Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bis das Herz brennt - die inoffizielle RAMMSTEIN Biografie

Bis das Herz brennt - die inoffizielle RAMMSTEIN Biografie

Titel: Bis das Herz brennt - die inoffizielle RAMMSTEIN Biografie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heel Verlag GmbH , Thorsten Schatz
Vom Netzwerk:
einstreute.
    Geblieben sind die sägenden E-Gitarren und die heftigen Rhythmen, die es allerdings in keiner Nummer eilig haben, sondern meist schleppend im mittleren Tempo stampfen. Das verleiht „Reise, Reise“ einen anderen Grundanstrich, der sichbis in den Gesang fortsetzt. Denn Till Lindemann spart sich sogar einmal sein Markenzeichen, das rollende „R“, und singt überhaupt nicht angeraut, sondern geschmeidig und mit tiefer Stimme „Ohne Dich“.
    Die Texte, die Till Lindemann in dieser Art intoniert, sind dagegen wie eh und je gespickt mit Themen, die in der Öffentlichkeit diskutiert wurden – allen voran die erste Single-Auskopplung „Mein Teil“. Dieses heiß diskutierte Stück sollte eigentlich erst „Nein“ heißen, dann „Schlachter“ oder „Metzger“, beides Titel, die zum Inhalt von „Mein Teil“ nur zu gut gepasst hätten. Denn in dem Song geht es um Armin Meiwes, der auch als „Kannibale von Rotenburg“ Aufsehen erregte. Über eine Anzeige im Internet war Meiwes mit dem Diplom-Ingenieur Bernd Jürgen Armando Brandes, der im Prostituiertenmilieu durch Wünsche nach Verstümmelung auffiel, in Kontakt getreten. Anfang 2001 trafen sich beide, und Meiwes tötete Brandes mit dessen Zustimmung, wie er später der Polizei angab, und verspeiste einige Körperteile des Mannes. Die Tat hielt er auf Video fest. Durch den Hinweis eines Studenten wurde die Polizei auf Meiwes aufmerksam und konnte ihn festnehmen. Am 09. 05. 2006 wurde er zu lebenslanger Haft wegen Mordes und Störung der Totenruhe verurteilt.
    Diese Geschichte beherrschte die Presselandschaft, und auch Rammstein wurden darauf aufmerksam. Aber anscheinend war der Song, der aus der Geschichte entstand, so heikel, dass großer Diskussionsbedarf zwischen der Plattenfirma, die mittlerweile unter Universal/Motor Music firmierte, und den Musikern bestand. Dreimal wurde die Veröffentlichung verschoben und als Gründe Schwierigkeiten bei der Produktion des Single-Covers angegeben.
    Schließlich kam das Video zu „Mein Teil“ am 09. 07. heraus, und die Single folgte am 26. 07. 2004. Sie hat einen anderen Beginn als die Album-Version, denn darin verliest der Rammstein-Bassist mit dunkler Stimme einen Anzeigentext in der Machart des Inserates des echten Kannibalen.
    Nach der Veröffentlichung rauschte es gewaltig im Blätter- und sonstigen Medienwald, hervor kamen empörte Artikel von der
Bild
über die
Berliner Zeitung
bis hin zum Magazin
Der Spiegel
über das, wie geschrieben wurde, skandalöse, ekelhafte und perverse Menschenfresser-Lied und den dazugehörigen Clip. Auch seitens des Kannibalen selbst kam eine Attacke. Meiwes kündigte an, gegen Rammstein und einen geplanten Hollywood-Film mit dem Titel „Rotenburg“, in dem seine Geschichte verfilmt werden sollte, gerichtlich vorzugehen, weil er sich benutzt fühlte und seine Persönlichkeitsrechte verletzt worden seien.
    In einem Interview mit
Fritz
, dem Jugendmagazin der
Salzburger Nachrichten
vom 23. 07. 2004, äußerte sich Paul Landers über das Lied: „Damit haben wir vielleicht bei manchen ein Tabu gebrochen. Dabei war das Thema damals in den Medien ganz groß. Und wir sind ja im Gegensatz zu den ganzen Zeitungen, die sich sensationslüstern auf den armen Mann gestürzt haben, Jahre hinterher und bei Weitem nicht so massiv. Wir machen jetzt halt ein Lied darüber, aber a) künstlerisch undb) wenn nicht wir ein Lied drüber schreiben, wer sonst? Das Thema bietet sich ja regelrecht an.“
    Beim Drehen des Clips gab es nur eine Vorgabe: Alle Bandmitglieder hatten 30 Minuten Zeit unabhängig voneinander zu tun, was immer sie wollten. Die Musiker sind im Clip zwar alle mit besonderen Gebissen ausgestattet, und Till rupft in einigen Szenen Federn, die, wie sich im Laufe des Videos herausstellt, nicht zu einem Vogel, sondern zu einem Menschen gehören. Aber man kann nur anhand des Liedtextes erahnen, um welches Thema es geht. Kannibalismus wird nicht gezeigt. Dennoch sah die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien den Clip als so schockierend an, dass sie ihn sofort mit einer Tagessperre verhängte, sodass er von den Musiksendern nur zwischen 0.00 Uhr Mitternacht und 6 Uhr morgens ausgestrahlt werden durfte.
    Auch andere Gruppen verarbeiteten die grausige Geschichte wie die Death-Metal-Band Macabre in „The Wustenfeld Man Eater“, die Metal-Band Macbeth in „Abendmahl“ und Musikparodist Vicki Vomit in „Der Kannibale von Rotenburg“. Nur Rammstein drehten allerdings

Weitere Kostenlose Bücher