Bis das Herz brennt - die inoffizielle RAMMSTEIN Biografie
jede Firma war heiß darauf, diese Band unter Vertrag zu nehmen. Denn die Idee von „Emu“ und Rammstein war von Beginn an, nicht nur ein musikalisches Konzept zu verkaufen, sondern bereits damals ein komplettes Ding, das darüber hinaus auch aus Show und Image bestand.
FRAGE: Du selbst brauchtest also gar keinen Einsatz leisten, um Rammstein zum Erfolg zu verhelfen?
MÜLLER: Nein, denn dieses Ding war sofort ein Selbstläufer. Zum raschen Erfolg beigetragen hat auch die Tatsache, dass Rammstein in den ersten beiden Jahren ihrer Existenz beinahe permanent auf Tour waren, zunächst im Vorprogramm diverser Formationen wie Project Pitchfork, bald auch als Hauptattraktion. Ich habe Rammstein 1996 als Headliner gesehen, sie haben mich voll überzeugt,während in der Presse damals noch nicht viel über sie und ihre Konzerte geschrieben wurde. Es gab da einige Startschwierigkeiten.
Wir vom
Metal Hammer
haben die Gruppe und ihre Karriere allerdings stets wohlwollend verfolgt. Auch deshalb, weil klassische Leser unseres Heftes und Leute von der Straße auf uns zukamen und meinten: „Wir haben die live gesehen, schreibt was drüber – die sind total geil!“ Auf solche Hinweise muss ein Magazin wie der
Metal Hammer
natürlich reagieren, schließlich haben wir einen Ruf als Szeneblatt.
FRAGE: Jedenfalls hast du bereits nach erstem Hören von der Band an deren ganz großen Durchbruch geglaubt?
MÜLLER: Nein, zumindest nicht in diesem Ausmaß. Doch mir wurde schnell klar, wie ehrgeizig diese Gruppe ist. Wie clever. Und dabei musikalisch und vom Konzept her absolut einzigartig im deutschsprachigen Raum.
FRAGE: Der Image- und Marketingaspekt spielt demnach bei Rammstein in deinen Augen eine wichtige Rolle?
MÜLLER: Sowohl die Band als auch ihr Manager bestreiten das bis heute vehement, doch natürlich hat sie stets geschickt mit diversen Strategien gespielt. Wobei richtig ist, dass Rammstein in der Öffentlichkeit eine Maschine ist, die sich selbst ölt. Privat sind die sechs Herren sehr viel anders als auf der Bühne. Doch sie können zwischen diesen beiden Leben sehr gut unterscheiden.
Hinter Rammstein steckt eine inszenierte – und auf den Außenstehenden äußerst faszinierende – Fassade. Gegenüber den Medien und den Fans kursieren viele Gerüchte und Geschichten, das heizt die Menge immer wieder an, Rammstein bleiben im Gespräch. Und das „Starsein“ passt den Herren recht gut in den Kram, sie inszenieren sich ganz gern, sind auch eingebettet in ein Konzept. Außerdem unterstützen sie die klassische Förderkultur. Sprich: Sie delegieren gerne an fähige Leute, die sie dafür brauchen, um im Gespräch zu bleiben. Das sind äußerst engagierte Menschen, die ihre Jobs prächtig verstehen. Doch wie gesagt, ich meine das alles nicht abwertend, sondern eher bewundernd. Rammstein sind garantiert eine Klasse für sich!
FRAGE: Nochmals zurück zu Rammsteins erstem Demo, das du dir anhören durftest: Wie bewertest du es im Rückblick?
MÜLLER: Es war eine recht rohe Angelegenheit, das schon – aber definitiv eine überzeugende Demonstration von dem, was Rammsteins Konzept darstellen sollte. Für mich war dieser Anspruch der Gruppe jedenfalls einzigartig, was ihre Kombination von Sound und Texten angeht. Dieses leicht Verstörende, diese wüste Ästhetik, die haben mich gleich beeindruckt.
Beim Metal Hammer bist du ja ein Profi, was harte musikalische Klänge angeht. Wir Redakteure schätzen bei diesem Magazin neue Sachen sehr kühl undrealistisch ein. Natürlich geht es bei einer solchen Einschätzung auch darum, ob du mit einer neuen Band entsprechend viele Hefte verkaufen kannst. Dass Rammstein Kasse machen würde und wir auch mit ihnen, war relativ bald klar.
FRAGE: In den meisten Medien wurden Rammstein von Beginn ihrer Karriere an heftig diskutiert, es gab sehr rasch die Vorwürfe von wegen „Rechts-Rock“, „Nazi-Verherrlichung“, „Leni-Riefenstahl-Ästhetik“ etc. Hattet ihr in dieser Richtung auch Probleme in der redaktionsinternen Diskussion sowie mit eurer Leserschaft?
MÜLLER: Weder in der Redaktion noch bei unserer Leserschaft gab es mit Rammstein ein Problem, das Urteil war evident. So ziemlich alle aus unserem Umkreis fanden die Band geil, weil sie sehr hart klingt, sehr gitarren-orientiert, sehr konsequent in ihrer Präsentation, einfach einzigartig. Und natürlich ist es für ein Blatt gut, wenn eine Band auf dem Cover zu sehen ist, die provoziert beziehungsweise polarisiert. Aus
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