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Bis das der Biss uns scheidet

Bis das der Biss uns scheidet

Titel: Bis das der Biss uns scheidet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mari Mancusi
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wird. »Aber ich schwöre dir, sie ist fertig mit Pyrus. Ich meine, der Typ hat sie geschlagen. Er hat sie brutal abserviert. Sie wird auf keinen Fal ... « Ich verstumme. Das war's dann mit meinem James-Bond-Einsatz.
    Jareth stößt einen langgezogenen Seufzer aus. »Tja, ich schätze, wir werden es darauf ankommen lassen müssen«, sagt er schließlich. »Und hoffen, dass wir nicht zu spät kommen.«

8
    „Meinst du, es gibt Ratten da unten?«, frage ich besorgt, während ich zusehe, wie Jareth mit einem Brecheisen ein großes Metal gitter im Straßenpflaster aufstemmt. Das Gitter ächzt, als es aus seiner jahrzehntelangen Ruhelage gehievt wird. Eine
    schleimbedeckte rostige Leiter kommt zum Vorschein, die in die Dunkelheit hinabführt.
    Ich unterdrücke ein Schaudern, als ich in das schwarze Loch hinunterstarre, in das wir gleich steigen werden. Also ehrlich, Sunny!
    Was wäre so schlimm daran gewesen, sich im Vier Jahreszeiten mit Zimmerservice und jeder Menge frei herunterladbaren Filmen zu verschanzen, wenn ihr schon auf der Flucht seid?
    Ein paar Stunden vor Sonnenaufgang sind wir in New York City gelandet. Unterwegs habe ich wirklich versucht, ein wenig zu schlafen, aber mal ehrlich – man schlummert nicht so leicht, wenn das Leben der eigenen Schwester auf dem Spiel steht. Als sie die Kabinentüren geöffnet hatten und wir aussteigen konnten, war ich so müde, dass ich kaum klar sehen konnte. Jareth schien es nicht viel besser zu gehen. Was nicht verwunderlich ist, denn so weit ich es mitgekriegt habe, wurde er die ganze Nacht von Albträumen gequält. Auf seinem Liegesessel hat er sich hin und her geworfen und den Namen seiner Schwester gestöhnt.
    Er tut mir leid und ich wünschte, ich könnte ihm irgendwie helfen, seine Schuldgefühle zu überwinden. Dabei hoffe ich gleichzeitig, dass sie ihn nicht von unserer Mission ablenken werden.
    »Im Moment sind Ratten unser geringstes Problem«, entgegnet Jareth und befestigt das Brecheisen an seinem Gürtel. Dann sucht er mit den Augen ein letztes Mal den kleinen Park, in dem wir uns befinden, nach umherstreifenden früh-morgendlichen Polizeipatrouil en ab. Vom Flughafen aus haben wir ein Taxi zum FinancialDistrict in Downtown genommen, wo Jareth in einen Eisenwarenladen gegangen ist, um Werkzeug zu beschaffen, und ich in eine Metzgerei, um ein Pfund rohes Hackfleisch zu holen, das ich schon auf dem Weg hierher verschlungen habe. Da wir undercover unterwegs sind, konnten wir keine Blutspender mitnehmen und auch nichts von dem synthetischen Vorrat des Zirkels. Denn wenn dort jemand bemerken würde, dass etwas fehlt, würde man es möglicherweise Pyrus berichten.
    »Geringste Sorge hin oder her, sie sind trotzdem echt eklig«, beharre ich. »Diese Knopfaugen, diese nackten Schwänze … Ich meine, warum sind ihre Schwänze überhaupt nackt, verdammt noch mal?Das ist doch unnötig.« Mein Magen knurrt laut und schert sich offenbar kein bisschen darum, dass ich eigentlich gerade über widerwärtiges Ungeziefer nachdenke. Hoffentlich kann der Vampirzirkel, bei dem Sunny und Magnus untergekommen sind, uns ein paar saftige Cocktails spendieren. Das Letzte, was ich jetzt brauche, ist übermäßiger Hunger und ein Rückfal , nach dem ich so viel Zeit in diese Vampir-Reha investiert habe, um maßvolles Trinken zu lernen.
    »Also, ich bin sicher, dass sie dich genauso unheimlich finden«, bemerkt Jareth. »Vor allem, weil du überhaupt keinen Schwanz hast. So, und jetzt runter mit dir! Bevor uns noch jemand sieht!«
    »Okay.« Nach einem weiteren Blick in den dämmerigen Park klettere ich die Leiter hinunter in die lauernde Kanalisation. Jareth folgt mir und zieht hinter sich mit seinen Vampirkräften das Gitter wieder über das Loch, um unsere Spuren zu verwischen und damit unser unerlaubtes kleines Kanalabenteuer nicht vom NYPD oder von besorgten Bürgern entdeckt wird. Auf keinen Fal dürfen uns irgendwelche übereifrigen, von staatlichen Kampagnen sensibilisierten Zeitgenossen für Terroristen halten.
    Im gleichen Moment, in dem ich von der Leiter auf den glitschigen Betonboden springe, kracht das Gitter über uns mit einem lauten Knal zu. Nun dringt noch nicht einmal das spärliche Morgenlicht in den Schacht und wir stehen plötzlich in vol kommener Dunkelheit. Blinzelnd versuche ich, meine Augen daran zu gewöhnen, und wünschte, ich hätte als Lebende mehr Möhren gegessen. Normale Vampire haben, wie ich schon erwähnte, absolute Adleraugen, aber meine sind wegen

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