Bis dass ein Mord uns scheidet
und sah in Alis feuchte, braune Augen. Ich zwang mich, langsam über den alten braunen Wollteppich und den gelblichen Linoleumboden zur Schiebetür zu gehen.
Mein Herz pochte gegen meine Rippen. Unter meinem Ledertop brach Schweiß aus. Meine Kopfhaut prickelte. Ich wusste, was ich da in Alis Maul sah.
Die Broschüre. Die, die Faye für Heart Mates entworfen hatte.
Ich war mir meiner eigenen Bewegungen kaum bewusst, als ich die Schiebetür aufschloss und zurückschob.
Ali stand auf. Die Broschüre ragte rechts und links aus ihrem Maul heraus. Ohne zu überlegen, streckte ich meine Hand aus.
Ali legte die Broschüre sanft in meine Hand.
Ich sah sie an. Die erste Seite war glänzend und schön, das Blau so strahlend wie der Himmel. Die Schrift war sauber, schön weiß und lautete: Verlier dein Herz bei Heart Mates.
Bloß, dass jemand mit einem roten Stift das Herz ausgestrichen und darüber etwas geschrieben hatte, sodass da nun stand:
Verlier dein Leben bei Heart Mates.
11
Ich starrte die Broschüre an und fror im strahlenden Sonnenlicht, das durch die Schiebeglastür fiel.
Verlier dein Leben bei Heart Mates.
Eine Drohung. In meinem eigenen Haus. Der eiskalte Schock saß. Die Jungen waren in der Schule, aber wo war Grandpa?
Was sollte ich tun? Ich drehte mich zur Küche und zum Wohnzimmer um, die ich gerade durchquert hatte, und fragte mich, ob jemand im Haus war. Woher hatte Ali diese Broschüre?
Sollte ich aus dem Haus gehen? Gott, ich wusste es nicht. Die Polizei rufen? Grandpa suchen? Überprüfen, ob die Jungen tatsächlich in der Schule waren?
Warte. Ich zwang mich dazu, meine rasenden Gedanken zu verlangsamen und zu überlegen. Gabe hatte Grandpa gesehen, während ich mich heute Morgen im Badezimmer in seinem Haus versteckt hatte. Grandpa hatte Gabe gesagt, er hätte die Jungen zur Schule gebracht.
Okay, die Jungen waren in Sicherheit. Mein Herz pochte in meinen Ohren. Ich stand im Esszimmer neben der geöffneten Schiebeglastür. Der Kühlschrank summte.
Eine Drohung. Eine Morddrohung? Verlier dein Leben bedeutet Tod. O Gott.
Ali winselte und stupste mich mit ihrer kühlen, feuchten Nase am Arm. Ich sah zu ihr hinunter. »Du würdest es wissen, wenn jemand im Haus wäre, stimmt’s, Mädchen?«
Ich zwang mein Gehirn dazu, anzuspringen. Ich musste die Panik, die in mir aufstieg, überwinden und nachdenken.
Das Haus war abgeschlossen gewesen. Ich hatte die Haustür aufschließen müssen, um einzutreten, und ich hatte die Schiebetür aufschließen müssen, um zu Ali zu gelangen. Ich drehte mich wieder zur Küche um, sah an der Arbeitsfläche mit der Spüle vorbei zur Tür, die ebenfalls in den Garten führte. Sie war geschlossen und sah nicht so aus, als wäre sie aufgebrochen worden.
Und da war Ali, die ruhige Ali. »Woher hast du das?« Ich hielt die Broschüre hoch.
Sie legte ihren Kopf schief und sah mich an.
Ich verstand zwar keine Hundesprache, aber ich verstand die Drohung. Jemand hatte sie für mich hier hinterlassen. Ich lehnte mich aus der geöffneten Schiebetür und sah hinaus in den Garten. Ein Garten mit einem Holztisch, Bermudagras und einem großen, runden Trampolin für die Jungen. Ich bezweifelte, dass jemand bis in den Garten gekommen war. Ein Blick auf Ali, und derjenige würde seine Meinung ändern.
Hatte jemand die Broschüre über den Zaun geworfen und war dann abgehauen? Was für ein Zufall, dass mein Hund diese Broschüre erwischt hatte, eine Broschüre, die Faye für Heart Mates entworfen hatte und auf der der Text geändert worden war …
Gabes Worte von heute früh fielen mir ein. Die Polizei verschweigt irgendetwas über diese Broschüre.
In meinem Kopf explodierte glutrote Wut. »Gottverdammter Vance!« Das war es, was die Polizei mir über die Broschüre, die in Fayes Hand gefunden worden war, verschwieg. Sie war geändert worden, sodass dort stand Verlier dein Leben bei Heart Mates. Und Vance hat mich nicht gewarnt, hat es mir nicht erzählt.
Ich sah auf meine Uhr. Zwei Minuten nach elf. Die Jungen waren noch bis nach zwei in der Schule. Genug Zeit also, um Detective Vance aufzuspüren. Er würde mir die Wahrheit erzählen, die ganze Wahrheit, und wir würden den Mord an Faye aufklären, bevor noch jemand verletzt wurde. Oder starb.
»Komm, Ali.« Ich griff nach meinen Schlüsseln, als sich die Haustür öffnete.
Ich wirbelte herum und wollte gerade schreien, aber es war nur Grandpa.
»Hey, Sam, was machst du denn zu Hause?« Er schlurfte herein und
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