Bis die Daemmerung uns scheidet
also bereit für eure Wetten. Auf der einen Seite der amtierende Meister Shane »Der Hammer« Collins. Wassily trat zurück und zeigte Shane, der auf einem Stuhl saß. Er war oben ohne, sodass man all die schrecklichen Blutergüsse sehen konnte. Es schien ihm gut zu gehen, aber er wirkte äußerst konzentriert.
Wassily ging weiter, die Kamera folgte ihm. Er schritt durch eine Art Tür, wobei er geschäftig weiterredete, und plötzlich richtete sich die Kamera auf ein weiteres vertrautes Gesicht. Michael. Er schien okay zu sein, aber anders als Shane war er gefesselt – nein, in Ketten gelegt. An eine Wand gekettet. Er wollte sich auf Wassily stürzen, konnte ihn aber nicht erreichen. Wassily klappte seine Vampirzähne aus. Michael ebenfalls.
»Und das hier ist unser neuester Herausforderer zum Aufwärmen … Michael! Die beiden hegen schon seit einem ganzen Jahr einen Groll aufeinander und das Ganze wird umso brutaler werden, weil die beiden einst beste Freunde waren. Also, wer wird gewinnen: Der derzeitige Champion oder der Vampir? Platziert jetzt eure Wetten! Der Wettbewerb fängt in wenigen Minuten an. Der Gewinner trifft anschließend unseren besonderen Wohltäter …«
Wassily ging abermals beim Reden weiter und ließ Michaels frustriertes, gequältes Gesicht zurück. Die Kamera folgte ihm durch mehrere dunkle Tunnel und ganz plötzlich stand – offenbar zu Wassilys Überraschung – ein Mann im Weg. Wassilys Geplapper geriet ins Stocken und brach ab.
Es war Mr Bishop. Nicht das skelettartige, verzweifelte Ding, das Claire neulich gesehen hatte … nein, Bishop hatte geduscht, frische Klamotten gefunden und offenbar Nahrung zu sich genommen, sodass er sich voll und ganz erholt hatte. Er sah jünger aus als früher. Und sehr, sehr stark. Er strahlte Bedrohung aus wie schwarzes Licht.
»Nun«, sagte Wassily verlegen. »Ähm, Sir, ich glaube, Sie sollten nicht …«
»Halt die Fresse, Wassily. Hier treffe ich die Entscheidungen«, sagte Bishop. »Und ich habe entschieden, dass … ich gegen den Gewinner des heutigen Kampfes antreten werde. Ich habe das Bedürfnis nach ein wenig Training, bevor wir uns größere Beute vornehmen.«
»Sir, das ist nicht … das war so nicht abgemacht …«
Bishops Augen wurden rot und seine Eckzähne klappten herunter. Claire hätte fast das Handy fallen lassen. Selbst der Kameramann – wer immer es war – wich zurück. »Ich ändere unsere Abmachung, Lakai. Heute Abend ändere ich alle Abmachungen. Heute tragen wir den Kampf hinaus aus dem Käfig. Auf die Straßen. Zur Gründerin.«
»Sir …«
Bishop schlug Wassily so heftig, dass er gegen die Wand krachte. Dann stand er da und schaute auf ihn hinunter. »Ich habe lang genug gewartet«, sagte er. »Ich will dein dreckiges Geld nicht. Ich will ihr Blut in meinem Mund schmecken, sonst nichts. Haben wir uns verstanden?«
Wassily stand auf, verweilte in unterwürfiger Haltung und neigte den Kopf. »Ja, Sir. Verstanden. Äh, aber zuerst den Kampf …?«
»Unbedingt«, sagte Bishop und lächelte. »Ich will sehen, wie sich diese beiden Wunden zufügen. Das wird mir sehr gefallen.«
Das Video war zu Ende. Claire fummelte mit zitternden Fingern am Handy herum und rief den Countdown wieder auf. Daneben war die Wettquote dargestellt. Auf Shane setzten zwei Drittel, auf Michael ein Drittel der Zuschauer. Fast alle waren sich sicher, dass Bishop danach den Gewinner schlagen würde.
Und der Countdown …
Der Countdown für den Kampf war abgelaufen.
»Nein«, flüsterte Claire. »Nein …« Bishop hatte nicht vor, noch länger zu warten. Er war vor die Kamera getreten und hatte Amelie offen herausgefordert. Er meinte es ernst. Das würde in einem Blutbad enden, ganz egal, was in dem Käfig passierte.
Die Zeit war abgelaufen.
15
SHANE
Es war Wahnsinn, dass er es versucht hat.
Als ich Michael an der Scheune auftauchen sah, verfrachteten uns Wassily und Gloriana gerade in Lieferwagen, um uns an einen neuen Ort zu bringen. Ich weiß nicht, wie er mich gefunden hat. Ich hätte schwören können, dass niemand im Fitnessstudio wusste, wo wir unsere Kämpfe abhielten, aber da war er – Michael Glass, der mit diesem albernen schwarzen Vampirmantel, Hut und Handschuhen auf uns zukam und versuchte, mit mir zu reden, als würden wir uns kennen.
Als hätte er mir nicht in dem Moment den Dolch in den Rücken gestoßen, als er sich darauf eingelassen hatte, nicht mehr menschlich zu sein.
Er ist zu ihnen übergelaufen, zu den
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