Bis das Blut gefriert
sie in Richtung Dorf fuhren. Beide spürten den Fahrtwind. Beide schmeckten den Staub, und beide waren überglücklich, dies zu können. Sie hatten es geschafft und waren dem Grauen entwischt.
Rosanna hatte den Kopf gedreht und ihn gegen den Rücken ihres Freundes gedrückt. Ihr Gesicht war so unbeweglich. Es schien aus Stein gemeißelt zu sein.
Immer wieder erlebte sie den Schrecken. Sie sah den Brunnen und das viele Blut mir den Gebeinen. Sie konnte auch nicht die schrecklichen Gestalten aus ihrer Erinnerung tilgen und war sich sicher, dass sie erst einen Anfang erlebt hatten...
***
Die Conollys hatten auf mich in einem dieser typischen Cafés gewartet, nicht weit vom Vatikan entfernt. Das Grundstück bot genügend Platz für Tische und Stühle, die an der Seite unter dem Blätterdach wuchtiger Eichen standen. Hier ließ es sich aushalten, und auch der Straßenverkehr wirkte nicht mehr so nah.
Ich sah sie hinten in der Ecke neben einem blühenden Oleanderstrauch sitzen und ging über den gesprenkelten Boden aus Licht und Schatten. Die Tische waren von Touristen besetzt, die im Heiligen Jahr die Ewige Stadt überfallen hatten und sich ihren Ablass holten, indem sie verschiedene Messen und Stätten besuchten. Zahlreiche Sprachen erreichten meine Ohren. Ich schaute auch in manch exotisches Gesicht. Suko wäre hier auch nicht aufgefallen.
Nach der Kühle in den Räumen der Weißen Macht kam mir die Wärme doppelt so stark vor. Ich ließ meine leichte Jacke allerdings an. Die Beretta wollte ich nicht unbedingt offen tragen.
»Da bist du ja«, sagte Bill, als er mir einen Stuhl zurechtschob. »Hat ja lange gedauert.«
»Es gab auch einiges zu besprechen.«
»Und jetzt?«
»Habe ich Durst.«
Auf einen Kaffee wollte ich verzichten. Wasser war am besten. Ein Kellner hatte mich gesehen. Bei ihm bestellte ich eine große Flasche Wasser, die Connollys entschieden sich für einen halben Liter Rosé, denn Kaffee wollten sie nicht mehr trinken.
Sie waren beide locker und sommerlich gekleidet. Sheila in ihrem hellen Leinenkleid, zu dem sie eine dunkelblaue Kette aus Herzperlen um den Hals gehängt hatte. Die Füße steckten in bequemen Leinenschuhen mit flachen Absätzen, die auch Freund Bill trug, der sich für eine blaue leichte Sommer-Jeans entschieden hatte, wobei das weiße Hemd über den Hosengürtel baumelte.
Sheila, mit sommerlichem Kurzhaarschnitt, lächelte mich an und schob dabei die Sonnenbrille etwas nach vorn. »Wenn ich dich so ansehe, John, habe ich das Gefühl, dass dein Urlaub vorbei ist.«
»Urlaub? Ich habe davon nicht gesprochen.«
»Aber daran gedacht.«
»Naja«, gab ich zu, »ein wenig schon. Doch die Dinge liegen jetzt einfach anders.«
»Ignatius hat also keinen falschen Alarm gegeben«, sagte Bill.
»So ist es.«
Beide Conollys waren gespannt, was ich ihnen zu berichten hatte. Damit ließ ich mir noch Zeit.
Zunächst wurde das Wasser serviert, und ich war froh, mich erfrischen zu können. Das Zeug zischte in meine Kehle. Es erfrischte wunderbar und machte mich auch nicht müde wie Wein oder Bier.
Ich schenkte mir schnell nach und löste anschließend endlich die Spannung der beiden, als ich ihnen berichtete, was mir bei Ignatius widerfahren war.
Auch die Conollys hatten im Laufe der Jahre schon einiges erlebt. Ihnen war nichts Menschliches und auch nichts Dämonisches fremd, doch als sie von dem gefrorenen Blut hörten, da bekamen sie schon einen leichten Schauer, denn das hatten sie auch nicht erwartet.
»Blut wie Eis?«, fragte Sheila.
»Ich lüge nicht.«
»Nein, nein, das habe ich auch nicht angenommen. Aber woher ist es gekommen?« Sie schaute ihren Mann an. »Kannst du dir vorstellen, dass es in einem Taufbecken gelegen hat?«
»Nur schwer. Aber wenn John das sagt, wird es schon stimmen.«
»Leider.« Ich räusperte mich. »Ein Pfarrer fand es und hat es Ignatius zukommen lassen. Es war kein normales Blut, sondern das eines Dämons oder wie auch immer.« Ich zuckte mit den Schultern. »Somit bin ich an der richtigen Stelle.«
Bill tippte auf den Metalltisch. »Aber nicht hier – oder?«
»Nein. Ich habe mit Ignatius vereinbart, den Ort des Fundstücks zu besuchen. Wir sind beide der Meinung, dass wir dort ansetzen müssen. Das ist die Quelle.«
»Weit von hier?«
»Ein paar Kilometer außerhalb in den Bergen. Ein Dorf, malerisch, etwas abgelegen. Ich kenne ähnliche Orte aus früheren Fällen. Das ist genau der Weg, den wir einschreiten müssen.«
Bill, der seiner
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