Bis dass ein Mord uns scheidet
benötigten echte Privatdetektive deswegen eine Zulassung, die irgendeine Art von Training voraussetzte.
Drei Tage, um einen Mörder zu finden? Himmel.
»Die Polizisten sagen immer, dass die Spur nach vierundzwanzig Stunden abkühlt.«
Sie meinte es ernst. »Mindy, das ist Fernsehen. Im wirklichen Leben …« Ich hielt inne. Was wusste ich schon darüber, wie man im wirklichen Leben Mörder fing? Abgesehen von der Mörderin meines Ehemanns. Und es hatte ein Jahr gedauert, bis ich die Geliebte entdeckte, die ihn mittels seiner eigenen Erdnussallergie vergiftet hatte. Drei Tage!
»Bitte, Sam.« Mindys kleines, perfektes Kinn spannte sich an, und sie lehnte sich im Stuhl zurück. »Adam wird dich bezahlen.
Wir wollen beide wissen, wer Faye umgebracht hat. Und warum. Warum tut das jemand? Niemand sonst wird sich darum kümmern und für Faye kämpfen. Falls die Polizei es Adam anhängen kann, werden sie nicht weitersuchen. Aber wenn du weiter drängst und herumschnüffelst, um diesen Fall lebendig zu halten, und wenn du den Mörder findest, dann wird die Polizei ihn verhaften müssen.«
»Mindy, du überschätzt mich völlig. Außerdem, was ist mit Fayes Familie? Sie werden der Polizei sicher Druck machen. Ich weiß, dass Adam das im Augenblick nicht kann, da er befürchtet, sie würden ihm nicht zuhören, aber was ist mit ihren Eltern und Geschwistern?«
Sie blinzelte hinter ihrer Brille und trank noch einen Schluck Kaffee. Das Atmen schien ihr wehzutun. »Es gibt nur Fayes Mom, und sie kommt nicht. Nicht einmal zur Trauerfeier.«
Ich wusste, dass mir die Empörung ins Gesicht geschrieben stand. Mein Gott, das konnte ich mir nicht vorstellen. Meine Mutter machte mich fast wahnsinnig, da sie ständig versuchte, mein Leben zu ändern und mich zur Immobilienmaklerin zu machen. Außerdem hat sie mir noch nie die Wahrheit über meinen leiblichen Vater erzählt. Oder besser gesagt, sie hat mir so viele Geschichten über ihn erzählt, dass ich nicht weiß, welche davon der Wahrheit entspricht. Meine Mom versuchte eigentlich immer wieder, die Wirklichkeit so zu verändern, dass sie ihren Wünschen entsprach. Aber sie liebte mich, und sie liebte meine Kinder. Ich nahm mir vor, meine Mom heute zurückzurufen.
»Verstehst du, Sam? Irgendjemand muss Faye helfen, ich meine, jetzt, wo sie tot ist …« Sie hielt inne und sah auf den Kaffee, der im Styroporbecher abkühlte.
Ich schwieg und gab ihr ein paar Minuten, um gegen die Trauer anzukämpfen. Hier, in der relativen Ruhe meines Büros, fiel mir auf, dass Mindy eine richtig tolle Stimme hatte. Weich und verführerisch, ein interessanter Kontrast zu ihrer winzigen Größe und der bunt zusammengewürfelten Kleidung.
Schließlich sagte ich: »Ich werde mich bemühen, Mindy. Aber du und Adam müsst mir helfen. Ich habe Faye zunächst als Kundin kennen gelernt, danach wurden wir Freundinnen, aber unsere Beziehung war vor allem geschäftlich. Sie versuchte, selbstständig zu werden und auf ihre eigenen Entscheidungen zu vertrauen. Ich muss mehr darüber wissen, was sie an diesen Punkt gebracht hat.« Ich hatte Faye erst gestern Morgen entdeckt. Es war immer noch schwer, zu glauben, dass diese lebhafte, quirlige Frau tot war. »Faye hat über ihre Ehe gesprochen und über das Bedürfnis, ein eigenes Leben aufzubauen. Aber sie hat ihre Mutter nie erwähnt.«
»Faye war ein Einzelkind. Ihr Dad hat die Familie verlassen, als Faye in der Mittelstufe war, und ihre Mom gab irgendwie immer Faye die Schuld dafür. Ihre Mom ist dann mit irgendeinem Typen nach Nordkalifornien gezogen, als Faye in der Abschlussklasse der High School war. Sie haben Faye nicht gefragt, ob sie mitziehen möchte.« Mindy hatte sich jetzt wieder unter Kontrolle, aber ihre Stimme war angespannt vor Wut.
Ich nahm einen Stift in die Hand, schrieb Faye oben auf das gelbe Blatt und machte mir Notizen. »Es tut mir Leid, Mindy.
Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Du kennst Faye offensichtlich schon sehr lange.«
»Wir haben uns in der High School getroffen. Faye und ich hatten wohl etwas gemeinsam. Wir waren beide Außenseiterinnen und hatten schwierige Mütter.«
Stimmt. Die Mom mit dem Pudel, die dachte, ich würde Babys klauen. »Das ist hart. Geht es deiner Mutter heute besser?«
Sie hielt den Becher in beiden Händen und trank ein wenig Kaffee, bevor sie antwortete. »Mom hat gute und schlechte Tage. Vor ungefähr zwei Jahren hat man bei ihr Alzheimer diagnostiziert. Ich habe das College abgebrochen und
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