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Bis du erwachst

Bis du erwachst

Titel: Bis du erwachst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lola Jaye
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vielleicht auch nicht viel besser gewesen war. «Und das hat sie nicht verdient. Wenn du also nichts dagegen hast, würde ich an meinem Feierabend lieber nicht über diesen Loser reden.»
    «Schon okay.»
    Natürlich war es nicht okay, aber Ade wusste, dass er ihr besser nicht widersprach, wenn es um Lenas Freund ging. Sie mochte ihn einfach nicht. Da konnte Ade sagen, was er wollte. Und gerade weil sie wusste, dass Justin als Freund nicht viel taugte, konnte sie Ade umso mehr würdigen. Ade war einfach wunderbar. Der wunderbarste Mann, der ihr je begegnet war. Äußerlich wie innerlich vollkommen, und sie liebte ihn von ganzem Herzen. Ohne ihn wäre sie in den letzten beiden Wochen sang- und klanglos untergegangen. Er gehörte zu ihrer Familie, oder zu dem, was davon noch übrig geblieben war. Ihre Eltern genossen beide ein neues Leben, in dem für sie, Millie und Lena offenbar kein Platz war. Ihr Vater war vor etwa zehn Jahren nach Amerika gegangen, sobald die Tinte auf den Scheidungspapieren getrocknet war, und ließ es sich dort mit seiner neuen Familie gutgehen. Millie und Lena hatten den Kontakt am Anfang noch gehalten, aber nach einer Weile hatten sie es aufgegeben –er interessierte sich einfach nicht für sie. Von ihrer Mutter hatten sie immer noch nichts gehört, sie gondelte zur Zeit durch Brasilien. Seit sie vor fünf Jahren nach Southampton gezogen war, war es, als hätte sie ihre Jugend wiedergefunden. Sie reiste in der ganzen Welt herum. Leisten konnte sie sich das alles, weil sie auf ihr Haus eine neue Hypothek aufgenommen hatte und die arme Lena mit den Zahlungen hatte sitzenlassen.
    Cara erhob sich und tappte ins Bad, einen Traum in beige- und cremefarbenem Marmor, das sie genau wie in der Musterwohnung hatte gestalten lassen, nur ohne das Doppelwaschbecken. Sie begutachtete sich in dem großen Spiegel. Ihr Haar brauchte bald wieder einen Schnitt, aber sie sah gut aus. Für die meisten war sie die Chefin, Lady Cara, mit der man sich besser nicht anlegte und die mit allem fertig wurde, was das Leben brachte.
    Als sie ins Wohnzimmer zurückkehrte, lag Ade auf der Couch. Sie schmiegte sich in seine Arme und drehte den Kopf, um ihm ins Gesicht zu sehen. Sie liebte ihn so sehr, und dabei war sie während der letzten Tage so garstig zu ihm gewesen. All ihre Wut und ihre Verletzung hatte sie an Ade ausgelassen, und plötzlich schämte sie sich deswegen.
    Sie dachte daran, wie es vor ein paar Wochen gewesen war. Sie hatte auf ebendiesem Sofa gesessen, darauf gewartet, dass das Abendessen fertig wurde, und gedacht, wie glücklich sie sich schätzen konnte, beinahe alles zu haben, was sie sich je gewünscht hatte.
    Und jetzt klaffte in ihrem Leben ein riesengroßes Loch.
    Das nur Lena wieder füllen konnte.

6
    Die Sonne schien über dem Dog Kennel Hill Estate, und einen Augenblick ließ Michael sich von der Wärme in seinem Gesicht aufheitern, doch dann fiel ihm wieder ein, wie schwer sein der Kopf nach einer weiteren schlaflosen Nacht war.
    Früher hatte Michael es immer tröstlich gefunden, dass er genau wusste, wie sein Tag anfangen, verlaufen und enden würde. Er hatte keinerlei Grund anzunehmen, dass sich dieser Tag in irgendetwas von den anderen unterschied (außer natürlich, dass er die Frau aus dem Bus wiedersehen würde). Grundsätzlich sah sein Arbeitstag folgendermaßen aus: Acht Minuten vor Arbeitsbeginn kam er am Gebäude an, ging am Sicherheitsbeamten vorbei, nahm den Aufzug in den zweiten Stock, ignorierte das Plastiklächeln der Empfangsdame und kam genau rechtzeitig an seinem Schreibtisch an, bereit, sich in den Arbeitstag einzuklinken. Meist tat er das, was man ihm auftrug, und riss sich dabei kein Bein aus. Was nicht bedeutete, dass er ein schlechter Mitarbeiter gewesen wäre – er war eher durchschnittlich. Er erfüllte seine Pflichten nach Vorschrift, mehr nicht. Wenn sich ein Problem ergab, widmete er sich ihm effizient und mit einem Lächeln und tat, als gäbe es nichts Wichtigeres auf derWelt als Verkaufszahlen. Um Punkt ein Uhr fand man ihn in einem der überteuerten Cafés auf der anderen Straßenseite beim Lunch. Manchmal kaufte er sich eine Boulevardzeitung, wenn er die
Metro
auf dem Weg zur Arbeit ausgelesen hatte, und ärgerte sich dann, wenn über einen weiteren überbezahlten Promi berichtet wurde, der unnötigerweise seinen Reichtum zur Schau stellte. Den restlichen Arbeitstag verbrachte er damit, auf die Uhr zu sehen und auf Reisewebsites zu surfen. Auf dem Nachhauseweg

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