Bis Das Feuer Die Nacht Erhellt
übrig? Er war schon in der Vergangenheit gut darin gewesen, mir keine direkten Antworten zu geben, und nach unserem letzten Treffen wusste ich, dass er mir gegenüber wachsam war. Wenn ich herausfinden wollte, was er wusste, dann würde ich mich schon ein bisschen anstrengen müssen.
»Sieht aus, als hätte Patch unsere Doppelverabredung abgesagt, ich hab also viel Zeit«, sagte Vee ein wenig zu eifrig. Ich erwartete, dass sie fragen würde, wonach wir in Scotts Zimmer suchten.
»Scotts Zimmer zu durchsuchen wird weder gefährlich noch aufregend«, gab ich zurück, nur um das klarzustellen. »Alles, was du tun wirst, ist draußen vor seinem Apartment im Neon zu sitzen und mich anzurufen, wenn du siehst, dass er nach Hause kommt. Ich bin diejenige, die hineingeht.«
»Nur weil nicht ich es bin, die spioniert, bedeutet das noch lange nicht, dass es nicht aufregend wird. Es wird wie im Film. Nur, dass im Film der Gute nur ganz selten erwischt wird. Verstehst du, was ich meine? Das wird ganz extrem aufregend! «
Für meinen Geschmack war Vee ein bisschen zu scharf darauf, dass ich erwischt wurde.
»Du warnst mich aber, wenn Scott nach Hause kommt, oder?«, fragte ich.
»Verdammt, ja! Ich pass auf dich auf.«
Mein nächster Anruf ging an Scotts Festnetztelefon. Mrs. Parnell meldete sich.
»Nora, wie schön, deine Stimme zu hören! Scott hat mir erzählt, dass es zwischen euch heiß hergeht«, setzte sie verschwörerisch hinzu. »Ich habe immer schon gedacht, dass es schön wäre, wenn Scott ein Mädchen von hier heiraten würde. Mir gefällt die Idee nicht, dass er in eine Familie von Fremden einheiratet. Was, wenn seine Schwiegereltern komplett verrückt sind? Deine Mutter und ich sind so enge Freundinnen. Kannst du dir vorstellen, was für einen Spaß wir dabei hätten, gemeinsam eine Hochzeit zu planen? Aber ich bin etwas voreilig! Alles zu seiner Zeit, wie man so schön sagt.«
Oh Mann.
»Ist Scott da, Mrs. Parnell? Ich habe Neuigkeiten, an denen er sicher interessiert ist.«
Ich hörte, wie sie den Hörer mit der Hand bedeckte und rief: »Scott! Geh ans Telefon! Es ist Nora!«
Einen Moment später war Scott dran. »Du kannst jetzt auflegen, Mom.« In seiner Stimme schwang ein Funken Wachsamkeit mit.
»Ich wollte nur sichergehen, dass du auch dran bist, Schatz.«
»Bin ich.«
»Nora hat interessante Neuigkeiten«, sagte sie.
»Dann leg auf, damit sie sie mir erzählen kann.«
Es folgte ein enttäuschter Seufzer und ein Klick.
»Ich dachte, ich hätte dir gesagt, du sollst dich von mir fernhalten«, sagte Scott.
»Hast du schon eine Band gefunden?«, fragte ich. Ich kam direkt zur Sache, in der Hoffnung, die Kontrolle über die Unterhaltung zu übernehmen und sein Interesse zu wecken, bevor er auflegte.
»Nein«, sagte er mit derselben wachsamen Vorsicht.
»Ich habe einem Freund gegenüber erwähnt, dass du Gitarre spielst …«
»Ich spiele Bass.«
»… und er hat herumgefragt und eine Band gefunden, die möchte, dass du vorspielst. Heute Abend.«
»Wie heißt die Band?«
Die Frage hatte ich nicht vorausgesehen. »Äh – die Pigmen. «
»Hört sich ziemlich nach Sechzigern an.«
»Willst du vorspielen oder nicht?«
»Um wie viel Uhr?«
»Zehn. Im Devil’s Handbag.« Wenn ich ein Lagerhaus gekannt hätte, das weiter entfernt war, dann hätte ich das genannt. So musste ich mit den zwanzig Minuten zurechtkommen, die er brauchte, um hin- und wieder zurückzufahren.
»Ich brauche einen Namen und eine Telefonnummer.«
Das war völlig unnötig.
»Ich hab meinem Freund gesagt, ich würde dir die Info geben, habe aber nicht daran gedacht, nach Namen und Telefonnummern der Bandmitglieder zu fragen.«
»Ich werde den Abend nicht für eine Probe vergeuden, ohne überhaupt eine Ahnung zu haben, wer diese Leute sind,
was für Musik sie spielen und wo sie schon gespielt haben. Sind sie Punk, Indie-Pop, Metal?«
»Was machst du?«
»Punk.«
»Ich finde die Nummern raus und ruf dich sofort zurück.«
Ich unterbrach die Verbindung und rief sofort Vee an. »Ich habe Scott erzählt, ich hätte ihm für heute Abend eine Gelegenheit zum Vorspielen bei einer Band besorgt, aber er will wissen, welche Art von Musik die Band spielt und wo sie schon aufgetreten sind. Wenn ich ihm deine Nummer gebe, kannst du dann so tun, als seist du die Freundin von einem der Bandmitglieder? Sag einfach, dass du immer ans Handy deines Freundes gehst, wenn er gerade probt. Geh nicht ins Detail. Bleib bei den Tatsachen:
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