen strahlten.
    Mit Blumen in der Hand, die ich vorher noch für Sharma gekauft hatte, raste ich wie eine Verrückte zum Bahnhof, übersah kurz vor dem Bahnhofsgebäude eine Stufe und flog in hohem Bogen auf die Straße. Blumen und Papiere segelten davon, mein Knie blutete heftig und meine kurze weiße Hose war mit Blut getränkt. Blutopfer! Humpelnd sammelte ich mein Hab und Gut wieder auf und wartete auf meinen Zug nach Salzburg. Ich vergaß mein schmerzendes Knie schnell - die Vorfreude auf unsere Heirat war wie eine Droge für mich. Theoretisch konnten wir schon morgen heiraten.
    Sharma holte mich wieder am Bahnhof ab, küsste mich innig und stützte mich, damit ich besser mit meinem verletz ten Knie laufen konnte. Wir tranken schnell Tee, aßen ein Bananenbrot und ich versorgte meine Wunde notdürftig, dann rannten wir zum Standesamt, um vor Mittag noch einen Trauungstermin zu bekommen. Wieder begegneten wir der nettesten Beamtin und der sensibelsten.
    „Oh, mein Gott, hoffentlich sind heute alle Papiere von Ihnen beiden in Ordnung!“ sagte sie feinfühlig und blätterte in den Dokumenten.
    „Super, perfekt, einmalig, alles bestens, und das Ehefähigkeitszeugnis ist auch dabei, na, dann kann‘s wirklich losgehen. Wir haben Ihnen das so gewünscht. Sie beide passen wirklich gut zusammen, das spürt man, wenn Sie in diesem Raum sind. Der ganze Raum erstrahlt von Ihrer Liebe!“, begeisterte sie sich.
    Mir kamen die Tr änen und ich weinte hemmungslos. Die Beamtin gab mir ein Taschentuch, Sharma schaute mich verwirrt an. Ja, dieses Mal weinte ich nicht aus Enttäuschung, weil die Papiere wieder nicht in Ordnung waren, sondern ich weinte vor Glück.
    Diese Beamtin hatte mir das schönste Kompliment meines Lebens g emacht. Sie spürte unsere Liebe. Nach so vielen Monaten der Entsagung endlich Licht!
    „ Me tenhu piar kardi, Sharma“ sagte ich zu ihm.
    „ Me tenhu piar karda, Jasmin“ erwiderte er.
    „Und seine Sprache sprechen Sie auch, das ist ja unglaub lich!“, begeisterte sich die Beamtin.
    Eine halbe Stunde später hatte sie den Antrag für unsere Trauung fertig und fragte uns nach einem Hochzeitstermin. Es war Donnerstag, der 28. Juli und wir entschieden uns für Dienstag, den 2. August.
    Wir würden also am 2. August, um 10.45 Uhr im Schloss Mirabell hier in Salzburg heiraten – endlich, endlich war es soweit! Der ganze psychische Druck der vergangenen Monate war plötzlich wie weggeblasen. Endlich konnten wir frei atmen. Arm in Arm schlenderten wir überglücklich nach Hause, machten uns ein bisschen frisch und tranken in einem nahe gelegenen Gasthaus einen Wein. Die Temperaturen stiegen auf fast vierzig Grad im Schatten, einer der heißesten Tage seit langem. Unsere Liebe hatte ihre Erfüllung gefunden. Jetzt konnten wir ENDLICH, ENDLICH zusammenleben - es würde keine Abschiede mehr geben, unter denen wir so gelitten hatten. Wir konnten unser Glück nicht fassen. Ein gnädiger Gott hatte es gut mit uns gemeint. Nur ganze vier Tage hatte es gedauert und nicht zwei oder acht Wochen oder gar sechs Monate, bis wir das Ehefähigkeitszeugnis erhalten haben.
     
    Vier Tage zuvor hatte mich Sharma in meinen Armen liegend angefleht, dass ich ihn nach Hause holen solle, egal wie, aber er wolle nicht mehr von mir getrennt sein. Ich versprach ihm unter Tränen, dass ich das tun würde. Und es war mir gelungen! Ich war unheimlich stolz auf mich. Ich hatte meine gesamte Energie in dieses Vorhaben gelegt - und ich glaubte bedingungslos an seinen Erfolg.
     
     
    Der Gedanke ist ein Vogel des Weltraums, der in einem Käfig von Worten seine Flügel wohl zu entfalten vermag, doch nicht fliegen kann.
     
     
     
     
    Hochzeit und … böse Überraschung
     
    Wir konnten es nicht fassen! Heute war der Tag, an dem wir uns das Jawort geben würden.
    Einen Tag zuvor fuhr ich zu meiner Liebe und wir bereiteten das Festessen für die Hochzeitsfeier vor. Sharma kochte indisches Kichererbsen-Dhal und Hühnercurry - die Salate und Nachspeisen würden wir am Hochzeitstag zubereiten.
    Unsere Herzen

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