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Bis du erwachst

Bis du erwachst

Titel: Bis du erwachst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lola Jaye
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geschmückt, und am Kopfende türmten sich große indische Seidenkissen. Die Tagesdecke hatte ihr Chef Andy aus Madagaskar mitgebracht, und darauf lag ein gestreifter BH. Millie griff sich ein Kissen, hielt es sich vor die Nase und atmete den Duft tief ein. Sofort fühlte sie sich merkwürdig beruhigt, so als stünde Lena direkt neben ihr.
    Auf der altmodischen Frisierkommode stand eine weiße Marmorhand, üppig behängt mit Modeschmuck   – Ringe, Ketten und bunte Armreifen   –, und daneben ein furchtbar kitschiges Bild von Lena und Justin in einem roten Herzchenrahmen. Am Spiegel klebte ein rosa Haftnotizzettel, auf den «Und was ist mit mir?» gekritzelt war. Millie gestattete sich nicht, über diese Worte nachzudenken. Lieber wollte sie nach dem Notizbuch suchen, das Lena seit ihrer Kindheit jedes Jahr führte. Es war fast ein Tagebuch, und Form und Größe variierten von Jahr zu Jahr. Das Notizbuch, das sie momentan in Gebrauch hatte, hatte Lena besonders gefallen, als sie es für zwei Pfund auf einem Flohmarkt erstanden hatte, auf den sie zusammen gegangen waren. Verkauft hatte es ihr eine zornig blickende Frau.Das Notizbuch hatte ihrem Exmann gehört, «diesem verdammten Fremdgeher».
    Millie lächelte, als sie daran dachte, wie sie mit siebzehn eines von Lenas Notizbüchern entdeckt hatte – ein rot-schwarzes Buch mit kleinen Monden darauf, die um die Aufschrift
Lenas Tagebuch
herumtanzten. Sie war so aufgeregt gewesen, endlich mal einen Blick hineinwerfen zu können – und wurde bitter enttäuscht, denn darin fanden sich nur Listen mit Dingen, die erledigt werden mussten, und langweiliger Alltagskram. Millie hatte das damals total uncool gefunden und es ihrer Schwester auch ins Gesicht gesagt. Sie konnte sich noch an den verletzten Ausdruck in Lenas Augen erinnern. Ihre Schwester hatte ihr so oft aus der Klemme geholfen, hatte ihr die Miete gezahlt, als sie das Geld nicht hatte aufbringen können, und ihr ein Zimmer angeboten, als sie wieder mal Mist gebaut hatte. Wirklich, eine Schwester wie sie gab es so schnell nicht wieder. Warum nur hatte erst so etwas Schreckliches geschehen müssen, bis Millie das erkannte! Vielleicht könnte sie ihr beim nächsten Besuch im Krankenhaus sagen, wie leid ihr das alles tat.
    Neben der Frisierkommode standen ein paar Turnschuhe mit Plateausohle. Daneben lag ein benutzter Wattebausch, der es nicht in den kleinen Plastikmülleimer neben dem großen Standspiegel geschafft hatte, den Lena und sie damals in der Peckham High Street ergattert hatten.
    «Da sind sie ja!», rief Cara. Millie hatte ganz vergessen, dass sie nicht allein im Zimmer war.
    «Du hast gefunden, was wir suchen?», erkundigte sich Millie.
    «Die Kontoauszüge, ja», erwiderte ihre Schwester und schob eine Mappe mit der Aufschrift «Banksachen» in ihregroße Tasche. Millie war froh, dass Cara einen Kopf für derartige Dinge hatte, sie selbst hätte gar nicht gewusst, wo sie anfangen sollte.
    Im Krankenhaus war Lenas Notizbuch nicht gefunden worden, obwohl Lena es eigentlich überallhin mitnahm. Millie musste es einfach finden, sie war fest entschlossen dazu. Und es ging nicht nur darum, Hinweise auf den Aufenthaltsort ihres Vaters zu bekommen, es ging um viel, viel mehr. Es ging darum, dass Lena nicht da war, um ihr zu sagen, was sie empfand. Und Millie wollte wenigstens herausfinden, wie es Lena kurz vor dem Unfall gegangen war – denn sie hatte sich nie die Mühe gemacht, sie das zu fragen.
    Cara hingegen strich mit dem Finger über den Frisierspiegel und nahm dabei eine dünne Schicht Staub auf. Dann sah sie die kleine Absplitterung an der Seite und erinnerte sich an den Tag, an dem Lena die Kommode in einem Secondhandladen entdeckt hatte.
     
    «Ist die toll, ist die toll», hatte Lena sich begeistert.
    «Was, diese schmutzige alte Frisierkommode?»
    «Du klingst genau wie Justin. Die Kommode ist wunderschön. Denk mal an ihre Geschichte. An all die Orte, an denen sie schon gestanden hat.»
    «Lieber nicht», sagte Cara und schnippte sich ein imaginäres Staubflöckchen vom Mantel. «Die gehört auf die Müllhalde.»
    «Fünfzig Pfund», forderte der schmuddelig wirkende Ladeninhaber, der sich unaufhörlich die Lippen leckte, seit sie seinen gammeligen «Laden» betreten hatten. Cara musste in einer Stunde in der Bar sein und hatte wirklich keine Zeit, um versiffte alte Möbel zu feilschen.
    «Vierzig?», fragte Lena freundlich.
    «Brauchst du mich hier wirklich noch?», fragte Cara und sah auf

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