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Bis das der Biss uns scheidet

Bis das der Biss uns scheidet

Titel: Bis das der Biss uns scheidet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mari Mancusi
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mit einem Seufzer auf einen der beiden Diwane sinken.
    »Wenigstens sind die Möbel hier bequemer als im Feuerseeknast«, versucht er, optimistisch zu bleiben.
    »Ja, sicher«, murmele ich zerstreut und spähe durch den Spalt in der Bürotür.
    Gerade wird Hades wieder gekil t, dies mal durch eine Fal e, die Menschenwesen in einem Eiscafe gelegt haben. »Das hier kann echt noch eine Weile dauern. Ich meine, ich habe drei Tage gebraucht, um dieses Level zu schaffen, und ich gehöre zur Gamer-Elite.
    Ich musste sogar erst online recherchieren, um von der geladenen Schusswafte in dem Spielzeugladen zu erfahren, bevor ich . . . «
    Ich unterbreche mich, als mir eine Idee kommt. »Bin gleich wieder da«, sage ich zu meinem Freund.
    »Wo gehst du hin?«
    Ich mache mir nicht die Mühe zu antworten, sondern platze durch die Flügeltür erneut in Hades' Büro. Ich gebe zu, die Aktion ist nicht ganz ohne und wird möglicherweise dazu führen, dass mein Kopf von meinem Körper getrennt wird, wenn man seinen Drohungen glauben darf. Aber wer wagt, gewinnt. Vor allem, wenn es um Computerspiele geht.
    »Hatte ich euch nicht weggeschickt«, knurrt der Gott, ohne vom Bildschirm wegzusehen.
    Währendessen führt er seine Figur durch das Einkaufszentrum und weicht einem hungrigen Zombie zu seiner Linken aus.
    Eigentlich ist er ziemlich gut, bemerke ich. Er könnte das Level wahrscheinlich auch ohne meinen kleinen Trick meistern. Doch uns fehlt die Zeit, um darauf zu warten.
    »Gehen Sie nach links«, instruiere ich ihn.
    »In den Spielzeugladen.«
    Verblüfft wirbelt er zu mir herum und wird fast von einem anderen auftauchenden Zombie erledigt.
    »Aufpassen!«
    Gerade noch rechtzeitig erledigt er den Kerl und rettet damit sein Leben und vermutlich meinen Kopf.
    »Spielzeugladen«, wiederhole ich und mein Adrenalinlevel steigt. Wenn ich ihn nicht heil da durchbringe, heißt es Game Over für mich. Endgültig.
    Zum Glück hört er auf mich, biegt nach links in den Spielzeugladen ab und nietet sofort den Zombie an der Kasse neben dem Eingang um.
    »Gehen Sie in den Gang mit den Spielzeugpistolen«, sage ich. Das Herz schlägt mir bis zum Hals. Wird er es schaffen? Werde ich es schaffen? »Dann suchen Sie im untersten Regal nach den Super-Soaker-Pumpguns.«
    Hades befolgt meinen Rat, biegt nach rechts ab, dann nach links durch den Gang mit den Barbies, vorbei an der Abteilung mit den Rennautos, wo er um ein Haar von einem kindlichen Zombie auf einem Threewheeler angefal en wird. Mit angehaltenem Atem beobachte ich, wie seine Figur in dem betreffenden Regal kramt und . . .
    »Schusswaffe erlangt«, verkündet die Computerstimme.
    Geschafft! Ich hüpfe vor Aufregung auf und ab, während Hades lädt und entsichert. Ein Zombieclown kommt auf ihn zugerast, aber er bläst ihm mühelos das Hirn weg. Hades sieht mich breit grinsend an und ich applau-diere anerkennend. Vielleicht kann ich doch noch meinen Kopf retten. Und die Seele meiner Schwester.
    »Jetzt gehen Sie rauf aufs Dach«, weise ich ihn an. »Da wartet ein Hubschrauber.«
    Er gehorcht, stürmt durch das Einkaufszentrum und schießt auf al es, was sich bewegt.
    Seine Punktzahl klettert ständig höher, während er die Hintertreppe erklimmt und aufs Dach hinausrennt. Jawol , dort wartet der Hubschrauber auf ihn, und schon fliegt er davon, während das Spiel automatisch seine letzte Position sichert und ihn auf Level 13
    befördert. Aus dem Augenwinkel bemerke ich, wie der Sklavenjunge sich erleichtert über die Stirn wischt.
    Hades legt den Control er weg, steht auf und dreht sich mit einem strahlenden Lächeln auf seinem runzeligen Gesicht zu mir um. »Guter Trick«, gibt er zu. »Darauf wäre ich nie gekommen.«
    Ich erwidere sein Lächeln und gebe mich mutiger, als ich mich fühle. »Na ja, dieser Level ist echt die Hölle«, rutscht es mir raus.
    »Äh, war nicht so gemeint.« Mist. Hoffentlich ist er nicht empfindlich bei so was.
    Doch der Gott lacht nur, setzt sich auf eine Couch in der Nähe und klopft auffordernd neben sich auf das Polster. »Also, Gamer-Girl«, sagt er, »wer bist du und was willst du von mir?«

30
    Also lege ich los und erzähle ihm die ganze üble Geschichte. Als ich fertig bin, fragt er nach und lässt mich weiter in der Zeit zurückgehen. Und dann noch weiter. Bis zu jenem ersten Abend im Club Fang, als meine Schwester meinetwegen durch das Kaninchenloch fiel und ihre Unschuld verlor.
    »Du meinst also, wenn du sie nicht in diesen Nachtclub geschleppt

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