Bis Das Feuer Die Nacht Erhellt
dem Finger gestreichelt oder die Kurve meines Ohr geküsst hatte. Ich konnte nicht an diese Dinge denken.
Ich hatte es nicht für nötig gehalten, um sieben zum Sommerkurs aufzustehen. Ich hatte eine Reihe von Telefonnachrichten für Detective Basso hinterlassen, erst am Morgen, dann am Nachmittag und dann am Abend, einen Anruf die Stunde, von denen er keinen beantwortet hatte. Ich redete mir ein, dass ich anrief, um mich nach Scott zu erkundigen, aber tief in mir hatte ich den Verdacht, dass ich nur wissen
wollte, dass die Polizei in der Nähe war. So wenig ich Detective Basso mochte, so fühlte ich mich doch ein kleines bisschen sicherer, wenn ich wusste, dass er nur einen Telefonanruf entfernt war. Ein kleiner Teil von mir glaubte nämlich, dass es gestern Nacht nicht darum gegangen war, Beweismaterial zu vernichten.
Was, wenn jemand versucht hatte, mich zu ermorden?
Während all meines Nachdenkens letzte Nacht hatte ich Informationspuzzleteilchen zusammengelegt, in dem Versuch, etwas Passendes zusammenzubringen. Das eine klare Bruchstück, worauf ich immer wieder zurückkam, war die Blutsbruderschaft der Nephilim. Patch sagte, Chaunceys Nachfolger wollte seinen Tod rächen. Patch schwor, dass niemand seinen Tod zu mir zurückverfolgen konnte, aber ich begann zu fürchten, dass das nicht stimmte. Wenn der Nachfolger von mir wusste, dann war das gestern Nacht vielleicht sein erster Versuch gewesen, Rache zu nehmen.
Es war unwahrscheinlich, dass mir irgendjemand so spät in der Nacht zu Patchs Apartment gefolgt war, aber eines wusste ich mittlerweile über Nephilim: Sie schafften es, auch das Unwahrscheinliche zu tun.
Mein Handy klingelte in meiner Tasche, und ich zog es heraus, bevor der erste Klingelton vorbei war.
»Hallo?«
»Lass uns zur Sonnwendfeier gehen«, sagte Vee. »Wir werden ein bisschen Zuckerwatte essen, ein paar Runden Karussell fahren, und vielleicht lassen wir uns hypnotisieren und tun Sachen, die Girls Gone Wild zahm aussehen lassen.«
Mein Herz, das bisher in meiner Kehle gesteckt hatte, rutschte wieder an seinen Platz. Also nicht Detective Basso. »Hey.«
»Was sagst du dazu? Hast du Lust auf ein bisschen Action? Bist du in Stimmung fürs Delphic?«
Ehrlich gesagt, war ich das nicht. Ich hatte vor, Detective Basso stündlich anzurufen, bis er einen meiner Anrufe entgegennahm.
»Erde an Nora.«
»Es geht mir nicht gut«, sagte ich.
»Es geht dir nicht gut warum? Bauchweh? Kopfweh? Regelschmerzen? Nahrungsmittelvergiftung? Delphic ist das Heilmittel für all diese Dinge.«
»Ich komm nicht mit, danke trotzdem.«
»Ist es wegen Scott? Weil der nämlich im Gefängnis sitzt. Der kommt nicht an dich ran. Komm und amüsier dich ein bisschen. Rixon und ich werden uns nicht vor dir küssen, falls es das ist, was dich stört.«
»Ich zieh mir meinen Schlafanzug an und gucke einen Film.«
»Willst du sagen, ein Film ist unterhaltender als ich?«
»Heute Abend schon.«
»Ha. Ein Film. Du weißt doch, dass ich nicht lockerlasse, bis du mitkommst.«
»Ich weiß.«
»Dann mach es uns beiden leicht und sag einfach ja.«
Ich stieß einen Seufzer aus. Ich konnte entweder den ganzen Abend zu Hause sitzen und darauf warten, dass Detective Basso meine Anrufe beantwortete, oder ich konnte eine kleine Pause einlegen und weitermachen, wenn ich zurückkam. Außerdem hatte er meine Handynummer und konnte mich überall erreichen.
»In Ordnung«, sagte ich zu Vee. »Gib mir zehn Minuten.«
In meinem Zimmer zwängte ich mich in ein Paar Bleistiftjeans, zog ein bedrucktes T-Shirt und eine Strickjacke hervor und vervollständigte meinen Look mit Wildledermokassins. Ich glättete mein Haar und fasste es zu einem tiefen Pferdeschwanz zusammen, den ich seitwärts band, sodass er über
meine rechte Schulter hing. Weil ich mehr als einen ganzen Tag lang nicht geschlafen hatte, umrahmten gräuliche Ringe meine Augen. Ich legte Wimperntusche auf, silbernen Lidschatten und Lipgloss, in der Hoffnung, gefasster auszusehen, als ich mich fühlte. Ich hinterließ eine eher nichtssagende Notiz für meine Mutter auf der Küchenanrichte, die besagte, dass ich zur Sonnwendfeier ins Delphic gegangen war. Sie sollte nicht vor morgen früh zurückkommen, aber sie überraschte mich häufig damit, dass sie früher nach Hause kam. Wenn sie es schaffte, heute Abend nach Hause zu kommen, dann würde es wahrscheinlich das eine Mal sein, wo sie sich wünschte, sie hätte ihre Reise verlängert. Ich hatte eingeübt, was ich ihr
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