Bis Das Feuer Die Nacht Erhellt
hier, oder?«
Er lächelte. »Bisschen mehr Aufregung, als du gewohnt bist?«
Ich erinnerte ihn nicht daran, dass er es gewesen war, der auf dem Tisch gelegen hatte, einen Billardstock zwei Zentimeter neben seinem Ohr.
»Tut mir leid, dass ich dich hab hängenlassen«, sagte Scott. »Sieht aus, als hättest du jemanden gefunden, der dich nach Hause gebracht hat.«
»Mach dir keine Sorgen«, sagte ich unwirsch und gab mir keine Mühe, meinen Ärger zu verbergen. »Das hat mich nur gelehrt, nie wieder mit dir wegzugehen.«
»Ich mach es wieder gut. Hast du Zeit für einen schnellen Happen?« Er zeigte mit dem Daumen auf ein touristisches Restaurant auf der Strandpromenade. Alfeo’s. Ich hatte dort vor Jahren mit meinem Vater gegessen und erinnerte mich noch, dass es teuer war. Das Einzige, was es dort für weniger als fünf Dollar gab, war Wasser. Eine Cola, wenn ich Glück hatte. Wenn ich an die exorbitanten Preise dachte und die Begleitung – schließlich war meine letzte Erinnerung an Scott die, dass er versucht hatte, mir mit einem Billardstock die Bluse anzuheben – wollte ich nichts lieber, als zu gehen und meinen Doughnut fertig zu essen.
»Ich kann nicht. Bin mit Vee hier«, sagte ich zu Scott. »Was ist gestern Abend noch passiert im Z? Nachdem ich gegangen bin, meine ich.«
»Ich habe mein Geld zurückbekommen.« Etwas an der
Art, wie er das sagte, ließ mich vermuten, dass es ganz so einfach nicht gewesen war.
»Unser Geld«, stellte ich richtig.
»Ich habe deine Hälfte zu Hause«, sagte er vage. »Ich bringe es heute Abend vorbei.«
Aber sicher. Ich hatte das Gefühl, dass er das ganze Geld und noch etwas mehr bereits verjubelt hatte.
»Und der Typ im roten Shirt?« fragte ich.
»Ist davongekommen.«
»Er schien ganz schön stark zu sein. Kam dir das auch so vor? Irgendwas an ihm war … anders.«
Ich versuchte herauszufinden, wie viel er wusste, aber sein einziger Kommentar war ein abgelenktes »Ja, kann sein.« Er fuhr fort: »Meine Mutter liegt mir ständig in den Ohren, dass ich neue Freunde finden soll. Nimm’s mir nicht übel, Grey, aber du bist keiner von den Jungs. Früher oder später muss ich abspringen. Oh, nicht weinen. Erinnere dich einfach an all die glücklichen Augenblicke, die wir zusammen verbracht haben; ich bin sicher, das wird dich trösten. «
»Du hast mich hier rausgelockt, um unsere Freundschaft zu beenden? Wie habe ich nur so viel Glück verdient?«
Scott lachte. »Ich dachte, ich fange mit deinem Freund an. Hat er einen Namen? Langsam fange ich an zu denken, dass er gar nicht existiert. Ich meine, man sieht euch beide nie zusammen.«
»Wir haben Schluss gemacht.«
Etwas, das wie ein verzerrtes Lächeln aussah, kroch über sein Gesicht. »Ja, das hab ich gehört, aber ich wollte sehen, ob du’s zugibst.«
»Du hast von mir und Patch gehört?«
»Ein heißes Mädchen mit Namen Marcie hat mir davon erzählt. Ich hab sie an der Tankstelle getroffen, und sie ist
herübergekommen und hat sich vorgestellt. Und außerdem hat sie noch gesagt, du seist ein Loser.«
»Marcie hat dir von mir und Patch erzählt?« Mein Rückgrat wurde steif.
»Willst du einen guten Rat? Einen Rat von Junge zu Mädchen? Vergiss Patch. Zieh weiter. Finde einen Jungen, den dieselben Dinge interessieren wie dich. Lernen, Schach spielen, tote Käfer sammeln … und denk mal ernsthaft darüber nach, dir die Haare zu färben.«
»Was?«
Scott hustete in seine Faust, aber es entging mir nicht, dass er damit ein Grinsen verbergen wollte. »Ich will ehrlich mit dir sein. Rothaarige sind schon eine Herausforderung.«
Ich kniff die Augen zusammen. »Ich habe keine roten Haare.«
Er grinste breit. »Naja, es könnte schlimmer sein. Es könnte orange sein. Orange wie die der bösen Hexe.«
»Benimmst du dich jedem gegenüber so idiotisch? Deshalb hast du wohl keine Freunde.«
»Mir fehlt noch der letzte Schliff.«
Ich schob meine Sonnenbrille auf dem Kopf zurück und sah ihn direkt an. »Nur um das klarzustellen, ich spiele kein Schach, und ich sammle auch keine Insekten.«
»Aber du lernst. Ich kenne dich. Ich kenne diesen Typ. Das Siegel deiner gesamten Persönlichkeit ist mit einem Wort definiert. Analfixiert. Du bist einfach eine ganz gewöhnliche Zwangsneurotikerin.«
Ich stand mit offenem Mund da. »Okay, also vielleicht lerne ich ein bisschen. Aber ich bin nicht langweilig – jedenfalls nicht so langweilig.« Das hoffte ich zumindest. »Offensichtlich kennst du mich überhaupt
Weitere Kostenlose Bücher