Bis dass der Tod euch scheidet
Möbelstück hatten sie ruiniert, keine Frage.
„Ich glaube nicht, dass du noch was verträgst“, erklang Thors Stimme, doch Dylan hörte nicht.
Er schnupfte das Kokain tief ein und griente dazu zufrieden, dann erhob er sich mit wackeligen Beinen.
„Du willst mich belehren?“, schrie er und lachte hämisch. Taumelnden Schrittes bewegte er sich auf seinen Nachtschrank zu. Dort lagen die Zigaretten. Mit noch immer blutender Hand entfachte er eine seiner Marlboros . Das Grinsen wich nicht aus seinem Gesicht.
Thor beobachtete das Schauspiel eine Weile und schritt nicht ein. Erst als der zweite Kick in Dylans Körper überhand nahm und jener auf das Bett sank, stand Thor endlich auf.
„Pass auf! Du zündest ja alles an!“, brüllte er mit düsterer Stimme, dabei entriss er Dylan die Zigarette, deren glühende Asche sich längst auf der Bettdecke befand. Der Sänger von RACE lachte daraufhin nur noch mehr.
„Es ist schon spät“, stellte Thor mit einem Blick auf den Wecker fest. „Du solltest schlafen … Du bist ja hackendicht.“ Er beugte sich über Dylan, griff nach seinem Hemd. „Komm’ ich helfe dir beim Ausziehen!“
„Nein!“ Dylan schlug seine Hand weg. Da war plötzlich etwas Aggressives in seinen Augen, gepaart mit dem Irrsinn seines Rauschs. Das Tier in ihm war augenblicklich erwacht. Das war also dieser Wahnsinn, von dem die Zeitung ständig schrieb.
„Touch mich nicht an!“ Er rutschte ein wenig höher im Bett und versuchte, Thor auszuweichen, doch der ließ sich nicht so schnell aus der Ruhe bringen.
„Nun bleib mal locker, Perk!“ Wieder fasste er nach Dylans Körper, doch der wand sich in seinen Händen, wie ein glitschiger Aal.
„Lass mich los!“ Dylan schrie deutlich übertrieben. Als er sich wieder drehte, hatte er plötzlich eine Rasierklinge in der Hand. Ein diabolisches Lächeln lag auf seinen Lippen. „Komm’ mir nicht zu nahe!“, drohte er, woraufhin Thor tatsächlich etwas Abstand nahm.
„Was soll das denn jetzt?“
„Lass mich in Ruhe!“ Dylan hielt die Rasierklinge schützend vor sich. In diesem Moment war er froh, seine Bondagehose mit den vielen Seitentaschen zu tragen. Neben einem kleinen Nähset, Fingerfeile, Kondomen und Pfefferminz, trug er die Rasierklinge stets mit sich. Und das machte sich an diesem Abend endlich mal bezahlt. Einige Zeit konnte er Thor in Schach halten, doch längst nicht zum Aufgeben zwingen. „Komm’ mir bloß nicht zu nahe, du Mistkerl!“
„Du willst mir drohen?“ Thor atmete tief durch und beugte sich wieder vor. „Meinst du, ich habe Angst vor dir?“
Er griff nach Dylans Hand, um die Rasierklinge zu entwenden, woraufhin Dylan sofort zu strampeln begann. „Lass mich los, du Bastard!“ Er war längst nicht mehr Herr seiner Sinne.
„Gib mir die Klinge“, forderte Thor. Er kam noch näher, kniete mittlerweile auf dem Bett, um Dylan besser greifen zu können, dabei zerrte er an dessen Hemd und der Hose.
„Was willst du?“, schrie Dylan aufgebracht, als er Thor über sich thronen sah. „Willst du mir an die Wäsche, ja?“
„Red keinen Scheiß, Perk!“
Thor kam noch näher. Mit düsterem Blick fixierte er Dylans Körper, der allmählich an Kraft verlor, aber nicht an stachelnden Worten.
„Ja, komm’ ruhig näher! Willst du mich küssen, ja? Willst du mich küssen?“
Dylan spitzte seine Lippen und entblößte dann seine weißen Zähne. Pure Provokation.
„Eine knallen würde ich dir am liebsten!“, konterte Thor. Er bebte vor Zorn.
„Jetzt hast du Angst, stimmt’s?“ Dylan lachte. Nun war er an der Reihe, nun schien er den unerwarteten Trumpf in seinem Ärmel zu haben. Denn es gab genug, wofür er sich rächen wollte.
Er spürte Thor über sich. Er spürte seinen schwer atmenden Brustkorb und seine Wärme. Für einen kurzen Moment schien es, als hätte er ihn so weit, als würde Thor die Stichelei nicht mehr ertragen können und über seinen Schatten springen. War es das, was Dylan wollte?
„Ist es wahr, dass ihr Black Metaller einen Ekel habt vor Homos, ja, stimmt das? Hast du Angst, einen Kerl zu küssen, ja?“
Thors Augen wurden zu schmalen Schlitzen. Der Groll schien aus ihnen zu strömen.
„Ich habe keine Angst!“, tönte er.
Dylan spürte seinen festen Griff, der regelrecht schmerzte. Es fehlte nicht viel, und ihre Lippen hätten sich vereint, doch Dylan war noch nicht fertig mit seiner Kriegserklärung. Obwohl er unter Thor gefangen und sich kaum regen konnte, war es ihm möglich,
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