Bis das Herz brennt - die inoffizielle RAMMSTEIN Biografie

Oliver Welter und Bassist Herwig Zamernik ebenfalls auf einen Berg, arbeiten sich durch einen Schneesturm, der eine reicht dem anderen die Hand, um ihn mitzuziehen. Als sie auf dem Gipfel vor dem Kreuz ankommen, sterben beide eingeschneit.
    Die Plattenfirma von Rammstein ließ erklären, dass diese Geschichte schon seit Jahren von der Band geplant gewesen sei. Die Musiker selbst sagten dazu nichts. Der Regisseur von „Ohne Dich“, Jörn Heitmann, der seit vielen Jahren Videos für den Berliner Sechser drehte, habe den Naked-Lunch-Clip nie gesehen, so ließ dessen Produktionsfirma „Katapult-Filme“ verlauten. Außerdem seien die Motive des Handschlags und des Gipfelkreuzes in jedem Bergsteigerfilm zu finden und für das Genre üblich. Naked Lunch verklagten Rammstein nicht, denn ihre Anwälte hatten davon abgeraten, weil die Idee zum Video tatsächlich eher simpel sei und jedem hätte einfallenkönnen. Außerdem fehlte der österreichischen Gruppe schlicht das Geld für einen Rechtstreit.
    Der Plagiatsvorwurf bei „Ohne Dich“ flackerte kurz auf und verschwand danach wieder aus dem Bewusstsein der Öffentlichkeit.
    Eine weitere Single von „Reise, Reise“ zog mehr Aufmerksamkeit auf sich, allerdings diesmal nicht wegen eines anstößigen Textes oder eines skandalösen Videos, sondern schlicht wegen des für Rammstein ungewöhnlich kritischen Tones. In „Amerika“ geht es sehr sarkastisch und zynisch um den Einfluss der USA auf die Kultur und die sozialen Verhältnisse in der Welt. Oliver Riedel sagte der Netzzeitschrift
Evolver
im September 2004 dazu: „Es gab da in der Band einige Diskussionen, weil wir ja noch nie politische Statements abgegeben haben, aber in der Zeit, in der wir die Platte aufgenommen haben, war gerade der Irak-Krieg im Gange, und wir fanden das alles so gemein und ungerecht, dass dann dieser Text entstanden ist. Aber weil wir nicht mit erhobenem Zeigefinder kritisieren, sondern das Ganze eher ironisieren, ging der Text dann halt in diese Richtung.“
    Christoph äußerte sich in einem Interview mit dem Musikmagazin
Das Ding
aus dem September 2004 ganz ähnlich: „Ich bezeichne den Song als ‚Rammstein light‘. Es ist nicht so schwer verdauliche Kost, obwohl wir uns zum ersten Mal auf ein semi-politisches Terrain wagen. Bisher haben wir solche Themen außen vor gelassen, aber die letzten Jahre politischer Entwicklung waren doch so, dass wir uns dem nicht entziehen konnten. Mit dem Ergebnis sind wir zufrieden, weil der Song keine Fingerzeigementalität hat, sondern mehr eine ironische Annäherung an dieses Thema ist.“
    Das Lied bezieht sich nur auf die damals aktuelle politische Situation. Generell haben Rammstein mit den USA kein Problem. Dementsprechend fiel die USA-Kritik im Video auch recht milde aus. Darin sind die Bandmitglieder in Raumanzügen auf einer mondähnlichen Landschaft zu sehen, vermutlich als Anspielung auf die erste Mondlandung der Amerikaner am 20. 07. 1969 und die Theorien, dass die gar nicht stattfand, sondern nur für das Fernsehen inszeniert war.
    Als der Song als Single erschienen war, waren nicht nur die Fans begeistert, sondern auch ein sehr prominenter Musiker, der sich in den Medien als Rammstein-Bewunderer zu erkennen gab: Chris Martin, Kopf der britischen Band Coldplay. Er sagte in der Sendung „Kultkomplex“ des Senders Radio Eins Live am 10. 03. 2006, in der er sich Musik aussuchen durfte: „Jetzt wird es wieder Zeit für ein bisschen fantastische deutsche Musik – ich will es mir ja hier mit den Leuten nicht verscherzen, weil ich Engländer bin (…) Ich will einen Song spielen von einer deutschen Band, die ich genau so gut wie Kraftwerk finde. Ich stand mal allein in einem Fahrstuhl irgendwo in Australien. Und der Fahrstuhl hielt, die Tür ging auf und ein sehr großer Mann ist eingestiegen mit riesigen Muskeln und langen schwarzen Haaren. Ich dachte, der will mich umbringen. Aber er guckte mich an und sagte: ‚Oh, mein Hals tut ziemlich weh, hast du vielleicht irgendwas dagegen?‘ Und ich meinte: ‚Klar, ich hab hier diese Medizin, die gebe ich dir.‘ Sein Name war Till Lindemann. Und er war der Sängervon Rammstein. Wir waren dann mit denen auf Tour in Australien – und diese Band hat mich weggeblasen. Live sind Rammstein einfach fantastisch. Ich möchte den Song ‚Amerika‘ spielen, von ihrem vorletzten Album. Ich finde, es ist in diesen Zeiten sehr mutig, als Band einen Song wie ‚Amerika‘ zu machen. Der Song ist politisch, er