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Bis Das Feuer Die Nacht Erhellt

Bis Das Feuer Die Nacht Erhellt

Titel: Bis Das Feuer Die Nacht Erhellt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Becca Fitzpatrick
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ich hoffte, dass ihn der Gedanke an mich mit einem anderen Jungen verrückt machen würde.
    Als ich meine Entscheidung getroffen hatte, beugte ich den Kopf nach vorn, trocknete meine Haare gerade genug, dass meine Locken wieder Halt hatten und schwebte in die Küche.

    »Fertig«, sagte ich zu Scott.
    Er scannte mich zum zweiten Mal heute Abend von Kopf bis Fuß, aber diesmal fühlte ich mich viel befangener. »Sieht gut aus, Grey«, sagte er.
    »Du auch.« Ich lächelte, machte auf freundschaftlich, aber ich war nervös. Was lächerlich war, weil wir hier ja schließlich über Scott sprachen. Wir waren befreundet. Nicht einmal befreundet. Miteinander bekannt.
    »Eintritt ist zehn Mäuse.«
    Ich stand einen Augenblick da. »Oh. Richtig. Das wusste ich. Können wir auf dem Weg an einem Geldautomaten anhalten?« Ich hatte fünfzig Dollar Geburtstagsgeld auf meinem Konto. Ich hatte das Geld bereits für das Cabriolet bestimmt, aber zehn Dollar abzuheben würde das Geschäft ja nicht unmöglich machen. Bei der Geschwindigkeit, mit der ich sparte, würde ich das Cabriolet sowieso nicht vor meinem fünfundzwanzigsten Geburtstag kaufen können.
    Scott warf einen in Maine ausgestellten Führerschein auf die Anrichte, auf den mein Jahrbuchfoto kopiert war. »Fertig, Marlene?«
    Marlene?
    »Ich habe nicht zum Spaß von gefälschten Ausweisen gesprochen. Du denkst doch nicht darüber nach, einen Rückzieher zu machen, oder?« Er grinste, als wüsste er genau, wie hoch mein Blutdruck stieg, wenn ich daran dachte, gefälschte Ausweise zu benutzen. Und als hätte er sein ganzes Geld darauf gesetzt, dass ich in fünf Sekunden abspringen würde. Vier, drei, zwei …
    Ich nahm den Ausweis von der Anrichte. »Fertig.«
     
    Scott fuhr den Mustang durch das Zentrum von Coldwater zur anderen Seite des Ortes, ein paar gewundene Seitenstraßen hinunter und über den Bahnübergang. Er hielt vor
einem vierstöckigen Lagerhaus aus Backstein. Es war von Unkraut überwachsen, das die Außenwände hinaufrankte. Eine lange Schlange Leute wartete vor den Türen. Soweit ich sehen konnte, waren die Fenster von innen mit schwarzem Papier abgeklebt, aber durch die Risse zwischen den Klebestreifen sah ich den Strahl eines Stroboskops. Von einem blauen Neonschild über der Tür leuchteten die Worte THE DEVIL’S HANDBAG.
    Ich war früher schon mal in diesem Teil der Stadt gewesen, in der vierten Klasse, als meine Eltern mich und Vee zu einem Spukhaus gefahren hatten, das für Halloween hergerichtet worden war. Ich war nie im Devil’s Handbag gewesen, aber es war schon auf den ersten Blick klar, dass meine Mutter es auch lieber dabei belassen hätte. Scotts Beschreibung fiel mir wieder ein. Laute, improvisierte Musik. Massenweise laute, ungehobelte Menschen. Viel skandalöser Sex in den Toiletten.
    Oh Mann.
    »Ich lass dich hier raus«, sagte Scott und fuhr an den Bordstein. »Finde ein paar gute Plätze für uns. Dicht bei der Bühne, in der Mitte.«
    Ich stieg aus und ging zum Ende der Schlange. Um ehrlich zu sein, ich war noch nie in einem Klub gewesen, der Eintritt nahm. Ich war überhaupt noch nie in einem Klub gewesen. Mein Nachtleben bestand aus Kino und der Eisdiele von Baskin-Robbins mit Vee.
    Mein Handy summte Vees Klingelton.
    »Ich höre Aufwärmmusik, aber alles, was ich sehe, sind Schienen und ein paar verlassene Waggons.«
    »Du bist ein paar Blocks zu weit. Bist du im Neon oder zu Fuß?«
    »Im Neon.«
    »Ich geh dich suchen.«

    Ich trat aus der Schlange, die minütlich länger wurde. Am Ende des Blocks bog ich um die Ecke in Richtung der Bahnschienen, über die Scott gefahren war, um hierherzukommen. Der Bürgersteig hatte Risse und war uneben, weil er jahrelang nicht ausgebessert worden war, und bei den weit auseinanderliegenden Straßenlaternen musste ich auf meine Schritte achten, um nicht mit den Zehen hängenzubleiben und zu stolpern. Die Lagerhäuser waren dunkel, ihre Fenster wie leere Augenhöhlen. Hinter den Lagerhäusern begannen Reihen von verlassenen Backsteinhäusern, die mit Graffiti besprüht waren. Vor mehr als hundert Jahren war das hier wahrscheinlich das Zentrum von Coldwater gewesen. Jetzt nicht mehr. Der Mond warf ein unheimliches, glasiges Licht auf diesen Häuserfriedhof.
    Ich verschränkte die Arme fest vor dem Körper und ging schneller. Zwei Blocks weiter tauchte eine Gestalt aus der versmogten Dunkelheit auf.
    »Vee?«, rief ich nach vorne.
    Die Gestalt kam auf mich zu, den Kopf gesenkt, die Hände in den

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