Bis bald, Sharma!
glühten. Wir waren voller Vorfreude. Wir waren im Glückstaumel gefangen. Nach so langer Zeit des Darbens würden wir endlich - endlich für immer vereint sein. In dieser Nacht konnten wir absolut keine Ruhe finden, küssten uns ohne Ende und fieberten dem Hochzeitstag entgegen.
Dann kam der ersehnte Tag - der 2. August 2005. Wir ließen das Frühstück aus und machten uns gleich an die Vorbereitungen. Ich raste zum Frisör, während Sharma unsere Gäste, Mario und Margitta und später Rampal, Sabi und Daniel, meinen Sohn, empfing. Die ungeschickte Frisörin verpasste mir eine schreckliche Hochzeitsfrisur. Ich wollte wilde Locken, sie drehte mir armselige Schnittlauch-Locken. In Windeseile quetschte ich mich unter Mithilfe der geschickten Hände von Christa-Maria in den herrlich rot-goldenen Sari und schminkte mich. Ich versuchte, meine misslungene Frisur noch zu retten, aber da war nichts mehr zu machen. Im anderen Zimmer zog sich Sharma an. Sein silbergrauer Anzug glitzerte in der Morgensonne und der goldorangene Turban passte wunderbar zu seiner goldbraunen Haut. Was für ein schöner Mann!
Um 10.30 Uhr fuhren wir mit Rampals rotem Mercedes zum Standesamt ins Schloss Mirabell und gaben uns im großen Trauungssaal das Jawort. Sharma und ich hatten Tränen in den Augen. Ich hatte das Gefühl, ein Film würde an mir vorüberziehen, so unwirklich erschien mir die Situation. Wir hatten so lange auf diesen Tag gewartet, dass wir es nicht fassen konnten, dass er nun endlich gekommen war.
Es war ein wunderschöner, warmer Tag und nachdem wir Mann und Frau geworden waren, spazierten wir mit den Gästen in den Mirabellgarten und tranken ein Glas Sekt. Margitta machte wunderschöne Fotos von uns, während Sharma mich innig in seinen braunen Armen hielt. Zuhause stellten wir Tische und Stühle in den Garten und deckten den Tisch. Margitta bereitete Salate für acht Personen und mein angetrauter Mann buk Chapati. Christa-Maria half uns den Tisch liebevoll zu decken. Es war ein herrliches Festmahl. Das Essen schmeckte allen köstlich. Ich saß neben meinem indischen Traumprinzen und war high vor Glück. Vielleicht hat auch der Rotwein ein bisschen dazu beigetragen.
Gegen Abend ging die gesamte Hochzeitsgesellschaft in der Stadt spazieren. Ich trippelte neben Sharma her, denn mein Sari war untenherum zu eng gewickelt. Ich kam über haupt nicht mehr mit, deshalb hob ich meinen Sari etwas an und konnte endlich größere Schritte machen. Immer wieder umarmte und küsste mich Sharma und legte beschützend seinen Arm um meine Schultern. Ich war glücklich - wirklich glücklich.
Gegen Abend verließen uns die Gäste, nur sein Bruder blieb noch bei uns. Am nächsten Tag packten wir all unsere Sachen in zwei große Taschen, um für immer dieses verhasste Salzburg zu verlassen. Drei Tage später fuhren wir mit dem Schnellzug nach Wien zur Deutschen Botschaft, um Sharmas Visum abzuholen, aber die Botschaft akzeptierte Sharmas kaputten Pass nicht und forderte einen neuen. Wir rasten zur indischen Botschaft, um einen neuen zu beantragen, aber der dauert circa fünfundvierzig Tage. Wir wussten, was dies bedeutete. Wir mussten ohne Visum nach Hause fahren, denn Sharma wollte keine Stunde länger ohne mich hier bleiben. Bitterkeit legte sich über unsere Gemüter. Wir nahmen unsere Reisetaschen, verabschiedeten uns von dem lieben Vermieter und fuhren mit dem Zug nach Hause. Wir wussten nicht, was die Zukunft uns bringen würde! Wie lange würde die Erneuerung des Passes dauern? Und wie lange das Visum? Wenn wir damals schon gewusst hätten, in welch schreckliche Mühlen der Bürokratie wir hineinrutschen würden, hätten wir damals den Geist schon aufgegeben. Aber, Gott sei Dank, hatten wir damals noch nicht den blassesten Schimmer.
Den ganzen August genossen wir am See, bauten den von seinem Bruder geschenkten Bauernschrank und das wunderschöne Hochzeitsgeschenk, ein rostrotes Sofa, zusammen und kochten uns jeden Tag gesundes Essen und aßen frische Salate und Obst. Sharmas Stimmung war gedrückt, weil er sich nun illegal in Deutschland aufhielt trotz unserer Heirat. Wir wussten, dass wir zuerst seinen neuen Pass aus Wien abholen und mit diesem zur deutschen Botschaft mussten, um das Visum zur Familienzusammenführung zu beantragen. Wir hatten ein ungutes Gefühl - und die Zeit lief uns davon.
Jeden Abend, wenn es dunkel wurde, spazierten wir ge meinsam am Kanal entlang und passten auf, dass wir nicht der Polizei vor
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