Bis du erwachst
ständig und dauernd an Lena denken?
Ade war zu Hause, und dem Duft nach zu schließen, hatte er etwas Köstliches gekocht. Sie schlüpfte aus den Barklamotten und zog den hübschen Seidenpyjama an, den Ade ihr vor zwei Jahren zum Valentinstag gekauft hatte. Hoffentlich betrachtete er das nicht als Signal für eine mitternächtliche Nummer – sie war vollkommen fertig. Ihr Körper hatte sich gerade an die etwas langsamere Gangart gewöhnt, sie brauchte jetzt Zeit, um sich wieder umzustellen.
«Hast du eigentlich in letzter Zeit mit Justin geredet?», fragte Ade, als sie sich auf ihrem großen, bequemen Sofa niederließen.
«Nein. Warum, sollte ich?»
«Er ist Lenas Freund. Wir sollten ihn unterstützen.»
«Fang bloß nicht damit an, Ade. Ich hatte einen langen Tag.»
«Ich mein ja nur. Wir sollten für ihn da sein.»
«Warum? Du hast dich doch nie mit ihm verstanden», sagte sie und schlug die winzigen Füße unter.
«Doch, natürlich!»
«Erst als du rausgefunden hast, dass er sich für Basketball begeistert. Wie viele Männer in diesem Land tun das schon? Dir ist gar nichts anderes übriggeblieben.»
«Er ist Lenas Freund, Cara.»
«Glaubst du, dass ich das so schnell vergessen habe? Zum Glück ist er so ein Feigling, dass er sich im Krankenhaus kaum blicken lässt.»
«Das ist eben seine Art, damit umzugehen.»
«Ade, ich finde es wirklich schrecklich, wie er Lena behandelt hat. Er hat nie zu schätzen gewusst, was er an ihr hat. Lena hat ein paarmal erwähnt, dass sie das ziemlich fertigmacht.»
«Was hat sie denn gesagt?»
Cara versuchte sich zu erinnern. Komisch, dass ihr nichts aus der jüngsten Vergangenheit einfiel. Nur Ereignisse, die schon Monate zurücklagen, standen ihr deutlich vor Augen.
Zum Beispiel ein äußerst lebhafter Abend im A&R. Ein paar Kerle hatten beschlossen, ihren Junggesellenabschied dort zu beginnen, was hieß, dass alle mit anpacken mussten. Ade war damals ausgefallen, weil er bei seiner Mutter war, um ihr bei irgendetwas zu helfen. Lena war hereingeschneit, wie immer über das ganze Gesicht strahlend, und hatte, ebenfalls wie immer, ein Ingwerbier mit Eis und einer Scheibe Zitrone bestellt.
«Einen Moment, Schwester, ich muss denen da drüben schnell noch ihr Bier bringen. Komme gleich», sagte Cara und griff sich geschickt die vier Flaschen Bier.
«Na komm, Herzchen, tanz ’ne Runde für uns!», erklärte einer der vier Typen lüstern.
«Da bist du aber am falschen Ort, Freundchen. Probier esmal bei ‹Mollys Dicken Dingern›», erwiderte sie so höflich, wie sie konnte.
«Ich hab meine Mädels aber lieber klein und zart, so wie dich», erwiderte er. Die Antwort war durchaus in Ordnung. Was Cara störte, war seine Hand auf ihrem Oberschenkel.
Sie schob ihr Gesicht ganz nahe an das seine, und während ringsum gejohlt und gepfiffen wurde, flüsterte sie ihm ins Ohr: «Wenn du deine dreckige Hand nicht sofort von meinem Oberschenkel nimmst, ramme ich dir meine Stilettos in deine winzigen Eier, hast du mich verstanden?» Sie lächelte, als er zurückzuckte und hastig die Hand von ihrem Oberschenkel nahm. «Schön, Jungs, sonst noch was?»
Lena saß immer noch auf einem Barhocker und hatte ihr Ingwerbier ausgetrunken.
«Noch eins?»
«Nein, danke. Ich hätte aber gern einen Rat.»
«Wozu …?»
«Beziehungen … und wie man sie lebendig hält», fügte Lena hinzu.
«Das ist leicht. Ich sage Ade, was er zu tun hat, und er tut es», scherzte Cara.
«Es ist mir ernst damit, Cara! Justin und ich haben uns in letzter Zeit auseinanderentwickelt. Manchmal habe ich fast den Eindruck, als nähme er mich gar nicht wahr. Er arbeitet andauernd. Ich weiß, dass ich darin genauso schlimm bin … aber ich würde mir so sehr wünschen, dass er einfach nur mit mir redet …»
In diesem Moment tauchte Eliza mit besorgtem Gesicht auf. «Im Herrenklo hat sich jemand übergeben.»
«Dann wisch es doch weg! Dafür bezahle ich dich schließlich, oder?», erwiderte Cara gereizt.
«Ähm, ich hab’s ja versucht, aber …»
«Ich mach es ja schon. Schau, Lena, können wir später darüber reden?»
«Aber später will ich für Justin ein besonderes Dinner zubereiten. Ich wollte nur ein paar Tipps, wie ich es besonders romantisch hinkriegen könnte.»
«Das wird schon klappen. Hör zu, kann ich dich später anrufen? Tut mir leid, Lena.»
«Er hat sie nie richtig zu schätzen gewusst», sagte Cara jetzt zornig, wobei sie tief im Innersten dachte, dass sie darin
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