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Bis Das Feuer Die Nacht Erhellt

Bis Das Feuer Die Nacht Erhellt

Titel: Bis Das Feuer Die Nacht Erhellt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Becca Fitzpatrick
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Vater.«
    »Du warst nicht dabei. Ich habe ihn gesehen.« Ich wollte sie nicht anblaffen; aber ich würde nicht einfach so die Tatsachen ignorieren. Nicht nach allem, was ich durchgemacht hatte. Vor zwei Monaten hatte ich mich in der Turnhalle der Schule von den Dachbalken gestürzt. Ich wusste, ich war gestorben. Ich konnte nicht leugnen, was ich von dieser Nacht wusste. Und trotzdem.
    Und trotzdem war ich heute am Leben.

    Es bestand also eine Chance, dass auch mein Vater noch am Leben war. Gestern hatte ich ihn gesehen. Wirklich. Vielleicht versuchte er, mit mir Verbindung aufzunehmen, mir eine Nachricht zu schicken. Er wollte mich wissen lassen, dass er am Leben war. Er wollte nicht, dass ich ihn aufgab.
    Vee schüttelte den Kopf. »Tu das nicht.«
    »Ich kann ihn nicht aufgeben. Nicht, bevor ich nicht die Wahrheit kenne. Ich muss herausfinden, was in jener Nacht geschehen ist.«
    »Nein, das musst du nicht«, sagte Vee fest. »Lass die Seele deines Vaters ruhen. Das alles auszugraben wird die Vergangenheit nicht ändern – du wirst sie nur noch einmal durchleben. «
    Die Seele meines Vaters ruhen lassen? Und was war mit mir? Wie sollte ich zur Ruhe kommen, bevor ich die Wahrheit kannte? Vee verstand mich nicht. Es war nicht ihr Vater, der ihr auf unerklärliche und gewaltsame Art genommen worden war. Ihre Familie war nicht zerbrochen. Sie hatte noch alles. Das Einzige, was mir blieb, war die Hoffnung.
     
    Ich verbrachte den Sonntagnachmittag in Enzo’s Bistro, in Gesellschaft des Periodensystems der Elemente, indem ich mit aller Kraft versuchte, mich auf die Hausaufgaben zu konzentrieren und jeglichen Gedanken an meinen Vater oder an den Umschlag zu verdrängen, den ich erhalten hatte und der besagte, dass die Schwarze Hand für seinen Tod verantwortlich war. Es musste ein Streich sein. Der Umschlag, der Ring, der Zettel – das alles war jemandes Vorstellung von einem grausamen Scherz. Vielleicht Scott, vielleicht Marcie. Aber, um ehrlich zu sein, glaubte ich nicht, dass es einer von ihnen gewesen war. Scott hatte sich aufrichtig angehört, als er mir und meiner Mutter sein Beileid ausgesprochen hatte. Und Marcies Grausamkeit war fast immer unreif und spontan.

    Da ich schon mal am Computer saß und eingeloggt war, begann ich eine Internetsuche zur Schwarzen Hand. Ich wollte mir selbst beweisen, dass der Zettel keine Aussagekraft hatte. Wahrscheinlich hatte jemand den Ring in einem Secondhandladen gefunden, sich den cleveren Namen »Schwarze Hand« ausgedacht, war mir zur Promenade gefolgt und hatte dann Madeline gefragt, ob sie mir den Umschlag geben könnte. Rückblickend war es wahrscheinlich nicht einmal wichtig, ob Madeline sich erinnern konnte, wie der Kerl ausgesehen hatte oder nicht, weil er höchstwahrscheinlich nicht derjenige war, der dahintersteckte. Die Person hatte wahrscheinlich einfach irgendeinen beliebigen Typen auf der Promenade angehalten und ihm ein paar Dollar dafür zugesteckt, dass er den Umschlag abgab. So hätte ich es jedenfalls gemacht. Wenn ich krank und verdorben wäre und Spaß daran hätte, andere Menschen zu verletzen.
    Eine Seite mit Treffern zur Schwarzen Hand tauchte auf dem Bildschirm auf. Der Erste führte zu einem Geheimbund, der angeblich Erzherzog Franz Ferdinand von Österreich 1914 ermordet hatte und so die Welt in den ersten Weltkrieg gestürzt hatte. Das nächste handelte von einer Rockband. »Die Schwarze Hand« war auch der Name für eine Gruppe von Vampiren in einem Rollenspiel. Und schließlich hatte es, Anfang des 20. Jahrhunderts, eine italienische Gang gegeben, die sich die »Schwarze Hand« nannte und New York im Sturm genommen hatte. Nicht ein Link hatte etwas mit Maine zu tun. Nicht ein Bild zeigte einen eisernen Ring mit dem Stempel einer Faust.
    Siehst du? , sagte ich mir. Ein Streich.
    Als ich merkte, dass ich genau zu dem Thema abgeschweift war, an das ich nicht denken sollte, heftete ich den Blick wieder auf die Hausaufgaben, die vor mir ausgebreitet
lagen. Ich musste chemische Formeln beherrschen und atomare Masse berechnen können. Meine erste Stunde Labor lag vor mir, und mit Marcie als Partnerin bereitete ich mich auf das Schlimmste vor, indem ich Extrastunden außerhalb der Schulzeit einlegte, um ihr totes Gewicht mitzuziehen. Ich tippte ein paar Zahlen in meinen Taschenrechner, schrieb meine Antwort dann sorgfältig auf die aufgeschlagene Seite meines Heftes, und wiederholte die Antwort in meinem Kopf, um jeglichen Gedanken an die Schwarze

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