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Bis Das Feuer Die Nacht Erhellt

Bis Das Feuer Die Nacht Erhellt

Titel: Bis Das Feuer Die Nacht Erhellt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Becca Fitzpatrick
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alles vorbei war – dass ich erwischt würde –, als die Schritte sich zurückzogen. Weniger als eine Minute später wurde die Haustür geöffnet, dann wieder geschlossen. Eine unheimliche Stille legte sich wieder über das Apartment.
    Ich stand langsam auf. Eine Minute verharrte ich noch so, und als ich sicher war, dass die Wohnung tatsächlich leer war, kletterte ich wieder hinein. Mit einem Mal fühlte ich mich auffällig und verletzlich, als ich über den Flur ging. Ich musste irgendwohin, wo es ruhig war, wo ich meine Gedanken ordnen konnte. Was übersah ich? Patch war ganz eindeutig die Schwarze Hand, aber was hatte er mit der Nephilim-Blutsbruderschaft zu tun? Was war seine Rolle? Was zum Teufel ging hier vor? Ich warf mir meine Handtasche über die Schulter und ging auf den Ausgang zu.
    Ich hatte meine Hand schon an der Klinke, als ein merkwürdiges Geräusch in mein Bewusstsein drang. Eine Uhr. Das rhythmische, leise Ticken einer Uhr. Ich runzelte die Stirn und ging zurück in die Küche. Das Geräusch war noch nicht dagewesen, als ich hereingekommen war – glaubte ich zumindest. Gespannt horchend folgte ich dem gedämpften Ticken durch den Raum. Ich bückte mich vor dem Schrank unter der Spüle.
    Mit wachsender Angst öffnete ich den Schrank. Bei all meiner Panik und Verwirrung erkannte ich doch die Vorrichtung, die da nur Zentimeter von meinen Knien entfernt
lag. Sprengstoffstangen. Klebeband. Weiße, blaue und gelbe Kabel.
    Ich kam auf die Füße und rannte zur Tür hinaus. Meine Füße rasten so schnell die Treppe hinunter, dass ich mich am Geländer festhalten musste, um nicht hinzufallen. Unten angelangt, drängte ich auf die Straße hinaus und rannte weiter. Als ich mich umsah, sah ich einen Lichtblitz, unmittelbar bevor Feuer aus den Fenstern des dritten Stockwerks des Gebäudes brach. Rauch quoll in die Nacht. Reste von Ziegeln und Holz, rotglühend vor Hitze, hagelten hinunter auf die Straße.
    Das entfernte Heulen von Sirenen hallte von den Gebäuden wider, und zum Teil rannte ich, zum Teil ging ich einfach nur schnell bis zum nächsten Block, aus Angst, dass ich Aufmerksamkeit erregen würde, war aber zu verstört, um noch dazubleiben. Als ich um die Ecke bog, sprintete ich los. Ich wusste nicht, wohin ich lief. Mein Puls schlug wie wild, meine Gedanken wirbelten im Kreis. Wäre ich noch ein paar Minuten länger in der Wohnung geblieben, dann wäre ich jetzt tot.
    Ich schluchzte auf. Mir lief die Nase, und mein Magen war völlig verkrampft. Ich wischte mir die Augen mit dem Handrücken und versuchte, auf die Formen zu achten, die aus der Dunkelheit vor mir auftauchten: Straßenschilder, geparkte Autos, der Bordstein – der verräterische Schein von Lampenlicht in Fenstern. In nur wenigen Sekunden hatte sich meine Welt in ein verwirrendes Labyrinth verwandelt; die Wahrheit da und nicht da, unter meinen Füßen weggleitend, immer verschwindend, wenn ich versuchte, ihr ins Gesicht zu sehen.
    Hatte jemand versucht, Beweismaterial in der Wohnung in die Luft zu sprengen? Wie die Ringe der Schwarzen Hand? War Patch dafür verantwortlich?

    Vor mir kam eine Tankstelle in Sicht. Ich wankte in die Außentoilette und schloss mich darin ein. Meine Beine waren wackelig, und meine Finger zitterten so sehr, dass ich es kaum schaffte, den Wasserhahn aufzudrehen. Ich spritzte mir eiskaltes Wasser ins Gesicht, um zu verhindern, dass ich in einen Schockzustand verfiel. Dann stützte ich mich mit den Armen auf das Waschbecken und atmete schwer und keuchend.

EINUNDZWANZIG
    I ch hatte jetzt seit über sechsunddreißig Stunden nicht geschlafen, nur am Dienstagabend kurz, als Patch sich im Traum mit mir getroffen hatte.
    Die Nacht über wach zu bleiben, war kein Kampf gewesen; jedes Mal, wenn ich meine Lider herunterklappen fühlte, war die Explosion durch mein Bewusstsein gedröhnt und hatte mich aufspringen lassen. Und weil ich nicht schlafen konnte, dachte ich die ganze Nacht über Patch nach.
    Als Rixon mir gesagt hatte, dass Patch die Schwarze Hand war, hatte er den Samen eines Zweifels in mir gesät, der angewachsen war und in der schlimmsten Art des Misstrauens aufgeblüht war, mich aber nicht völlig hatte ersticken können. Noch nicht. Es gab noch immer einen Teil von mir, der weinen und hartnäckig den Kopf darüber schütteln wollte, dass Patch meinen Vater getötet haben sollte. Ich biss mir fest auf die Lippe, konzentrierte mich auf den Schmerz, um nicht an all die Male zu denken, wo er meinen Mund mit

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