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Bis die Daemmerung uns scheidet

Bis die Daemmerung uns scheidet

Titel: Bis die Daemmerung uns scheidet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Caine
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auf und spähte vorsichtig hinaus. Dann schloss sie sie wieder. »Mit da meine ich eingeparkt, Myrnin.«
    »Wir bewegen uns nicht vom Fleck.«
    »Am Straßenrand.«
    Er ließ den Motor wieder an und fuhr einen halben Meter schräg nach vorne. Claire spürte die Erschütterung, als er auf den Bordstein fuhr. So viel zum Thema nichts gerammt. Er ließ den Wagen einfach so stehen, mit den rechten Rädern auf dem Bordstein.
    »So habe ich das eigentlich nicht gemeint«, sagte Eve.
    »Glaubst du, sie schicken mir deswegen eine Vorladung … wie war noch mal dein Name?«
    »Immer noch Eve.«
    »Oh, nein. Ich bin sicher, du heißt anders. Der Name passt nicht zu dir.«
    Myrnin stieg aus und öffnete den Kofferraum. Sie nahmen ihre Taschen und Claire schaute sich zum ersten Mal richtig um. Die Umgebung war alt und baufällig, die meisten Häuser sahen verlassen aus. Das, vor dem sie geparkt hatten, hatte Laken vor den Fenstern anstatt Vorhänge – zumindest an den Fenstern, die nicht mit abblätterndem, vom Regen aufgeschwemmtem Sperrholz vernagelt waren. Müll war an die Hauswände geweht worden, und so wie es aussah, war einiges davon älter als Claire.
    »Hier ist es also«, sagte Eve. »Sind Sie sicher?«
    »Das ist die Adresse.«
    »Gut. Sie gehen vor.«
    Myrnin warf ihr ein boshaftes Lächeln zu. »Was ist bloß aus wir brauchen Sie nicht geworden?«
    »Wir brauchen Sie auch nicht«, sagte Eve. »Aber während er damit beschäftigt ist, Sie zu pfählen, können wir schon mal zu den Waffen greifen.«
    Myrnin schien nicht zu erkennen, was daran so lustig sein sollte, aber er zuckte nur mit den Schultern und eilte zur Tür. In seinem flatternden Trenchcoat und dem Alte-Damen-Hut sah er lächerlich aus. Aber nur bis er mit einem lässigen Tritt die Tür eintrat, den Kopf hineinstreckte und sagte: »Bitte nicht weglaufen. Ich habe schlechte Laune. Besser, Sie setzen sich hin und rühren sich nicht.«
    Er legte den Kopf schief und lauschte. Dann lächelte er. Was wollten diese Vampire mit ihrem eisigen Lächeln nur immer bezwecken. Seines veranlasste Claire, ihre Antivampir-Tasche fester zu umklammern. Sie wünschte, sie hätten sich nicht so nah zu ihm hingestellt. »Ah«, sagte er. »Da ist er ja. Ihr beide wartet hier.«
    Wie der Blitz stürzte er davon. Claire sah Eve an, die den Kopf schüttelte und über die Schwelle trat. Claire blieb dicht hinter ihr. Hinten im Haus, wo sie eine Hintertür vermutete, kam es zu einem Tumult. Als die beiden Mädchen gerade durch das verlassene, unordentliche Wohnzimmer gingen (was hatten Jungs eigentlich immer mit Pizzakartons? Konnte man die nicht einfach wegwerfen?), tauchte Myrnin bereits wieder auf und schubste einen blassen, mageren Mann vor sich her. Der Typ, nach dem sie suchten, vermutete Claire. Er sah verängstigt aus.
    »Setz dich«, sagte Myrnin und stieß den Typen auf das abgewetzte Sofa. Er sah sich um, seufzte und schob dann ein paar alte Pizzakartons und Fast-Food-Tüten von einem Couchtisch und setzte sich. »Du solltest wirklich ein Dienstmädchen in Erwägung ziehen. Nur so eine Idee.«
    »Sind Sie Harry?«, fragte Claire. »Harry Anderson?«
    Der Mann war nicht nur blass und unrasiert, er hatte auch einen ständig umherhuschenden Blick. So sah er aus, als würde er lügen, selbst wenn er gar nicht den Mund aufmachte. Als er schließlich antwortete, wurde es noch schlimmer. »Nein«, sagte er. »Ich, ähm, passe nur für einen Freund auf das Haus auf, also für Harry, meine ich.«
    Eve griff in ihre Tasche und zog einen Bogen heraus. Sie legte einen tödlich aussehenden Metallpfeil hinein und zog die Sehne zurück. Der Mann beobachtete sie mit wachsender Besorgnis. »Uh, ich bin aber kein Vampir«, sagte er.
    »Ja, das sehe ich, immerhin tragen Sie Olivers Schutzarmband«, stimmte Eve zu. »Aber das ist nicht das Einzige, wogegen dieser Bogen gut ist. Sie wären überrascht, wie wirksam er auch bei Lügnern ist, Harry. «
    Er leckte sich über die Lippen, starrte sie an und verlagerte dann seinen Blick auf Claire. Er musste wohl entschieden haben, dass sie freundlicher war, denn er sagte: »Du lässt nicht zu, dass sie das tut, oder? Wie alt seid ihr Mädels überhaupt, zwölf? Wissen eure Eltern, dass ihr hier mit einem Vampir herumhängt, der alt genug ist, um …«
    Eve ließ die Sehne los und der Pfeil flitzte an Harrys Kopf vorbei und blieb in der Wand neben ihm stecken. Er schrie auf und wäre fast vom Sofa gesprungen, doch Myrnin legte ihm die Hand auf die

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