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Bis Das Feuer Die Nacht Erhellt

Bis Das Feuer Die Nacht Erhellt

Titel: Bis Das Feuer Die Nacht Erhellt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Becca Fitzpatrick
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anrufen. Die Polizei liebt diese Art von beängstigendem Stalkermist.«
    »Du willst ihn nur anrufen, um mit ihm zu flirten.«
    Vee legte den Gang ein. »Ich versuche nur, dir zu helfen.«
    »Vielleicht hättest du vor zehn Minuten, als du meinen Drink über Marcie geschüttet hast, versuchen sollen, mir zu helfen.«
    »Wenigstens hatte ich den Mut, es zu tun.«
    Ich drehte mich zu ihr herum, damit sie die volle Wucht meines Blicks traf. »Beschuldigst du mich etwa, Marcie nicht Paroli geboten zu haben?«
    »Sie hat dir deinen Freund weggenommen, oder? Sicher, er jagt mir ganz schön Angst ein, aber wenn Marcie mir meinen Freund weggenommen hätte, dann müsste sie schwer dafür büßen.«
    Ich zeigte mit steifem Finger auf die Straße. »Fahr.«
    »Weißt du was? Du brauchst wirklich einen neuen Freund. Du brauchst eine schöne, altmodische Verabredung zum Knutschen, damit du dich entspannst.«
    Warum glaubten eigentlich alle, ich bräuchte einen neuen Freund? Ich brauchte keinen neuen Freund. Ich hatte genug Freunde gehabt, dass es ein ganzes Leben lang reichte. Das Einzige, wofür ein Freund gut war, war, einem das Herz zu brechen.

ZEHN
    E ine Stunde später hatte ich mir eine späte Mahlzeit aus Schmierkäse auf Graham-Crackern gemacht und aufgegessen, die Küche aufgeräumt und ein bisschen Fernsehen geguckt. In einer dunklen Ecke meines Bewusstseins hatte ich aber die SMS nicht vergessen, die mich davor gewarnt hatte, das Haus zu verlassen. Es war einfacher gewesen, es als eine falsche Verbindung oder einen Streich abzutun, solange ich sicher und bequem in Vees Auto saß, aber jetzt, wo ich allein war, fühlte ich mich gar nicht mehr so selbstsicher. Ich dachte daran, etwas Chopin aufzulegen, um die Stille zu durchbrechen, wollte aber mein Gehör auch nicht beeinträchtigen. Das Letzte was ich brauchte, war, dass sich jemand von hinten an mich anschlich …
    Reiß dich zusammen!, befahl ich mir. Niemand schleicht sich von hinten an dich an.
    Etwas später, als es nichts Gutes mehr im Fernsehen gab, ging ich hoch in mein Schlafzimmer. Mein Zimmer war eigentlich sauber, also ordnete ich meinen Kleiderschrank nach Farben in dem Versuch, mich zu beschäftigen, damit ich nicht in Versuchung geriet einzuschlafen. Wenn ich einnickte, war ich noch verletzlicher, und ich wollte das so lange hinauszögern wie möglich. Ich staubte die Schreibtischplatte ab, dann ordnete ich meine Bücher alphabetisch. Ich versicherte mir selbst, dass nichts Böses geschehen würde. Höchstwahrscheinlich würde ich morgen früh aufwachen und merken, wie lächerlich paranoid ich gewesen war.

    Andererseits war die SMS vielleicht von jemandem, der mir im Schlaf die Kehle durchschneiden wollte. In einer unheimlichen Nacht wie dieser war nichts zu weit hergeholt, um es nicht zu glauben.
    Irgendwann später wachte ich im Dunkeln auf. Die Vorhänge am anderen Ende des Raums bauschten sich, wenn der elektrische Ventilator sich in ihre Richtung drehte. Es war viel zu warm, und mein elastisches Hemd und die Jungenunterhosen klebten an meiner Haut, aber ich war zu sehr damit beschäftigt, mir das Schlimmste auszumalen, als dass ich auch nur daran dachte, das Fenster zu kippen. Ich blickte zur Seite und sah blinzelnd auf die Ziffern auf meinem Wecker. Kurz vor drei.
    Ein wütendes Klopfen vibrierte in der rechten Seite meines Schädels, und mein Auge war zugeschwollen. Ich schaltete jedes Licht im Haus an und tappte barfuß zur Gefriertruhe, um mir aus einer Plastiktüte und ein paar Eiswürfeln einen Eisbeutel zu machen. Mutig sah ich in den Badezimmerspiegel und stöhnte auf. Ein brutaler lila und roter Bluterguss zog sich von meiner Augenbraue bis zum Wangenknochen.
    »Wie konntest du das zulassen?«, fragte ich mein Spiegelbild. »Wie konntest du es geschehen lassen, dass Marcie dich verprügelt?«
    Ich schüttelte die letzten beiden Tylenol-Gelkapseln aus der Flasche im Spiegelschrank, schluckte sie und kroch zurück ins Bett. Das Eis stach in die Haut um mein Auge und ließ mich erschauern. Während ich darauf wartete, dass das Tylenol wirkte, kämpfte ich mit dem Bild von Marcie, wie sie in Patchs Auto stieg. Die Erinnerung spielte sich in meinem Kopf ab, spulte zurück und fing wieder von vorne an. Ich wälzte mich im Bett herum und legte sogar das Kissen über meinen Kopf, um das Bild zu erdrücken,
aber es tanzte nur außer Reichweite und verhöhnte mich.
    Es musste schon eine Stunde vergangen sein, als es meinem Hirn zu viel wurde, sich

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