Bis das Herz brennt - die inoffizielle RAMMSTEIN Biografie
wussten, dass wir die Sache erwarten konnten. Aber das Komischste daran war, dass es sich um ein Festival des Senders handelte, bei dem er als Redakteur arbeitet – und wo wir als Headliner auftraten.“ Richard ergänzte: „Er bekam bestimmt das, was er verdiente. Es hat ihn in keiner Weise verletzt. Wir waren nicht gewalttätig, aber er war für eine Zeit lang die Witzfigur. Vielleicht wird ihm das helfen, über all die Dinge nachzudenken. Vielleicht wird es einer anderen Band helfen.“
Letztlich schrumpfte dieser Zwischenfall im Zuge der sich steigernden Rammstein-Begeisterung zu einer Randnotiz. Er beschäftigte kurz die Medien und bestätigte die sich gegenüberstehenden Lager der Rammstein-Hasser und -Bewunderer in ihren jeweiligen Meinungen über die Band.
Rammstein konzentrierten sich wieder ganz und gar auf die weiteren Tour-Aktivitäten, die von den Medien sehr aufmerksam verfolgt wurden. Die nächste Station führte die Band in die Heimat nach Berlin, wo sie am 22. und 23. 08. 1998 ihre legendären Konzerte auf der Parkbühne Wuhlheide gab, die aufgenommen wurden und das Material für das nächste Album „Live aus Berlin“ lieferten.
Nachdem der erfolgreiche Sechser die europäischen und besonders die deutschen Fans restlos zufrieden und begeistert zurückgelassen hatte, reiste die Band zurück in die USA, um dort das Publikum, das die Gruppe bislang lediglich interessant fand und mochte, zur echten Fangemeinde zusammenzuschweißen.
Los ging es beim „Rockstock Festival“ am 12. 09. 1998 in Chicago. Nach einer kurzen Atempause spielten Rammstein dann vom 22. 09. bis zum 31. 10. auf der damals allerersten berühmt-berüchtigten „Family Values Tour“ als zweiter Headliner umjubelte Gigs.
Zeitgleich zu den ersten Charterfolgen stellte sich für Rammstein in den USA ein weiterer Charterfolg ein. Als der Song „Du hast“ dort 1998 veröffentlicht wurde, schaffte er es in der Kategorie „Mainstream Rock Tracks“ der hochoffiziellen Billboard-Charts auf Platz 20.
Rammstein wurden in den USA immer populärer, was dazu führte, dass die Band eingeladen wurde, eine legendäre US-Hard-Rock-Band auf einer Stadientour vom 10. bis zum 24. 08. durch Südamerika als „Special Guests“ zu begleiten: Kiss.
Mit diesen Ikonen in Sachen Make-up-Rock-Show zu spielen, war für die Rammstein-Mitglieder ein echter Adelsschlag. Flake erzählte darüber in einem Interview für Radio Goethe im Juni 1999: „Das war gut. Die hatten uns gefragt, und es warherrlich. Ich war zum ersten Mal in Südamerika, was für sich allein schon gut war. Und Kiss spielten in Riesenstadien. Wir kamen eigentlich überall gut an. Was wir aber nicht wussten, war, dass man in Brasilien die Vorband zur Sau machen muss. Es ist ein Zeichen dafür, dass man die Hauptband liebt. Als wir da anfingen zu spielen, herrschte Geschrei wie immer, und ich dachte, ‚iss ja allet schön.‘ Die dachten zuerst, wir seien Kiss, denn wir hatten ja auch so alberne Kostüme an.
Und dann haben sie irgendwann gemerkt, dass wir gar nicht Kiss sind, und fingen an, Zeug zu schmeißen, haben in Becher gepinkelt und sie auf die Bühne geschmissen. Und immer wenn jemand von uns getroffen wurde, tobte ein Beifallssturm, so als hätte es ein Tor bei der Weltmeisterschaft gegeben. Wir spielten aber stumpf unser Programm durch, sind dann von der Bühne gegangen und waren ein bisschen angepisst. Auf einmal kam der Promoter und meinte, wir seien die Größten, denn das hätte es noch nie gegeben, dass eine Band ihr Programm bis zum Ende durchspielen konnte. Der Rekord lag bis dahin darin, dass eine Band vor Sepultura sieben Minuten durchgehalten hat. Dann meinte er noch, dass wir jetzt die Größten in Brasilien seien.“
Während dieses Interview geführt wurde, waren Rammstein schon wieder auf dem Weg zur nächsten Tour in den USA – unter eigenem Namen mit einem stattlichen Vorprogramm, in dem Skunk Anansie, Soulfly und Mindless Self Indulgence auftraten. Bei einem Konzert in Worcester im Bundesstaat Massachusetts kam es zu einem Zwischenfall: Bei der Inszenierung des Titels „Bück dich“ führte Sänger Till Keyboarder Flake an einer Hundeleine auf ein Podest und imitierte mit ihm Analverkehr. In Tills Hose war dazu im Genitalbereich ein Plastik-Dildo angebracht, der mit einem Flüssigkeitstank verbunden war. Till verspritzte damit eine Unmenge weißlicher Flüssigkeit auf Flake und ins Publikum.
Das war für die sittenstrengen Ordnungshüter zu obszön.
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