Bis bald, Sharma!
über seinen goldenen Brillenrand hinweg verschmitzt an. Was für ein Glück, so einen Beamten anzutreffen.
„Mein Inder ist bei der Botschaft und holt grad die Papiere, können Sie bitte noch ein paar Minuten warten?“, sagte ich zaghaft.
„Kein Problem, ich habe sowieso noch einiges zu tun, Sie können gerne hier warten. Haben Sie Lust auf ein paar Aprikosen?“, sagte er und quetschte vier goldgelbe Früchte durch die enge Durchreiche unter dem Panzerglasfenster. Mir fehlten die Worte. Es gab wirklich auch nette Beamte. Danke, lieber Herr Goldkorn. Ich war total unruhig und konnte nicht auf meinem Stuhl ruhig sitzen bleiben. Immer wieder schaute ich nach draußen, um zu sehen, ob Sharma schon mit den Papieren kam. Theoretisch müsste er, wenn er die Papiere um 16 Uhr in der Botschaft bekommen hätte, um 16:15 Uhr doch da sein - warum kam er nicht, verdammt noch mal! Die Zeit verrann. Es wurde halb fünf, dann fünf Uhr und noch immer keine Spur von Sharma. Ich war riesig enttäuscht. Hatte er die Papiere in der Botschaft nicht bekommen? Warum nicht? Um 17 Uhr verriegelte sich die Tür des Ministeriums automatisch und keiner konnte mehr eintreten. Nur ich war noch drinnen - und durfte bleiben. Um 17:20 Uhr piepste mein Handy - das vereinbarte Zeichen, dass Sharma nun die Papiere in Händen hielt. Jetzt zeigte sich, wie schnell Sharma rennen konnte. Und tatsächlich, zehn Minuten später kam er schweißgebadet herein mit seinem schönen Lächeln und übergab uns die Papiere.
„Warum hat es denn so lang gedauert, Sharma?“
„Mein Gott, Jasmin, dieser gemeine Chef hat sein Wort nicht gehalten, er ließ mich einfach vor verschlossener Tür warten und öffnete erst um 17 Uhr und da musste ich wieder warten, bis mir der Kragen platzte und ich mit dem Chef redete. Ich erklärte ihm, dass ich die Papiere sofort bräuchte, weil meine Frau im Ministerium schon darauf warte, aber das ließ ihn absolut kalt. Er sagte nur, alle müssen warten!“ Der Aprikosen essende Beamte lächelte nur und sagte:
„Hopp, hopp ... her mit den Papieren!“
Er schaute sie nur kurz mit seinem Kennerblick an und sagte: „Sind alle in Ordnung, super übersetzt, sie können sie in genau zwei Wochen wieder bei mir abholen. Bringen Sie dann bitte 110,40 Euro mit! Das ist alles. Viel Glück für euch zwei Turteltauben – na, das sieht man, dass ihr euch liebt. Jaja, die Frauen, was die alles bewirken. Ich hab selbst seit über vierzig Jahren ein und dieselbe.“
Dabei lachte er herzlich und Schalk stand in seinen Augen. „Und jetzt schnell nach Hause mit euch, na, heut Nacht wird‘s sicher bei euch was geben, ja?“
Dabei zwinkerte er uns mit einem Auge zu und kicherte dabei.
Völlig ausgelaugt und müde fuhren wir wieder heim nach Salzburg. Endlich duschen, ein warmes, kuscheliges Bett und ein heißer Tee. Ganz eng aneinander gekuschelt erzähl ten wir uns Geschichten und ließen den Tag Revue passieren. In dieser Woche hatten wir unheimlich viel geschafft. Am 22. Juli durften wir die Dokumente beim Ministerium wieder abholen. Jetzt war nur noch eine Hürde zu überwinden:
Das Ehefähigkeitszeugnis!
Und das würde nicht einfach sein. Denn wie Herr Wolf vom Regensburger Standesamt schon zu mir gesagt hatte: „Was? Eine Deutsche will einen Inder in Österreich heiraten? Das gibt‘s doch nicht! Na, das kann lange dauern, mindestens sechs Monate!“ Ich glaubte ihm damals kein Wort.
Am Sonntagabend fuhr ich wieder zurück nach Regensburg und mein erster Gang am Montag war: Sofort zum Standesamt.
Es lief mir eiskalt den Rücken hinunter. Was ich da zu hören bekam! Der Beamte erklärte mir, dass ich das Ehe fähigkeitszeugnis entweder in Österreich oder in Deutschland beantragen könne, aber in jedem Fall müssten Sharmas sämtliche Papiere dazugelegt werden und würden genauestens überprüft. Durch das Auswärtige Amt, also die deutsche Botschaft, würden Sharmas Urkunden auf inhaltliche Richtigkeit und von einem Vertrauensanwalt die Identität seiner Person in Indien überprüft. Dieser ganze Prozess würde circa sechs Monate dauern, also ein halbes Jahr. Auch wenn wir das Ehefähigkeitszeugnis in Salzburg beantragen sollten, würde es nach Regensburg geschickt werden, weil ich dort gemeldet bin. Wir könnten diese Prüfung also nicht umgehen.
Nein, ein halbes Jahr konnten wir nicht mehr warten, wir hatten schon zu lange gewartet!
Wie versteinert verließ ich das Standesamt und ging sofort zu meinem
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