Bis das Herz brennt - die inoffizielle RAMMSTEIN Biografie
und Christian danach den Spitznamen „Flake“ gegeben. Oder er wurde schlicht deshalb so genannt, weil es „Flake“ in Deutschland als Vornamen gibt, wenn auch selten. Aber das weiß heute niemand mehr. Die Herkunft des Namens wird also ein Geheimnis bleiben.
Bekannt ist dagegen, dass Flake in seiner Kindheit nicht gern wie viele andere Jungs auf dem Fußballplatz dem Ball hinterher jagte, sondern sich lieber mit dem Sammeln von Briefmarken beschäftigte und mit seiner Eisenbahn spielte. Damals ging er bis zur zehnten Klasse auf eine Schule am Prenzlauer Berg in Ostberlin.
Danach absolvierte er eine Lehre als Werkzeugmacher, fand aber in diesem Beruf keine Anstellung mehr, weil er als Musiker in einer Punkband spielte: bei Feeling B.
Eigentlich wollte Flake als Jugendlicher lieber Arzt werden, aber dazu musste man in der DDR den Militärdienst in der Nationalen Volksarmee absolvieren, den er verweigerte. Immer wieder musste er zur Musterung, aber mithilfe verschiedener Ärzte zögerte er die Einberufung ständig und so lange hinaus, bis es die DDR nicht mehr gab. Die Verweigerung jedoch verbaute Flake den Weg zum Medizinstudium. Seinen „Doktor“ machte er später dennoch: Es waren die Fans, die ihn als Ersatz für die verpasste Arztkarriere – quasi „honoris causa“ – tröstend „Doktor Lorenz“ nennen.
Zum Keyboard kam Flake über seine klassische Klavierausbildung, die er mit 15 Jahren mehr oder weniger genoss. Seit der dritten Klasse hatte er einen Freund, der Klavier spielen konnte. Flake besuchte ihn öfter, er beobachtete den Kumpel, wie er die Tasten bearbeitete, und fand Gefallen daran. Er drängte seine Eltern, ihm auch ein Klavier zu kaufen. Doch die wollten einen Beweis dafür, dass er es mit der Musik ernst meinte.
Diesen Beweis erbrachte Flake: Er ging auf die Musikschule am Prenzlauer Berg in der Dunckerstraße. Das Notenlesen brachte er sich bei, indem er mehrere Blätter Papier aneinander klebte, darauf die Tasten eines Klaviers zeichnete und so übte, wo die einzelnen Noten zu finden sind. Diese Papiertastatur hatte er, säuberlich zusammengefaltet, immer dabei und konnte sie überall ausbreiten und üben.
Seine Eltern merkten, wie wichtig Flake die Musik war, und schenkten ihm für damalige 100 Ostmark ein altes Klavier, das er noch heute besitzt.
Die Musikschule allerdings legte Flake, der damals etwa neun Jahre alt war, wegen seiner dürftigen Leistungen nahe, aus der Klasse, die er besuchte, herauszugehen und lieber zu Hause Einzelunterricht bei einer Klavierlehrerein zu nehmen. Dort übte er vor allem die Klassik, doch diese Priorität sollte sich ändern, nachdem Flake die Plattensammlung seines Vaters, der als Ingenieur arbeitete, entdeckt hatte. Sie bestand aus Jazz- und Blues-Aufnahmen, meist vom DDR-Label Amiga. Er mochte Blues-Musiker wie John Lee Hooker und entdeckte danach sehr schnell die Rolling Stones, deren musikalische Wurzeln ebenfalls im Blues und Rhythm & Blues zu finden sind. Parallel dazu faszinierte Flake der Punk, und Schuld daran ist die Radio-Moderatoren-Legende John Peel, die auf dem englischen Radiokanal BBC in den 1970er Jahren Bands wie die Sex Pistols bekannt machte, eine Gruppe, die Flake besonders liebte.
Mit 13 Jahren hörte er mit dem Klavierspielen auf, weil das nicht die Musik war, die er spielen wollte. Flake stieg dann als Keyboarder in eine Kirchenband namens Hilflos ein, die sich später Tedeum nannte, und bearbeitete ein geliehenes E-Piano. Die Gruppe begleitete das Georg K. Trio bei Messen und spielte Blues mit religiösen Texten. Flake gibt in der Bandbiografie „Feeling B – Mix mir einen Drink“ zu, dass er die Leute in der Kirche eigentlich nicht mochte: „Das waren ganz unangenehme Typen in meinen Augen. Die haben immer gemeint: ‚Ja, aber da können wir doch drüber reden …‘, immer so salbungsvoll.“ 7
Dennoch spielte er mit der Band nur in der Kirche, denn er hatte so die Möglichkeit, Erfahrungen mit dem Keyboard zu sammeln und sich musikalisch zu entwickeln.
Zum Blues kamen Rockveranstaltungen in der Kirche dazu, die Flake immer mehr interessierten. Auf einem Rock-Fest an der Schule seines drei Jahre älteren Bruders wagte der damals 14-jährige spätere Rammstein-Keyboarder seinen ersten Auftritt ohne seine Blues-Band. Flake wollte dort als Punk auftreten. Also ließ er sich die Haare kurz schneiden und hochfrisieren. Er hängte sich Sticker, auf denen „Clash“ und „Peace“ stand, an ein Jackett, das
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