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Bis das Herz brennt - die inoffizielle RAMMSTEIN Biografie

Bis das Herz brennt - die inoffizielle RAMMSTEIN Biografie

Titel: Bis das Herz brennt - die inoffizielle RAMMSTEIN Biografie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heel Verlag GmbH , Thorsten Schatz
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demselben Grund haben wir auch Ministry – die vom Anspruch her Rammstein nicht unähnlich sind – immer mal wieder zur Titelgeschichte verholfen.
    FRAGE: Wurde über den politischen Anspruch von Rammstein – sofern sie einen solchen überhaupt verfolgen – nie bei euch debattiert?
    MÜLLER: Nein, weil der in unserem Blatt nur am Rande vorkommt. Meine Linie als Chefredakteur vom
Metal Hammer
war: Wir sprechen mit Musikern nicht über Politik, sofern sie es nicht von sich aus tun. So wurde bei uns verfahren, so wird es das meines Wissens bis heute. Eine Rockband in einen politischen Kontext zu stellen, ist Aufgabe von Magazinen wie etwa dem Spiegel.
    Die haben das auch brav getan, denen missfiel eklatant die „deutsche Ästhetik“ von Rammstein. Doch dieser Aspekt war für uns überhaupt nicht relevant. Wobei ich ihn rein persönlich für totalen Quatsch halte, denn das, wofür Rammstein steht, ist in den 1920ern entstanden: „Futurismus“ oder die politisch motivierte Kunst von Bert Brecht und Kurt Weill, Kultur jedenfalls, die von den Nazis einige Jahre später verboten wurde. Rammstein hätten unter Adolf Hitler keine Chance gehabt. Ich glaube nach wie vor,
Der Spiegel
war insgeheim neidisch, dass Rammstein mit ihrer neuartigen Form von Rockmusik so viel Aufmerksamkeit geerntet und so viele Platten verkauft haben. Das hat nicht in ihr Konzept gepasst, in dem alles Deutsche erst einmal misstrauisch beäugt wird.
    FRAGE: War es all die Jahre über, die du Rammstein für den
Metal Hammer
redaktionell betreut hast, pflegeleicht mit der Band zu arbeiten?
    MÜLLER: Nein, doch ich verstehe das, denn auch dieser Aspekt ist Teil des Rammstein-Konzepts. Rammstein waren und sind sehr selektiv, was Journalisten angeht. So ein Umgang mit den Medien trägt ebenfalls zur Legendenbildung derBand bei. Was richtig ist: Hinter Rammstein steckt eine absolut basisdemokratische Einheit. Deshalb kannst du dir als Medienvertreter auch nicht aussuchen, mit wem du dein Interview führen willst, denn alle sechs Bandmitglieder sind gleichberechtigt mit ihrer Stimme.
    Zudem mussten wir bei
Metal Hammer
akzeptieren, dass manche unserer Autoren vom Rammstein-Management als Interviewpartner nicht erwünscht waren. Für unser Verständnis in dieser Angelegenheit bedankte sich das Management bei uns, indem sie immer wieder neuen Stoff für Geschichten lieferten. Es bestand – und besteht – also eine Symbiose, ein gegenseitiges Geben und Nehmen.
    FRAGE: Wie betrachtest du die musikalische Entwicklung der Band, die du seit 1994 mitverfolgst?
    MÜLLER: Rammstein sind inzwischen etabliert, ohne sich dabei komplett an den Massengeschmack angepasst zu haben. Der kreative Höhepunkt bislang war für mich allerdings „Mutter“, ihr „Stadion-Rockalbum“, wenn man so will. Darauf fand sich alles, was eine echte Mega-Band ausmacht: jede Menge Energie, geile Melodien, wütender Rock.
    „Reise, Reise“ war ähnlich gestrickt, mir allerdings beinahe schon ein bisschen zu kalkuliert und kommerziell. Richtig gute Musiker sind Rammstein bis heute nicht, doch das sind Bon Jovi auch nicht, und sie sprechen ein Millionenpublikum an. Ganz einfach deshalb, weil sie Image und Ästhetik auf höchstem Niveau verkaufen. Wobei ich glaube, dass Rammstein inzwischen ein Problem mit ihrem Status haben. Sie wissen, dass sie musikalisch nicht spektakulär sind. Doch bislang immerhin gut genug, um eine große Anhängerschar zu überzeugen.
    FRAGE: Woraus besteht deiner Ansicht nach ihre Anhängerschar?
    MÜLLER: Das ist ein sehr breit gemischtes Publikum. Ich weiß nur, dass ich mich auf einem Rammstein-Konzert in München ziemlich unwohl gefühlt habe, weil die Atmosphäre dort für mich latent aggressiv war. Das alte Vorurteil der bürgerlichen Presse, dass sich auch etliche Hooligans und Skinheads auf Rammstein-Konzerten tummeln würden, lässt sich nicht von der Hand weisen. Rammstein haben sich meines Wissens nach über ihre Fans nie explizit geäußert. Aber mal ehrlich: Warum sollten sie das auch tun?
    FRAGE: Hast du die Herren von Rammstein außerhalb von Interviews mal ganz persönlich erlebt?
    MÜLLER: Kaum! Mit Till Lindemann habe ich nie ein Interview geführt, über den kann ich somit gar nichts sagen. Bei den anderen Mitstreitern hatte ich durch die Bank das Gefühl, dass sie – wenn man sie allein vor sich hat – sehr offen und umgänglich sind.
    FRAGE: Deine ganz persönliche Schlussbemerkung zu Rammstein?
    MÜLLER: Eine sehr spannende Band, die

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