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Bis das Herz brennt - die inoffizielle RAMMSTEIN Biografie

Bis das Herz brennt - die inoffizielle RAMMSTEIN Biografie

Titel: Bis das Herz brennt - die inoffizielle RAMMSTEIN Biografie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heel Verlag GmbH , Thorsten Schatz
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Aktivität. Aljoscha Rompe nutzte diese Freiheit und die Befreiung von den Knebeln, welche die Menschen in Ostdeutschland mundtot gemacht hatten, um sich Gehör zu verschaffen. Der Feeling-B-Chef initiierte und gründete kurz vor den ersten freien Kommunalwahlen in Ostberlin im Mai 1990 die „Wydoks“-Partei. Er konnte viele befreundete Musiker aus dem Kreis von Feeling B und Die Firma dafür gewinnen. Ganz der Punk-Attitüde entsprechend, setzte sich die Partei dafür ein, dass die am Prenzlauer Berg belagerten Häuser in das Eigentum der Besetzer und nicht in das von westlichen Immobilienhändlern übergingen. Sie riefen in der „Autonomen Aktion Wydoks“ zur Übernahme der Häuser auf. Die „Wydoks“, deren Name sich vom Begründer der französischen Kriminalpolizei, Eugene Francois Vidocq, ableitet, bekamen 2.265 Stimmen, was einen Anteil von 0,33 Prozent im gesamten Osten Berlins ausmachte.
    Einer der vielen Musiker, die sich für die Wahlliste aufstellen ließen, war Flake. Das geschah allerdings eher widerwillig. Flake wollte mit seiner Nominierung lediglich Aljoscha Rompe einen Gefallen tun.
    Flakes Ziel für die Zukunft war es, als Künstler zu arbeiten. Und dazu gehörte schon damals wie auch heute noch nicht nur der Flug mit den Fingern über die Tasten des Keyboards. Flake versuchte sich genauso bereits kurz vor dem Fall der Mauer als Maler, zunächst mit Ölfarbe, heutzutage auch mit Acryl.
    Allerdings blieb das eine Nebenbeschäftigung, für die er wie auch für seine andere Leidenschaft, das Oldtimerfahren, fast keine Zeit mehr hat, weil Rammstein ihn sehr in Anspruch nimmt. Die Musik steht als Flakes hauptsächliche Profession für ihn und genauso für alle Rammstein-Mitglieder an erster Stelle.
    Deshalb kann er nicht stillhalten, und es sprudelt die Kreativität, auch wenn Rammstein gerade mal wieder eine längere Pause macht.
    So kam Flake Anfang 2007 auf die Idee, alte Feeling-B-Zeiten noch einmal aufleben zu lassen, indem er ein Best-of-Album der Band herausbrachte. Als er in seinem Keller nach Material dafür herumkramte, fand der Keyboarder einen riesigen Haufen alter Zeitungsschnipsel und Fotos, die sich in Schlittschuhkartons und Schränken türmten. Hinzu kamen Stapel verstaubter Tonbänder mit unveröffentlichten Feeling-B-Stücken. Der Fund motivierte Flake dazu, lieber der Öffentlichkeit diese Dokumente zugänglich zu machen und auf die Best-of-CD zu verzichten, zumal zu diesem Zeitpunkt wieder Interesse an der DDR-Kultur und der damaligen Rock- und Punkszene aufflammte. Aus Flakes Sicht wurde dabei allerdings oft ein schiefes Bild von der Ost-Jugend transportiert, indem gesagt wurde, dass es den jungen Rock- und Punk-Fans in der DDR gar nicht so schlecht ergangen war, weil sie sich anscheinend gut amüsiert hatten. Diese Vorstellung wollte der Rammstein-Musiker nicht so stehenlassen und entschloss sich, eine CD mit den verschollenen Aufnahmen herauszubringen. Hinzufügen wollte er ein Buch, das die Feeling-B-Phase und damit ein Stück ostdeutscher Punk- und Jugendkultur-Geschichte zeigte, wie sie wirklich war.
    Flake machte sich an die Arbeit, sortierte die vielen Bilder und Zeitungsausschnitte und hörte sich die alten Feeling-B-Aufnahmen an. Was ihm da allerdings an Tonqualität ins Trommelfell sprang, fand er ziemlich miserabel, sodass er die Originalaufnahmen überarbeitete und neu mischte.
    Das erwies sich als reichlich problematisch. Denn die Stücke waren auf 24-Spur-Bändern gebannt und fast 20 Jahre herumgelegen. Deshalb befürchteten Flake und sein Toningenieur, dass der Zahn der Zeit an ihnen genagt hatte und die Magnetschicht der Analog-Bänder beim Abspielen am Tonkopf der Bandmaschine kleben bleiben würde – was die Originalaufnahmen völlig zerstört hätte.
    Doch das Problem konnte gelöst werden: Die Bänder wurden drei Tage lang in einen Ofen gelegt und bei 60 Grad Wärme dort aufbewahrt. Dadurch wurde der Klebe-Faktor reduziert, und Flake konnte die Aufnahmen abspielen, dabei neu digital aufnehmen und bearbeiten.
    Zur Seite stand ihm der Produzent Mark Bihler, der mit Underground-Acts wie Saint Etienne, Capricorns, Appliance oder Liger gearbeitet hat. Die beiden machten es sich zur Aufgabe, die Stücke so gut klingen zu lassen, wie sie geworden wären, wenn sich Feeling B ein besseres Studio hätte leisten können. Die Band musste einst das billigste nehmen, weil sie die Session von den Einnahmen aus Konzerten bestritten, und die flossen nicht gerade

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