Bis Das Feuer Die Nacht Erhellt
behalte dein Handy bei dir. Solltest du Scott sehen, ruf mich sofort an.«
»Es gibt keinen Sicherheitsdienst im Delphic«, sagte ich mit staubtrockenem Mund. Es war allgemein bekannt, dass der Park keinen Sicherheitsdienst beschäftigte, was einer der Gründe war, warum es meiner Mutter nicht gefiel, dass ich hierherkam.
»Dann verschwinde von da«, schnauzte er. »Fahr zurück nach Coldwater und triff mich auf der Polizeistation. Schaffst du das?«
Ja. Das schaffte ich. Vee würde mich hinfahren. Ich lief schon in die Richtung los, in die sie gegangen war, und durchsuchte die Menge nach ihr.
Detective Basso atmete hörbar aus. »Dir wird nichts passieren. Sieh einfach nur zu, dass du hierher zurückkommst. Ich schicke den Rest der Polizeikräfte ins Delphic hinter Scott her. Wir werden ihn finden.« Die Sorge in seiner Stimme tröstete mich nicht.
Ich legte auf. Scott war draußen. Die Polizei war auf dem Weg, und die ganze Sache würde gut ausgehen … wenn ich jetzt ging. Ich fasste einen schnellen Plan. Zuerst musste ich Vee finden. Und ich musste ins Freie kommen. Wenn Scott gerade jetzt den Weg herunterkam, würde er mich sehen.
Ich lief auf die Fressstände zu, als jemand mich von hinten in die Rippen boxte. Etwas an der Stärke des Ellbogens sagte mir, dass es sich um keinen Unfall handelte. Ich wandte mich um, und bevor ich mich ganz hatte herumdrehen können, begann mein Hirn bereits zu prickeln, da es ein bekanntes Gesicht wiedererkannte. Das Erste, was mir auffiel, war der Blitz aus dem Silberring in seinem Ohr. Das Zweite war, wie zerschlagen sein Gesicht war. Seine Nase war gebrochen – schief und tiefrot verfärbt. Der Bluterguss reichte bis zu beiden Augen, wo er dunkellila wurde.
Im nächsten Moment merkte ich, wie Scott mich am Ellbogen nahm und mich den Gehweg hinunterführte.
»Nimm die Hände von mir«, sagte ich und wehrte mich gegen ihn. Aber Scott war stärker, und er hielt mich fest im Griff.
»Klar, Nora. Nachdem du mir gesagt hast, wo er ist.«
»Wo was ist?«, sagte ich mit ausdrucksloser Stimme.
Er lachte humorlos.
Ich hielt meinen Gesichtsausdruck so undurchsichtig wie möglich, aber meine Gedanken rasten. Wenn ich ihm sagte, dass der Ring bei mir zu Hause war, würde er den Park verlassen. Er würde mich wahrscheinlich mitschleppen. Wenn die Polizei hier ankam, wäre keiner mehr da. Ich konnte ja schlecht Detective Basso anrufen und ihm sagen, dass wir zu mir fuhren. Nicht, solange ich Scotts Atem im Nacken hatte. Nein, ich musste ihn hier festhalten, im Park.
»Hast du ihn Vees Freund gegeben? Hast du gedacht, er könnte ihn vor mir beschützen? Ich weiß, dass er nicht – normal ist.« In Scotts Augen stand dieselbe verängstigte Unsicherheit. »Ich weiß, dass er Dinge tun kann, die andere Leute nicht können.«
»So wie du?«
Scott blitzte mich an. »Er ist nicht so wie ich. Er ist nicht so. Das merke ich. Ich werde dir nicht wehtun, Nora. Alles, was ich brauche, ist der Ring. Gib ihn mir zurück, und du siehst mich nie wieder.«
Er log. Er würde mir wehtun. Er war verzweifelt genug, um aus dem Gefängnis auszubrechen. Nichts war zu extrem für ihn – er würde den Ring zurückbekommen, egal zu welchem Preis. Adrenalin pumpte durch meine Beine, und ich konnte nicht klar denken. Aber irgendwo in meinem Unterbewusstsein sagte mir mein Überlebensinstinkt, dass ich die Situation in die Hand nehmen musste. Ich musste einen Weg finden, von Scott wegzukommen. Blind meinen Instinkten folgend sagte ich: »Ich habe den Ring.«
»Ich weiß, dass du ihn hast«, sagte er ungeduldig. »Wo?«
»Er ist hier. Ich hatte ihn dabei.«
Er musterte mich einen Moment lang, dann riss er mir die Handtasche vom Arm, riss sie auf und durchsuchte sie.
Ich schüttelte den Kopf. »Ich habe ihn weggeworfen.«
Er warf mir die Handtasche zu, ich fing sie auf und drückte sie an meine Brust. »Wo?«, wollte er wissen.
»Ein Mülleimer dicht am Eingang«, sagte ich automatisch. »In einer der Damentoiletten.«
»Zeig sie mir.«
Im Gehen befahl ich mir, lange genug ruhig zu bleiben, um den nächsten Schritt planen zu können. Konnte ich wegrennen? Nein, Scott würde mich einfangen. Konnte ich mich in einer der Damentoiletten verstecken? Nicht auf ewig, nein. Scott war nicht schüchtern, und er hätte kein Problem damit, mir dorthin zu folgen, wenn er dadurch bekam, was er wollte. Ich hatte allerdings noch mein Handy. In der Damentoilette konnte ich Detective Basso anrufen.
»Die
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