Bis das Herz brennt - die inoffizielle RAMMSTEIN Biografie
Herbsttag in Anwesenheit der Autoren dieses Buchs an einem gemeinsamen Tisch und tauschten sich einige Stunden lang über ihre große musikalische Leidenschaft aus: Rammstein – wobei jeder der Beteiligten einen anderen Zugang zu dieser Band hat.
Ihre Meinungen über Rammstein sind so unterschiedlich und teilweise kontrovers, wie die Formation sich gerne selbst in der Öffentlichkeit wahrnehmen lässt. Auszüge aus einem Gespräch unter Fans.
EVA: Ich war 13, als mir Rammstein zum ersten Mal aufgefallen sind, das muss demnach 1999 gewesen sein. Damals habe ich „Engel“ im Radio gehört, das ich nicht sonderlich aufregend fand – allein schon wegen des deutschen Texts. Rockmusik mit deutschen Texten stand damals nicht besonders hoch im Kurs bei mir. Nur die sehr merkwürdige, ungewöhnliche Stimme des Sängers blieb mir im Gedächtnis haften. Mir lief ein Schauer über den Rücken, als ich sie hörte.
Bald danach sah ich den großartigen Action-Streifen „xXx“ im Kino, und dabei wurde ich ein zweites Mal mit Rammstein konfrontiert, weil sie mit dem Lied „Feuer frei“ einen Beitrag zum Soundtrack geleistet hatten. Dieses Stück knallte gut rein, von da an gefiel mir diese Band und ich habe mich eingehender mit ihr beschäftigt. Vielleicht auch deshalb, weil meine damals beste Freundin zu mir meinte: „Ey, Rammstein sind richtig gut, was Spezielles!“ Und je öfter ich von da an Tills Stimme und dieses tiefe rollende „R“ hörte, desto erotischer empfand ich seinen Gesang. Tills Art des Gesangs ist sehr körperlich.
MICHA: Ich hatte „Herzeleid“ durch reinen Zufall entdeckt, weil ich das Cover des Albums sehr ungewöhnlich fand. Man konnte sich überhaupt nicht vorstellen, welche Art von Musik sich dahinter verbirgt. So etwas hat mich immer schon neugierig gemacht. Ich hatte merkwürdigerweise Geld übrig, habe mir das Ding also im Laden geholt, und nachdem ich es das erste Mal habe durchlaufen lassen, war ich zwar nicht rettungslos begeistert, doch mir war klar, dass diese Gruppe ungewöhnlich ist, wenigstens für den deutschen Markt. Dass sie aber in relativ kurzer Zeit dermaßen durch die Decke gehen würde, hätte ich definitiv nicht gedacht.
EVA: Bis ich 13 war, hatte ich Britney Spears oder höchstens mal Limp Bizkit gehört, das war das Äußerste an musikalischer Härte für mich. Allerdings habe ich eines Tages mal – wie nicht selten – in der Plattensammlung eines meiner älteren Brüder gestöbert, als der nicht zu Hause war. Dabei entdeckte ich „Sehnsucht“ von Rammstein. Ich habe mir die Scheibe (lacht) … nun ja … ausgeliehen und mir zu Gemüte geführt. Jetzt kannte ich nach „Engel“ und „Feuer frei“ ein komplettes Album von Rammstein. Ganz ehrlich, es hat mich ziemlich umgeworfen.
STEFAN: Bei mir ging die Rammstein-Euphorie 1997 los, als ich ebenfalls die CD „Sehnsucht“ gehört habe, die damals neu im Handel war. Ich habe mir die Platte geholt, nachdem ich bei einem Kumpel ein Rammstein-Poster im Kinderzimmer entdeckt hatte. „Die sehen originell aus, die Typen“, dachte ich mir – und behielt den ebenfalls originellen Bandnamen im Hinterkopf.
Ein paar Tage danach habe ich mit meinem Vater, der ein politisch sehr interessierter Mensch ist und der mich schon als Junge auf Udo Lindenberg gebracht hatte, über Rammstein diskutiert. Mein alter Herr wollte sich gern eine Rammstein-Platte anhören, um für sich ganz persönlich zu entscheiden, ob die Texte darauf rechtsradikal sind, wie einige seiner Bekannten behaupteten, oder nicht. Nachdem er sich mit mir zusammen „Sehnsucht“ reingezogen hatte, meinte er, dass man sicher viel in Rammstein-Texte reininterpretieren kann. Aber dass die sechs Gruppenmitglieder in seinen Ohren keinesfalls Nazis sind. Danach hat mein Vater die Scheibe einigen seiner Freunde vorgespielt. Die waren davon beinahe durch die Bank entsetzt. Das hat mir die Gruppe, denke ich, noch ein bisschen sympathischer gemacht.
EVA: Nachdem ich vom Rammstein-Virus ziemlich infiziert war, fieberte ich der Veröffentlichung einer neuen CD entgegen. Ich selbst hatte ja bislang keine eigene Platte der Band. Als „Mutter“ schließlich veröffentlicht war, habe ich mir die Scheibe sofort gekauft. Sie lief bei mir Monate lang rauf und runter. Ich war dermaßen enthusiastisch, dass ich mein Taschengeld zusammengekratzt und mir kurz drauf auch noch „Sehnsucht“ geholt habe, weil ich sie mir nicht ständig von meinem Bruder pumpen wollte.
MICHA:
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