Bis Das Feuer Die Nacht Erhellt
nicht.
»Ich bringe sie um«, sagte ich zu Vee, drehte mich wieder mit dem Gesicht zur Bar, griff nach meiner Cherry Cola, und Hitze stieg in meinen Wangen auf.
»Natürlich tust du das; und hier ist deine Chance. Sie ist direkt auf dem Weg hierher.«
Einen Moment später scheuchte Marcie den Typen neben mir von seinem Hocker und setzte sich darauf. Sie nahm Patchs Mütze ab und schüttelte ihre Haare, dann presste sie die Mütze an ihr Gesicht und inhalierte tief. »Riecht er nicht einfach toll?«
»Hey, Nora«, sagte Vee. »Hatte Patch nicht letzte Woche Läuse?«
»Was ist das?«, fragte Marcie versonnen. »Frisch geschnittenes
Gras? Ein exotisches Gewürz? Oder vielleicht … Minze?«
Ich stellte mein Glas ein bisschen zu hart ab und etwas von der Cherry Cola spritzte auf den Tresen.
»Das ist wirklich umweltfreundlich von dir«, sagte Vee zu Marcie. »Noras alten Müll zu recyceln.«
»Scharfer Müll ist besser als fetter Müll«, sagte Marcie.
»Fett ist das hier«, sagte Vee, griff nach meiner Cherry Cola und schwappte sie in Marcies Richtung. Aber jemand in der Menge schubste Vee von hinten, sodass die Cola sich, anstatt direkt auf Marcie zu spritzen, verteilte und auf uns alle drei spritzte.
»Sieh nur, was du angerichtet hast!«, rief Marcie und sprang so heftig von ihrem Barhocker, dass sie ihn umwarf. Sie wischte an ihrem Rock herum. »Das Kleid ist von Bebe! Weißt du, was das gekostet hat? Zweihundert Dollar!«
»Jetzt ist es nicht mehr so viel wert«, sagte Vee. »Und ich hab keine Ahnung, warum du dich beschwerst, wahrscheinlich hast du es sowieso geklaut.«
»Ja? Und? Was soll das heißen?«
»Bei dir kriegt man, was man sieht. Und ich sehe billig. Nichts sagt so sehr ›billig‹ wie Klauen.«
»Nichts sagt so laut ›fett‹ wie ein Doppelkinn.«
Vees Augen verengten sich zu Schlitzen. »Du bist tot. Hörst du mich? Tot.«
Marcie wandte den Blick in meine Richtung. »Übrigens, Nora, ich dachte, das würde dich interessieren. Patch hat mir gesagt, dass er mit dir Schluss gemacht hat, weil du nicht scharf genug bist.«
Vee zog Marcie ihre Handtasche über den Kopf.
»Wofür war das denn?«, kreischte Marcie und hielt sich den Kopf.
Vee haute sie aufs andere Ohr. Marcie taumelte rückwärts,
mit trüben Augen, die sich schnell verengten. »Du kleine …«, fing sie an.
»Stopp!«, rief ich, schob mich zwischen die beiden und hielt sie mit den Armen auseinander. Wir hatten die Aufmerksamkeit der Menge erregt, und die Leute kamen schon näher, weil die Aussicht auf einen Zickenkampf ihr Interesse geweckt hatte. Mir war es egal, was mit Marcie passierte, aber mit Vee war das was anderes. Wenn sie in eine Schlägerei geriet, nahm Detective Basso sie möglicherweise mit auf die Polizeistation. Und da sie sich heimlich von zu Hause fortgeschlichen hatte, glaubte ich nicht, dass ein Gefängnisaufenthalt bei ihren Eltern so gut ankommen würde. »Lass uns einfach aufhören. Vee, geh und hol den Neon. Ich seh dich draußen.«
»Sie hat mich fett genannt. Sie verdient den Tod. Du hast es selbst gesagt.«
Vees Atem kam stoßweise.
»Und wie willst du mich umbringen?«, lästerte Marcie. »Willst du dich vielleicht auf mich setzen?«
Und da brach die Hölle los. Vee nahm ihre eigene Cola vom Tresen und hob den Arm, zielte, um sie zu werfen. Marcie drehte sich um, um wegzurennen, fiel rückwärts über ihren umgefallenen Barhocker und taumelte zu Boden. Ich fuhr zu Vee herum, in der Hoffnung, weitere Gewaltakte zu verhindern, als mir von hinten das Knie weggetreten wurde. Ich fiel hin, und das nächste, was ich merkte, war, dass Marcie über mir war, rittlings auf mir saß.
»Das hier ist dafür, dass du mir in der fünften Klasse Tod Bérot weggeschnappt hast«, sagte sie und schlug mir aufs Auge.
Ich heulte auf und hielt mir das Auge. »Tod Bérot?«, schrie ich. »Wovon redest du? Das war in der fünften Klasse !«
»Und das hier ist dafür, dass du dieses Bild von mir mit
einem Riesenpickel auf dem Kinn letztes Jahr auf die Titelseite des eZine gestellt hast!«
»Das war ich nicht!«
Okay, vielleicht hatte ich ein bisschen bei der Auswahl des Fotos mitzureden gehabt, aber ich war nicht die Einzige gewesen. Und außerdem, Marcie hielt mir das noch vor? War ein Jahr nicht ein bisschen lang, um so etwas übel zu nehmen?
Marcie schrie: »Und das ist für diese Nutte von deiner …«
»Du bist ja vollkommen verrückt!« Diesmal fing ich den Schlag ab und schaffte es, das Bein des
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