Bis bald, Sharma!
sagte:
„Naja, ICH könnte Ihnen von meiner Wohnung ein Zim mer vermieten, da meine Tochter grad ausgezogen ist.“
Ich dachte, ich hatte mich verhört. Benommen vor Glück erzählte ich ihr meine Geschichte, wie sehr ich meinen indischen Traumprinzen liebte und wie lange wir schon getrennt waren und dass ich das Zimmer nur einen Monat bräuchte. Sie sagte sofort zu.
Ich versprach, am nächsten Tag wieder zu kommen und den Mietvertrag zu unterschreiben. Sharma würde Augen machen! Sechs Minuten Fahrzeit von Freilassing nach Salz burg - ein Katzensprung. Sharma stand am Bahnsteig und machte große Augen, als ich ihm meine Geschichte erzählte. Es gibt ein Buch mit dem Titel „Wenn Gott zwinkert“. Da hat Gott aber mehr als gezwinkert, er hat gleich einen Engel zu uns geschickt.
Am nächsten Tag fuhr ich wieder nach Freilassing und ging direkt zu der lieben Frau, unserem Engel, und wir schlossen den Mietvertrag ab. Schade, dass ich niemals in diesem wunderschönen, luxuriösen Zim mer wohnen werde. Glücklich und stolz lief ich zum Einwohnermeldeamt der Stadt und meldete das Zimmer als meinen zweiten Wohnsitz an. Die Anmeldung hielt ich – ruck, zuck - in Händen und klopfte damit ein Zimmer weiter beim Standesamt an, wo mich Herr Maier mit gütigen Augen ansah.
„Ah - da sind Sie ja, guten Morgen!“, sagte er mit guter Laune. Er schaute sich nochmals genauestens unsere Papiere an und sagte dann:
„Sie kriegen Ihr Ehefähigkeitszeugnis, wenn Ihr Verlobter mit einer Unterschrift erklärt, dass er keine Heiratsurkunde besitzt, weil so eine Urkunde in Indien nicht üblich ist.“ Also wieder mit dem nächsten Zug nach Salzburg und wir überlegten, ob wir das Risiko eingehen sollten, nach Freilassing zu fahren. Wir taten es. Vor den Augen des Standesbeamten unterschrieb Sharma seelenruhig seine Erklärung, dass er keine Heiratsurkunde vorweisen kann. Herr Maier schaute sogar Sharmas Pass an, wollte aber nur wissen, ob die Identität der Person richtig ist. Ich sank fast vom Stuhl aus schlechtem Gewissen und drückte Sharmas Hand unter dem Tisch ganz fest. Wir schafften es. Nach einer Viertelstunde hielten wir den Antrag für das Ehefähigkeitszeugnis in Händen und das Dokument für die Prüfung seiner ausländischen Ehe-Entscheidung, das ich bei der Standesamt-Oberaufsicht in Bayerisch Gmain vorzulegen hatte. Wie im Rauschzustand fuhren wir wieder nach Salzburg zurück und fielen uns in die Arme. Wir hatten die wichtigste Hürde überwunden. Morgen würde ich allein nach Bayerisch Gmain fahren und mit ein bisschen Glück das so wichtige Zeugnis bekommen, das uns den Freibrief für unsere Heirat geben würde.
Mit klopfendem Herzen und bei drückend schwülem Wetter fuhr ich mit dem Zug nach Bayerisch Gmain. Auf einer wenig befahrenen Landstraße wanderte ich bei hochsommerlichen Temperaturen von über dreißig Grad zum Berchtesgadener Landratsamt. Bevor ich eintrat, setzte ich mich auf eine nahe gelegene Bank und betete: „Lieber Gott, bitte schicke mir auch dieses Mal einen Engel, der mir helfen wird. Lieber Gott, du weißt, wie sehr wir uns lieben - bitte führe uns endgültig zusammen!“
Dann klopfte ich an die Tür mit der Aufschrift: „Auslän derangelegenheiten“. Ein junger Mann mit rotem Schopf schaute mich kritisch über seinen Brillenrand hinweg an und wieder studierte auch er unsere Papiere genauestens. Es war drückend schwül in diesem Büro und mir lief der Schweiß über meinen Rücken hinunter, aber ich blieb ganz ruhig. Gott würde mir helfen, das wusste ich jetzt.
„Oh, oh ... Ihr Verlobter war ja gar nicht bei seiner Schei dung anwesend und auch kein Rechtsanwalt hat ihn vertreten. Er wurde ohne Anhörung geschieden. In einem Rechtsstaat ist so etwas nicht üblich Aus diesen Papieren ist nicht ersichtlich, dass er mit dieser Scheidung einverstanden ist. Er erklärt ja nur, dass er geschieden wurde. Wir brauchen seine Erklärung über die Anerkennung seiner Scheidung, dass er es auch selbst gewollt hat, sonst kann ich Ihnen das Ehefähigkeitszeugnis nicht ausstellen“, erklärte mir der Beamte.
Ich verlor keine Zeit - also wieder mit dem Zug zurück nach Salzburg zu Sharma. Ich setzte ein Schreiben auf, aus dem hervorging, dass er mit seiner Scheidung einverstanden war und ließ ihn unterschreiben. Gott sei Dank musste er diese Erklärung nicht an Eides statt abgeben, es genügte dem Beamten tatsächlich, dass ich ihm dieses Schreiben mit Unterschrift brachte.
Ich raste in
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