Bis das Glück mich findet
besseres Gefühl gibt, dann nehme ich eben die Alleinschuld für alles auf mich. Für Emmas und Gabriels Probleme. Für die von Greg. Für die von June und Barry und Alicia und Joanna und Mossie. Und für die von Mum und Dad, und für die von deinen anderen Großeltern auch noch, Kelly.«
»Und für die von Lugh«, fügte Kelly hinzu. »Er weiß, dass zurzeit Schreckliches passiert, und ist völlig verstört.«
»Ich weiß.« Emma unterdrückte ein Schluchzen. »Womöglich haben wir Lugh furchtbar verkorkst, und er wird wegen uns in seinem Leben einmal schrecklich leiden.«
»Du kannst mir ja die Schuld dafür geben«, rief Brendan ihr mit verbitterter Stimme nach, als sie aus dem Zimmer lief. »Ich habe es schließlich nicht anders verdient.«
Man kann nicht unter permanenter Hochspannung leben, sinnierte Dominique während der Rückfahrt nach Dublin. Kelly, die auf dem Rücksitz saß, war während der Fahrt eingedöst, und Brendan am Steuer hüllte sich in Schweigen. Auch wenn die Situation eskaliert, gibt es plötzlich einen Moment, in dem etwas ganz Banales passiert, das einen an die Tatsache erinnert, dass man trotzdem einfach damit klarkommen und weitermachen muss.
Im Fall der Delahayes hatte sich der banale Zwischenfall in Gestalt von Lugh ereignet, der ins Wohnzimmer stürmte, auf seinen Vater zurannte und ihn fragte, ob es okay wäre, wenn er sich im Fernsehen das Automagazin Top Gear anguckte. Das Thema dieser Sendung waren Lamborghini, und er wollte sie so gern auf dem Großbildschirm sehen. Wie Lugh erklärte, waren Lambos seine Lieblingsautos, und er brannte darauf, die Meinung des Moderators Jeremy Clarkson zu hören. Lugh hatte nur Augen für seinen Vater, alle anderen im Zimmer waren offenbar Luft für ihn.
Er könne sich alles ansehen, wozu er Lust habe, erwiderte Greg. »Cool«, sagte Lugh und schaltete den Fernseher ein. In diesem Moment kam Emma mit verweinten Augen zurück, und die Erwachsenen warfen sich unbehagliche Blicke zu und fragten sich insgeheim, was nun als Nächstes passieren würde.
Da verkündete Gabriel, es sei Zeit für ihn aufzubrechen.
»Wo willst du hin?«, fragte Dominique.
»In die Stadt«, erwiderte er. »Ich suche mir ein Hotel. Und morgen früh fahre ich dann heim nach Dublin. Und anschließend … nun, dann geht es wieder zurück nach Panama.«
»Ich mache mich jetzt auch auf den Weg«, erklärte Greg, ohne Gabriel eines Blickes zu würdigen.
»Du brauchst nicht zu gehen«, sagte Emma.
»Ich wohne nicht mehr hier«, erinnerte er sie.
»Ich weiß. Aber heute Nacht …«
»Nein«, sagte Greg entschlossen.
»Nicht meinetwegen«, bat Emma. »Lugh zuliebe. Er braucht dich.«
Greg zögerte.
»Bitte«, bat Emma.
Greg zuckte hilflos die Schultern und schaute hinüber zu seinem Sohn, der ganz gefesselt von seiner Autosendung war. Dann setzte er sich neben ihn.
»Könnte ich von euch aus ein Taxi rufen?«, bat Gabriel.
»Neben dem Telefon in der Küche steht die Nummer«, erwiderte Emma.
»Wir sollten auch langsam ans Heimfahren denken«, sagte Dominique. »Wir könnten dich in der Stadt absetzen, Gabriel.«
»Wenn es euch nichts ausmacht?«
Dominique schaute forschend hinüber zu Brendan und Kelly.
»Natürlich nicht«, sagte sie.
»Wir könnten dich auch gleich bis Dublin mitnehmen«, bot Brendan sich an.
»Nein, danke.« Gabriel schüttelte den Kopf. »Ich nehme lieber den Zug morgen früh.«
»Bist du sicher?«, fragte Brendan.
»Ja, wirklich.«
Sie holten ihre Jacken und machten sich auf den Weg. Diesmal gab es keine gegenseitigen Umarmungen, nur Kelly drückte den kleinen Lugh an sich. Er gab ihr einen hastigen Kuss und widmete sich dann wieder seinen Autos, in seinem Traum schwelgend, später einmal einen Lamborghini fahren zu dürfen.
Schweigen breitete sich im Wagen aus auf ihrer Fahrt in die Stadt Cork, wo sie Gabriel vor einem Jurys Hotel absetzten.
»Ich weiß, du findest mein Verhalten widerlich«, sagte er beim Aussteigen zu Dominique, »aber glaube mir, ich wollte nie jemandem wehtun.«
Sie stieg ebenfalls aus und blieb neben dem Wagen stehen.
»Ich habe dich mal gefragt, ob du wegen einer Frau dein Priesteramt aufgeben würdest«, sagte sie. »Damals hast du gesagt, nein.«
»Es war die Wahrheit«, erwiderte Gabriel. »Es war nicht wegen Emma. Der wahre Grund war, dass ich nicht länger ohne die emotionale Nähe zu einem anderen Menschen leben wollte.«
»Liebst du sie?«
Er schüttelte den Kopf. »Was es nur noch
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