Bis das Herz brennt - die inoffizielle RAMMSTEIN Biografie
üppig.
Hinzu kam, dass die damaligen Tontechniker der Plattenfirma Amiga die Stücke entschärften und verwässerten, weil sie mit der Punk-Kraft der Lieder nichts anzufangen wussten. Entsprechend dürftig hörte sich das Ergebnis an.
Trotz der Vorgabe, dies zu berichtigen, erwartete Flake laut einem Interview mit
melodie
&
rhythmus
, Ausgabe 12/2007, dass das Schneiden und neue Abmischen schnell in ein paar Tagen erledigt sein würde. Aber er täuschte sich. Die Restaurierung zog sich über das gesamte Jahr 2007 hin. Flakes Ex-Feeling-B-Bandkollege Paul Landers wollte zuerst in das Produktionsgeschehen eingreifen und sehen, was Flake mit den alten Aufnahmen anstellte. Das hätte allerdings eventuell Streitigkeiten über die Frage nach sich gezogen, wie denn nun die Stücke klingen sollten. Deshalb ließ Paul dem Keyboarder freie Hand.
Der werkelte mit Mark Bihler so lange vor sich hin, bis er schließlich mit dem Ergebnis rundum zufrieden war. Der Keyboarder würde zwar manche der restaurierten Stücke heutzutage mit dem Wissen eines jahrzehntelang professionell spielenden Musikers nicht mehr aufnehmen, weil sie für ihn hart an der Geschmacksgrenze lagen. Nach dem damaligen Stand der Fähigkeiten und Intentionen der Band war es für Flake jedoch rückblickend völlig in Ordnung, dass Feeling B sie eingespielt hat.Nun ging es nur noch darum, die 13 frisch polierten Songs und das Buch herauszubringen. Flake fragte bei der Rammstein-Plattenfirma „Motor Music“ nach, und es hätte sich dort keiner dafür interessiert, wenn er nicht Keyboarder in der weltweit erfolgreichsten deutschsprachigen Rockband gewesen wäre. Das berichtete Flake im Gespräch mit dem Magazin
Straßenfeger
in dessen Ausgabe 09/2008. Er überzeugte das Label, die CD „Grün & Blau“ am 16. November 2007 herauszubringen.
Der Verlag Moewig wiederum übernahm die Veröffentlichung des Buches mit demselben Titel. Dieses bietet einen Rückblick auf die Punk-Phase der DDR und lässt durch viele Fotos, Abbildungen, Zeitungsausschnitte und Geschichten, die z.B. von Flakes Mutter und anderen Zeitzeugen erzählt werden, die Zeit damals wiederaufleben. Dazu kommen für die alten und neuen Feeling-B-Fans Texte, die jedes Lied erklären.
Der Lohn für Flakes liebevolle Detailarbeit: Presse und Fans bejubelten die Veröffentlichung. So schwärmte www.amazon.de : „ ‚Grün & Blau‘ ist ein Glücksfall für alle, die sich für Punk in der DDR, Musik aus dem Untergrund und die Verarbeitung der Wiedervereinigung in ebendiesem interessieren. Ein wichtiges Stück deutscher Musikgeschichte, das auch heute noch in vielen Bands inhaltlich (Mittelalterrock) und personell (Rammstein) weiterlebt.“
Von dieser Seite bekam Flake für sein Projekt Beifall. Die restlichen Rammsteiner gingen dagegen auf Distanz, wie der Tastenmeister
melodie & r
h
ythmus
in der Ausgabe 12/2007, anvertraute. Sie waren eher dafür, dass er sich lieber neue Musik ausdenken und die Vergangenheit ruhen lassen sollte. Aber die hatte Flake durch diese Veröffentlichung eh hinter sich gelassen. Mit „Grün und Blau“ hatte er endgültig mit Feeling B abgeschlossen, weil damit jedes Bisschen Musik, das die Band jemals eingespielt hatte, ans Tageslicht gekommen war.
Nach dem Ende dieses Projektes widmete Flake seine kreativen Potenziale als Musiker zunächst einmal seiner Hauptband.
4 Rammstein, S. 38.
5 Rammstein, S. 26.
6 Feeling B, S. 242.
7 Feeling B, S. 95.
5. Schwieriger Weg zum Erfolg: Rammsteins erste Tage
Nachdem sich Till, Christoph, Paul, Flake, Richard und Oliver 1994 endgültig dazu entschlossen hatten, ihre gesamte Zeit und kreative Energie in eine einzige Formation zu investieren, und für diesen Schritt ihren früheren Gruppen den Laufpass gegeben hatten, arbeiteten die sechs vom ersten Tag an sehr hart daran, ihrer neuen Band ein möglichst bekanntes Gesicht in der Öffentlichkeit zu verleihen. Doch was war nun eigentlich die Hauptmotivation, diese Gruppe zu initiieren?
„Also ich hatte zwei Ziele, als wir mit Rammstein anfingen“, berichtete Gitarrist Paul Landers im Juli 2004 dem Berliner Lokalradiosender
Fritz
: „Da gab es so einen Club in Berlin, der hieß ‚Huxley’s‘ und da haben so um die 3000 Leute reingepasst. Und da mal spielen, das war mein größter Traum. Haben wir geschafft. Der zweite Traum war, einmal mit dem Gitarrenkoffer ins Flugzeug steigen und zum Konzert fliegen. Haben wir auch längst geschafft. Ich bin also durch.“
Zunächst
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