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Bis dass der Tod uns scheidet

Bis dass der Tod uns scheidet

Titel: Bis dass der Tod uns scheidet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Mosley
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ich.
    »William hat mich manchmal in ein Café mitgenommen, nicht weit von hier«, sagte Fawn. »Er sagte, ich könne erstaunliche Dinge leisten, wenn ich nur wolle. Ich hätte mich sehr gefreut, wenn Sie einen Hinweis gefunden hätten, der Sie zu ihm führt.«
    Sie streckte die Hand aus und griff nach dem einzelnen Schuh. Sie schüttelte ihn, und ein Medaillon fiel heraus.
    Es war mindestens hundert Jahre alt und aus Bronze und Silber. Fawn versuchte, den Deckel zu öffnen, doch es ging nicht.
    »Lassen Sie mich mal versuchen«, sagte ich.
    Ich kriegte es auch nicht auf.
    »Oxidiert«, erklärte ich. »Ich habe einen Schweizer Juwelier in meiner Nachbarschaft. Soll ich das Medaillon dorthin bringen?«
    »Soll das heißen, Sie bringen es zurück?«
    »Ja.«
    »Und gehen wir dann einen Kaffee trinken?«

50
    Selbst mit dem Umweg über den Juwelier schaffte ich es, um zwei Uhr im Harvell Club zu sein.
    »Guten Tag, Mr. McGill«, sagte die junge koreanische Empfangsdame.
    Sie trug Weiß. Alle Angestellten im Club trugen Weiß. Jede Etage war in einer anderen Farbe gestrichen. Der Eingang zum Beispiel war rot, knallfeuerwehrrot. Die Bibliothek im dritten Stock, wo Cognac serviert wurde, war himmelblau von der Decke bis zum Boden. Man musste schon aus dem Fenster auf die Straße hinunterschauen, wenn man was anderes sehen wollte, oder sich unter dem Mantel einen Farbkreis mitbringen.
    »Hi, Jeanie«, sagte ich. »Ich habe später einen Gast. Er wird nach einem Beat Murdoch fragen, das bin ich.«
    Jeanie hatte ein langes Gesicht, das Schönheit ausstrahlte, ohne hübsch zu sein. Die Art von Gesicht, das einem sagte, los jetzt oder halt den Mund. Sie lächelte kurz und nickte. Die Mitglieder zahlten einen Haufen Geld dafür, eigenwillig zu sein. Ich sagte, wer ich behauptete zu sein, und dann war ich es.
     
    Im Flur zur Bibliothek gab es eine Telefonzelle. Von dort aus rief ich Aura auf dem Handy an.
    »Hallo?«
    »Hi.«
    »Was für ein Telefon ist das?«, fragte sie. »Ich hab nur Siebener auf dem Display.«
    »Harvell Club.«
    »Oh.«
    »Hast du das Telefon in der Wohnung installiert?«
    »Ja.«
    »Aber nicht unter deinem Namen, oder?«
    »Die Telefongesellschaft weiß nur, dass Jasper Real Estates die Leitung braucht.«
    »Bist du sicher?«
    »Ja«, sagte sie, nur wenig irritiert. »Möchtest du die Nummer haben?«
    »Können wir uns morgen zum Dinner treffen?«, fragte ich in der vagen Hoffnung auf einen weiteren Tag.
    »Vielleicht sollten wir die Dinge eine Weile ruhen lassen.«
    Ich ließ die Worte für einen Augenblick wirken und sagte dann: »Gib mir die Nummer.«
    Eigentlich hätte ich mich freuen sollen, dass Aura eifersüchtig auf Chrystal war. Schließlich hieß das, sie wollte etwas von mir, hatte noch nicht jedes Gefühl für mich verloren. Aber das war nur ein schwacher Trost. Deshalb fiel mir die nächste Frage schwer.
    »Bist du zu Hause?«
    »Ja.«
    »Kann ich, ähm, mit Chrystal sprechen?«
    Es dauerte ein paar Sekunden gedämpfter Stille, dann: »Hallo? McGill?«
    »Traust du deinem Mann?«
    »Möchte ich gern.«
    »Ich sehe nicht, wie das, was deiner Schwester zugestoßen ist, ohne sein Einwirken passiert sein kann. Shawna hat ihren Bruder geschickt, um Cyril Geld abzuluchsen, da bin ich mir ziemlich sicher.«
    »Wo ist Tally? Ich hab versucht, ihn zu erreichen, aber da geht nur die Voicemail dran.«
    »Er ist krank, schwere Gelbsucht. Sie haben ihn in ein Krankenhaus in der Bronx gebracht.«
    »Wird er wieder gesund?«
    »Das weiß ich wirklich nicht. Ich würde dich ja gern zu ihm bringen, aber erst musst du noch etwas für mich tun.«
    »Was denn?«
    »Ich rufe dich heute Abend an …«
     
    Beim nächsten Anruf klingelte es nur einmal, bevor abgehoben wurde.
    »Ja?«
    »Mr. Tyler.«
    »Mr. McGill.«
    »Chrystal hat eingewilligt, mit Ihnen zu sprechen.«
    »Wo ist sie?«
    »So einfach ist das nicht. Zwei Ihrer Ehefrauen sind tot, und Chrystals Schwester wurde ermordet. Sie wird Sie irgendwann heute Abend anrufen.«
    »Wann?«
    »Wenn es klingelt.« Ich mochte es, den Mächtigen das Leben schwerzumachen. Und es ergab auch durchaus Sinn, ihn ins Wanken zu bringen. Wenn er der böse Bube war, für den ich ihn hielt, machte er vielleicht einen Fehler.
    »Warum sollte ich Ihnen trauen, Mr. McGill?«
    »Was hat denn das mit Vertrauen zu tun? Sie müssen doch nur zwischen achtzehn Uhr und Mitternacht am Telefon sitzen und auf einen Anruf warten.«
    Ich legte auf. Das fühlte sich gut an.
     
    Danach zog

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