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Bis das der Biss uns scheidet

Bis das der Biss uns scheidet

Titel: Bis das der Biss uns scheidet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mari Mancusi
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packt mich an der Schulter und ich wirbele herum, während mir das Herz bis zum Hals schlägt. Es ist Magnus, der mich mit wilden Augen ansieht. »Rayne, es gibt einen Geheimgang durch das violette Zelt im hinteren Teil des Lagers. Der Gang führt zurück in die Kanalisation.«
    Verständnislos starre ich ihn an. »Machst du Witze? Ich kann kämpfen! Ich kann euch helfen!« Demonstrativ hebe ich meinen Pflock.
    »Ich weiß, ich weiß. Aber ich wil nicht, dass Sunny in Gefahr gerät«, erklärt er. »Ich würde sie ja selbst von hier wegbringen, aber diese Vampire werden meinetwegen angegriffen. Ich muss al es in meiner Macht Stehende tun, um sie zu retten. Aber dazu muss ich wissen, dass Sunny in Sicherheit ist.« Einen kurzen Moment hält er inne, als das Gebrüll näher kommt. »Geh schnel !«, befiehlt er. »Bevor sie hier sind!«
    Ich nicke und salutiere kurz, bevor ich mich auf die Suche nach meiner Schwester mache. Schließlich finde ich sie an Cinders Seite, die Elfenflügel fest eingerollt und einen Dolch in der Hand.
    »Komm mit!«, rufe ich und packe sie am Arm. »Ich weiß einen Weg hier raus.«
    Sie sieht mich an, als hätte ich ihr gerade vorgeschlagen, einen kleinen Welpen wegen seines Fel s zu häuten und die Überreste zum Frühstück zu verspeisen. »Spinnst du?
    Ich habe dir doch schon mal gesagt, ich gehe nicht ohne Magnus.«
    »Er hat mich selbst gebeten, dich von hier wegzubringen!«
    Grimmig starrt sie mir in die Augen. »Tja, Pech für euch. Ich gehe nirgendwohin. Und du weißt genau, dass du an meiner Stelle das Gleiche tun würdest.«
    Eins zu null für sie. Andererseits ist es eigentlich mein Part, die leichtsinnige, vorschnel e, verrückte Zwillingsschwester zu spielen. Und Sunny ist angeblich die mit dem gesunden Menschenverstand. »Sunny, jetzt sei kein Dummkopf!«, fahre ich sie an.
    »Du weißt, dass Magnus nicht kämpfen kann, wenn er sich dauernd um dich sorgen muss. Was bedeutet, dass du mit deiner Anwesenheit hier den ganzen Zirkel gefährdest.«
    Ein grässliches Brüllen übertönt Sunnys Protest. Mir klappt die Kinnlade herunter, als ich eine Horde von Werwölfen?. . . mit Höchstgeschwindigkeit auf uns zudonnern sehe. Pyrus muss diese Typen engagiert haben, um die Drecksarbeit für ihn zu erledigen, nachdem er erkannt hat, dass auf Slayer Inc. kein Verlass mehr ist. Die Wölfe stürmen in die armen Chupacabras hinein, beißen mit Kiefern aus Stahl um sich und schleudern ihre verletzten Leiber beiseite, während sie weiter auf die zitternde Frontlinie der Vampire zurücken.
    »Los!«, rufe ich und packe wieder Sunnys Arm. »Wenn du es schon nicht für mich tust, dann wenigstens für Magnus!«
    »Na gut!« Sunny gibt ihre Verteidigungs-haltung auf und folgt mir endlich.
    Gemeinsam rennen wir durch das Lager, bis wir das violette Zelt finden. Wir stürzen hinein und wühlen uns durch zerlumpte Decken und Kissen, bis ich eine im Boden eingelassene Fal tür entdecke. Ich reiße sie auf, bedeute Sunny hinunterzusteigen und hoffe, dass ihre Klaustrophobie sich nicht ausgerechnet jetzt wieder bemerkbar macht.
    Zum Glück sagt sie keinen Ton, sondern springt klaglos in das Loch hinein. Ich folge ihr und klappe die Fal tür hinter mir zu.
    Wir befinden uns in einer feuchten, engen Röhre. Die Wände sind von irgendeinem ekligen grünen Moder ganz glitschig. Ich schubse Sunny hindurch, dann hole ich tief Luft und krieche hinterher. Dabei bete ich, dass der Tunnel nicht gerade jetzt einstürzen und uns unter tausend Tonnen Erde und Gestein begraben wird. Vor allem da ich als Vampir an dieser grauenvol en Erfahrung nicht mal sterben würde. Stattdessen würde ich wohl bis in alle Ewigkeit damit zubringen, mir einen Weg ins Freie zu schaufeln. Nach den ersten hundert Jahren würde ich schätzungsweise ein ganz klein wenig wahnsinnig werden.
    Ich versetze Sunnys Hintern einen Stoß.
    »Beeil dich!«, zische ich. Sie antwortet nicht, krabbelt aber schneller.
    Nach einer gefühlten Ewigkeit gelangen wir endlich aus der Kriechröhre hinaus in einen breiten U-Bahn-Tunnel. In die Decke sind große Gitter eingelassen, durch die Tageslicht hereinfällt. Es muss jetzt wohl Nachmittag sein. Über uns erkenne ich die Schatten von Autos - Pendler, die sorglos ihrer Wege fahren, ohne etwas von der Schlacht zwischen Unsterblichen zu ahnen, die in diesem Moment unter ihnen ausgefochten wird.
    Sunny sieht mich besorgt an, dann blickt sie kurz zurück zu der Röhre. Sie braucht nichts zu sagen, ich weiß, was

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