Bis das Herz brennt - die inoffizielle RAMMSTEIN Biografie
wieder diese verschiedenen Ansichten, durch die Rammstein funktioniert.“
Auf dieser gleichberechtigten Basis entstehen die Songs, wie der zweite Gitarrist Paul Landers
fritz.com
, dem Internet-Jugendmagazin der
Salzburger Nachrichten
, am 23. 07. 2004 erklärte: „Ach, das passiert doch bei uns immer zusammen. Das kann man bei uns nicht so einfach auseinanderzopfeln. Wir sind so sechs kleine Komponisten. Inzwischen hat jeder von uns schon Urideen mitgebracht, aus denen dann Rammstein-Lieder geworden sind. Keiner kann da an sich halten. Jeder hat so seine Talente. Till ist z. B. für die Texte zuständig. Zum Zusammenbauen müssen wieder alle dabei sein, es sind also schon alle wichtig, um ein Lied gut zu machen. Viele Köche verderben den Brei, so machen wir das immer.
(lacht)
Du hast ’ne gute Idee, dann fummeln alle dran rum, dann ist das Lied schlecht, und dann wird’s irgendwann aufgenommen.“
Dabei kann jeder alles machen, sodass Till zwar zum allergrößten Teil die Texte schreibt, die anderen aber auch ihren Beitrag leisten. So verfasste z. B. Richard Kruspe den Text von „Engel“. Ansonsten haben natürlich die einzelnen Bandmitglieder ihreSchwerpunkte, die über ihre Instrumente und ihre Funktion beim Spielen der Lieder bestimmt sind. Beispielsweise stammen von Flake die meisten Melodien, weil sein Keyboard für diesen Part in der Band zuständig und er beim Komponieren sehr einfallsreich ist.
Aber das gilt auch für die anderen, die sich genauso mit ihren Ideen immer wieder in den Entstehungsprozess einbringen, der sich vor allem bei den Proben entwickelt. Till ist oft gar nicht dabei, weil er zunächst abwarten muss, bis die Musik entstanden ist. Richard erzählte darüber in einem Interview für das Internet-Musikportal von apple.com im Dezember 2005: „Es ist oft so, dass jede Idee, die man mitbringt, erst mal gnadenlos zerstört wird. Du musst dann eine richtig dicke Haut haben, denn dein Baby wird da gerade vernichtet (…) Till schreibt die Texte auf die fertige Musik – seine Gedichte hängen im Proberaum an der Wand, und gemeinsam mit allen Bandmitgliedern wird der Song Stück für Stück erarbeitet, d. h. Refrain und Strophe stehen im Vorfeld noch gar nicht fest.“
Die Musik- und Textideen werden dann so lange bearbeitet, bis sie stimmig zueinander passen. Wenn sich die sechs bei einem Stück gar nicht einig sind, fällt das einfach weg. Was dann übrig bleibt, probt die Band zusammen. Und wenn das zur Zufriedenheit aller gelungen ist, geht die Band schon mit beinahe fertigen Songs ins Studio, um die Albumproduktion zu starten.
Die begann beim „Herzeleid“-Nachfolger erst im Herbst 1996, einem sehr späten Datum, bedenkt man, dass das Debütalbum schon fast zwei Jahre alt war. Aber es ging nicht früher, weil Rammstein zum einen live sehr präsent sein wollten und ausgedehnt tourten. Zum anderen gelang „Herzeleid“ immer wieder der Einstieg in die Charts, was ein zweites Album nur gestört hätte.
Aber schließlich fanden die sechs Musiker doch mit neuem Material den Weg ins Studio, wo wiederum Jacob Hellner ein weiteres Mal nach „Herzeleid“ auf dem Produzentenstuhl saß. Unterstützt wurde er erneut vom Mixer Ronald Prent.
Sie verpassten den neuen Songs diesmal ein musikalisches Kleid mit mehr Keyboard-Klängen und Computer-Samples als auf dem eher gitarrenorientierten Vorgänger.
Später, in einem Bandinterview mit dem Musikmagazin
NYRock
aus dem November 1998, sagte Flake dazu (übersetzt): „So haben wir es geplant. Ich glaube, es ist weniger stressig, weniger anstrengend, unseren Liedern zuzuhören. Wenn man fünf oder sechs Stücke mit Heavy-Gitarren hört, kann das nervig sein. Deshalb klingen Samples in unserem Fall definitiv besser.“ Richard ergänzte: „Ich denke, es ist wichtig, eine gewisse Balance zu halten. Ich glaube, dass unsere Entwicklung als Band sicherlich in die richtige Richtung weist. Wir versuchten etwas Neues, und wenn wir das nicht mehr mögen, probieren wir etwas anderes aus. Es ist immer einfach zurückzugehen, aber es ist viel schwieriger voranzuschreiten.“ Und Bassist Oliver Riedel fügte hinzu: „Es gibt nicht viele gitarrenorientierte Alben, denen die Leute zuhören. Ich meine, hör sie dir vom ersten bis zum letzten Titel an. Nach einer Weilekönnen die Gitarren nerven und du stellst sie aus – aber wir haben uns nicht wirklich vom Gitarrensound verabschiedet.“
Und das kann man bei den Songs, die Ende 1996 im Studio
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