Bis das Herz brennt - die inoffizielle RAMMSTEIN Biografie
weißer Sandstrand im Sonnenschein unter blauem Himmel samt Palmen und Badegästen zu sehen. Helnwein gelang ein verstörend ästhetischer Effekt, der den provokanten Charakter des Rammstein-Kosmos präzise unterstrich.
Mit dieser optischen Abrundung des Albums konnte „Sehnsucht“ endlich am 22. 08. 1997 veröffentlicht werden. Ein Datum, das die Fans schon ungeduldig erwarteten. Angeheizt hatten Rammstein die Vorfreude auf den Longplayer zuvor durch die Veröffentlichung der ersten Single „Engel“ am 01. 04. 1997 – der für Rammstein-Kenner überraschend eingängig klang.
Für diesen Song hatte sich Till eine Gastsängerin ins Studio geholt: die in der DDR-Stadt Halle geborene Pfarrerstochter Christiane Hebold, auch bekannt als Sängerin der Rockband „Bobo in White Wooden Houses“. Sie schlüpfte in dem Lied mit lieblicher Stimme in die Rolle des Engels. Damit besaß der Song einen sanften Klangtupfer zusätzlich zur eingängigen Melodie und hatte gute Chancen, im Radio gespielt zu werden, was allen bisherigen Rammstein-Titeln nicht vergönnt war. Und man kann nur vermuten, dass die Band diese Ignoranz nicht noch einmal spüren wollte und aus diesem Grund zuerst einen etwas zugänglicheren Song auf den Markt brachte.
Jedenfalls gelangte „Engel“ auf zahlreiche Sender-Programmlisten – und mauserte sich zu Rammsteins erstem großen Hit. Der Titel erreichte sofort den dritten Platz der Single-Charts in Deutschland, die Nummer 4 in Österreich und den 17. Rang in der Schweiz. Sogar in Schweden stieg das Lied immerhin bis auf Platz 48.
Am 23. 05. schob die Gruppe eine Fanedition von „Engel“ hinterher, die für die treue Fangemeinde gedacht war. Denn die Anhängerschaft hatte immer wieder gefordert,die Live-Klassiker „Wilder Wein“ und „Feuerräder“ zu veröffentlichen, was die Band mit dieser besonderen Maxi-Single nachholte. Als nächste reguläre Single veröffentlichte Rammstein am 18. 07. „Du hast“, die den fünften Platz in Deutschland, den zehnten in Österreich und die Nummer 33 in der Schweiz erreichte.
Das Album „Sehnsucht“ begab sich ebenfalls auf diese Erfolgskurve und verschaffte Rammstein nicht nur in Deutschland, sondern auch international den großen Durchbruch. Das Album holte sich aus dem Stand die Spitzenposition in Deutschland und verharrte dort fünf Wochen. Das Lager der Kritiker trennte sich wieder in Jubelarien in den meisten einschlägigen Heavy-Magazinen und negative Beurteilungen in den eher pop- und mainstream-lastigen Postillen – die allerdings immer wohlwollender über Rammstein berichteten, wie man am Beispiel von
Musikexpress/Sounds
sehen konnte. In der Ausgabe 09/97 wurde ein Pro-und-Contra-Vergleich über „Sehnsucht“ ins Heft genommen, bei dem der Longplayer einmal mit fünf und einmal mit nur einem Stern bedacht wurde. Das war unbedingt ein gewaltiger Schritt in eine versöhnlichere Richtung, hatte das Magazin den Erstling „Herzeleid“ zwei Jahre zuvor noch komplett zerrissen und auch sonst über die Band eher ungnädig berichtet.
Der Erfolg des Albums stellte sich nicht nur in Deutschland ein, „Sehnsucht“ erreichte ebenfalls in Österreich die Nummer 1 und in der Schweiz den dritten Platz. In den Niederlanden kam das Album auf Platz 40, in Frankreich auf die Nummer 76, in Schweden gelangte es auf die 17, in Neuseeland auf die 23 – und: „Sehnsucht“ stieg in den USA auf Platz 45 der Charts.
Ein gewaltiger Erfolg, den sich die Sechs so richtig allerdings nicht erklären konnten, denn sie hatten noch keine große Tour in den USA gespielt. Sie waren lediglich für zwei Konzerte in den New Yorker Clubs „Bank“ und „Batcave Downtown“ am 0. 3. und 06. 09. über den großen Teich geflogen. Richard Kruspe sagte in einem Interview mit dem Musikmagazin
NYRock
aus dem November 1998 etwas ratlos auf die Frage, wo auf einmal die vielen US-Fans herkamen (übersetzt): „Ich weiß es nicht, aber dasselbe geschah in Europa. Die Fans tauchten aus dem Nichts auf. Weißt du, das passiert in den USA sogar noch schneller. Die Staaten sind einfach rasanter und nicht so entspannt wie Europa.“
Zur Popularität Rammsteins in den Vereinigten Staaten trug vermutlich in nicht unerheblichem Maße bei, dass ihr Ruf auch die Ohren des US-amerikanischen Kultregisseurs David Lynch erreichte. Und dafür sorgte das Sextett selbst, denn sie verschickten an ihre beiden Lieblingsregisseure Exemplare von „Herzeleid“. Da ist zum einen der mit den
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