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Bis dass der Tod uns scheidet

Bis dass der Tod uns scheidet

Titel: Bis dass der Tod uns scheidet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Mosley
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ich mich in einen Alkoven zurück, von dem aus man hinter einem Wandvorsprung und einem Topffarn halb versteckt fast die ganze Bibliothek inklusive des Fahrstuhls überblicken konnte.
    Eigentlich liege ich ganz gern auf der Lauer. Reine Detektivarbeit, man sitzt und beobachtet und wartet. Wenn man lange genug an einer Stelle steht, fängt man an, Muster zu erkennen. Wenn man das geometrische Design der Aktivitäten in einem Zimmer oder auf einer Straße skizziert hat, kann man die Schwachstellen des Modells leicht erkennen. Und dann fängt unser Job an.
    An diesem Nachmittag jedoch war ich unruhig. Alle persönlichen Beziehungen in meinem Leben schienen ungeklärt zu sein. Meine Kinder und meine Frau, Gordo und Aura, selbst meine Klientin, nichts passte. Ein Killer lief frei herum, ich wusste nicht, wie er aussah, wusste nicht, in welcher Beziehung er zu dem Verbrechen stand. Ich stellte keine Falle, ich versteckte mich, aus Angst vor Konsequenzen, die aus meiner Hilflosigkeit und Dummheit erwuchsen.
    Solche Gedanken gingen mir durch den Kopf, als mir aus dem Augenwinkel heraus das schlanke, aber elegante Profil meines Sohnes auffiel.
    Twill trug eine dunkle Hose und ein hellgrünes T-Shirt. Seine Schuhe waren ebenfalls dunkel – Stoff, nicht Leder. Er hatte nicht den Fahrstuhl genommen. Wahrscheinlich hatte er Jeanie beschmust, ihm die Treppe zu zeigen. Dank dieses Manövers konnte er sich in den Raum schleichen und sich umschauen, so wie ich das wohl gemacht hätte.
    Ich lächelte: Twill war gut, sehr gut. Aber ich war besser.
    Ich beobachtete, wie er durch den Raum kreiste und herauszufinden versuchte, wer wohl dieser mysteriöse Beat Murdoch sein mochte.
    Nachdem er ohne rechten Plan vorgegangen war, ging Twill zu einem der kleinen runden Holztische mitten im Raum und setzte sich. Von dort aus ging er langsam und sorgfältig vor. Gegen Ende seiner intensiven Beobachtung stieß er auf mein lächelndes Gesicht.
    »Pops?«, las ich ihm von den Lippen.
    Ich stand auf und schlenderte zu seinem Platz hinüber.
    Ich setze mich und sagte: »He, Twill, was machst du denn hier?«
    »Ich treff mich mit jemandem. Einem Freund. Und du?«
    »Ich auch.«
    »Mit wem denn?«
    Ich lächelte und legte die linke Hand auf den Tisch.
    »Jetzt ist Schluss mit dem Scheiß, Junge.«
    »Was?«, erwiderte er, suchte noch immer nach einem Fluchtweg.
    »Du weißt, wovon ich rede. Die MetroCards.«
    Twill biss sich auf die Unterlippe, drückte das rechte Auge zu und ließ den Kopf nach rechts sinken. Das ähnelte der Reaktion eines Gegners, dem ich einen guten linken Haken verpasst hatte.
    »Verdammt, Pops«, sagte Twill. »Wie hast du mich erwischt?«
    »Twill«, holte ich aus, »ich liebe dich, mein Sohn. Ich würde alles tun, um dich zu beschützen, sogar vor dir selbst. Aber du musst zur Vernunft kommen. Ich werde nicht für immer da sein.«
    Twill lehnte sich zurück und schüttelte den Kopf. Ich war der einzige Mensch auf der Welt, der ihn noch in Erstaunen versetzen konnte.
    »Was hast du dir eigentlich dabei gedacht?«, wollte ich wissen.
    »Arme Leute müssen doch auch U-Bahn fahren können, Pops«, erwiderte er. »Ist doch nicht so, als würde ich viel kassieren, und ich erweise denen, die unterhalb der Armutsgrenze leben, einen Dienst. Ich sehe das eher als politisches Statement.«
    »Als politisches Statement?«
    »Ja. Wie Josef Stalin. Du weißt doch, er war Bankräuber, bevor er König von Russland wurde.«
    Die Ereignisse und Personen der Vergangenheit sind niemals Herr über ihre eigene historische Bewertung .
    Ich lachte – viel zu laut für eine Bibliothek.
    »Sohn«, verkündete ich.
    »Ja, Pops?«
    »Bitte.«
    »Was denn?«
    »Ich möchte, dass du dir vier Jahre Zeit lässt, um dich von mir leiten zu lassen. Vier Jahre, in denen ich die Führung übernehme und du keine Gesetze mehr brichst, ohne dich vorher mit mir abzusprechen. So eine Art College, mit der Ausnahme, dass du der einzige Schüler sein wirst.«
    »Wie soll das gehen?«
    »Weiß ich nicht. Ich weiß es nicht, aber ich werde es herausfinden.«
    »Okay, Pops, ich warte auf deine Führung.«
    »Du wirst sofort diese Fälschernummer sein lassen.«
    »Okay«, sagte er so leichthin, als hätte ich ihn um die Soße gebeten.
    »Was ist mit deinen Partnern?«
    »Ich hab das Ganze online gemacht. Die wissen nicht, wer ich bin – zumindest wissen sie nicht, dass ich es bin. Ich werde ihnen das ganze Geschäft einfach übertragen. Ich hab das Lesegerät und den Server

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