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Bis Das Feuer Die Nacht Erhellt

Bis Das Feuer Die Nacht Erhellt

Titel: Bis Das Feuer Die Nacht Erhellt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Becca Fitzpatrick
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er Gras rauchte, aber möglicherweise dealte er. Schließlich brauchte er dringend Geld.
    »Ich ruf an, wenn ich noch was finde«, sagte ich. Ich ließ mein Handy auf Scotts Bett fallen und ging langsam im Kreis
im Zimmer herum. Es gab nicht viele Verstecke. Die Unterseite des Schreibtischs war sauber. Die Heizungsschächte waren leer. Nichts war in seine Bettdecke eingenäht. Ich wollte gerade aufgeben, als etwas oben im Kleiderschrank meine Aufmerksamkeit erregte. Die Wand war beschädigt.
    Ich zog einen Stuhl heran und stieg darauf. Ein mittelgroßes, quadratisches Loch war in die Wand geschnitten, aber der Putz war wieder hineingeschoben worden, um das Loch zu verdecken. Mit Hilfe eines Kleiderbügels reichte ich so weit nach oben, wie ich konnte, und schlug das Viereck heraus. Soweit ich es ausmachen konnte, war ein orangefarbener Nike-Schuhkarton hineingequetscht. Als ich ihn mit dem Kleiderbügel anstieß, schob ich ihn nur noch tiefer hinein.
    Ein sanft summender Ton holte mich aus meiner Konzentration, und ich merkte, dass mein Handy vibrierte, die Decken auf Scotts Bett das Geräusch aber dämpften.
    Ich sprang hinunter. »Vee?«, fragte ich.
    »Mach, dass du wegkommst!«, zischte sie mit panischem Unterton. »Scott hat wieder angerufen und nach der Adresse zum Lagerhaus gefragt, aber ich wusste nicht, von welchem Lagerhaus du ihm erzählt hattest. Ich hab nur ein bisschen gezögert und gesagt, ich sei nur die Freundin und wüsste nicht, wo die Band vorspielen lässt. Er hat gefragt, in welchem Lagerhaus sie proben, und ich hab gesagt, dass wüsste ich auch nicht. Die gute Neuigkeit ist, dass er aufgelegt hat, und ich ihm nicht noch größere Lügen auftischen musste. Die schlechte ist, dass er auf dem Weg zurück ist. Gerade jetzt.«
    »Wie viel Zeit habe ich?«
    »Da er gerade mit hundert Sachen oder mehr hier vorbeigeflogen ist, würde ich sagen, eine Minute. Oder weniger.«
    »Vee!«

    »Gib nicht mir die Schuld – du bist diejenige, die nicht ans Telefon gegangen ist«
    »Verfolge ihn und schinde Zeit. Ich brauch noch zwei Minuten. «
    »Ihn verfolgen? Wie? Der Neon hat einen Platten.«
    »Auf deinen eigenen zwei Beinen.«
    »Du meinst Bewegung?«
    Ich klemmte mir das Telefon unters Kinn, fand ein Stück Papier in meiner Handtasche und suchte auf Scotts Schreibtisch nach einem Stift. »Es sind weniger als dreihundert Meter. Das ist eine Runde auf dem Sportplatz. Lauf!«
    »Und was sage ich, wenn ich ihn einhole?«
    »Das ist es, was Spione tun – sie improvisieren. Lass dir was einfallen. Ich muss jetzt auflegen.« Ich unterbrach die Verbindung.
    Wo waren die Stifte? Wie konnte Scott einen Schreibtisch haben, auf dem es weder Kulis noch Bleistifte gab? Endlich fand ich einen in meiner Tasche und schrieb eine kurze Notiz auf das Stück Papier. Ich schob den Zettel unter den Hotdog.
    Draußen hörte ich, wie der Mustang auf den Parkplatz des Wohnkomplexes röhrte.
    Ich ging zum Schrank und kletterte ein zweites Mal hinauf. Dann stellte ich mich auf die Zehenspitzen und schlug mit dem Bügel nach dem Karton.
    Die Haustür schlug zu.
    »Scott?«, hörte ich Mrs. Parnell aus der Küche sagen. »Warum bist du schon zurück?«
    Ich schaffte es, den Haken des Bügels unter den Deckel zu schieben, und zog den Karton langsam hervor. Als ich ihn halbwegs draußen hatte, tat die Schwerkraft das ihre. Der Karton fiel in meine Hände. Ich hatte ihn gerade in meine Tasche gestopft und den Stuhl an seinen Platz zurückgeschoben, als die Zimmertür aufging.

    Scotts Augen fanden meine augenblicklich. »Was machst du hier?«, wollte er wissen.
    »Ich dachte nicht, dass du so schnell zurück wärst«, stammelte ich.
    »Das Vorspielen war gelogen, nicht?«
    »Ich …«
    »Du wolltest mich aus der Wohnung locken.« Er war mit zwei Schritten bei mir, packte meinen Arm und schüttelte ihn unsanft. »Herzukommen war ein großer Fehler.«
    Mrs. Parnell stand in der Türöffnung. »Was ist los, Scott? Um Himmels willen, lass sie los! Sie ist hier, weil sie die Noten holen wollte, die du vergessen hattest.«
    »Sie lügt. Ich habe keine Noten vergessen.«
    Mrs. Parnell sah mich an. »Stimmt das?«
    »Ich habe gelogen«, gab ich mit zitternder Stimme zu. Ich schluckte, versuchte meine Stimme ruhig zu halten. »Die Sache ist die, dass ich Scott unbedingt fragen wollte, ob er mit mir zu der Party zur Sommersonnenwende im Delphic gehen will, aber ich habe mich nicht getraut, es persönlich zu tun. Es ist mir wirklich peinlich.«

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