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Bis du erwachst

Bis du erwachst

Titel: Bis du erwachst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lola Jaye
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ich hol mein Handy, um das aufzuzeichnen.»
    «Ich hab gesagt, überspann den Bogen nicht!», wiederholte Cara und musste ein Lächeln unterdrücken. Sie drehte die Visitenkarte in Millies Hand um, sodass die Aufforderung «Rufen Sie mich an» erschien.
    «Ich finde, du solltest ihn anrufen, Cara. Heute noch.»

10
    Michael konnte es durchaus passieren, dass er auf der Arbeit das Telefon überhörte. Vor kurzem war eines dieser schicken Telefone von Cisco angeschlossen worden, die über ein Display verfügten, sodass er jederzeit zurückrufen konnte. Außerdem hatte er schon genug zu tun mit seinen Verkaufszahlen und einer markierten Internetseite.
    Fahren Sie doch mal nach Sri Lanka! Mit über tausend Kilometern palmengesäumtem, glitzerndem Sandstrand sieht es dort aus wie auf einer Postkarte! Sie können dort nach Herzenslust schnorcheln und tauchen. Was die Mahlzeiten angeht, so ist Sri Lankas exotische Küche berühmt für ihre einheimischen Spezialitäten, darunter frisch gepflückte Gewürze wie Zimt, Muskatnuss, Kurkuma und Peperoni. Das alles und noch viel mehr erwartet Sie auf Sri Lanka. Verbringen Sie Ihren Traumurlaub auf Sri Lanka, wir erfüllen Ihnen alle Wünsche. Buchen Sie jetzt rechtzeitig und schlagen Sie den anderen ein Schnippchen! Ab 649 £ pro Person. Worauf warten Sie noch?
    Manchmal ertappte Michael sich dabei, wie er davon träumte, am Strand zu liegen, auf Elefanten zu reiten und all die anderen tollen Dinge zu tun, von denen die Leute aus ihremUrlaub berichteten, selbst wenn man sie gar nicht danach gefragt hatte. Er stellte sich vor, einfach ins Flugzeug zu steigen und dann in einem anderen Land aufzuwachen. Vor fast jedem besonders langweiligen Meeting träumte er von all seinen Möglichkeiten, bis ihm klar wurde, dass das alles nur eine Illusion war, die nie Wirklichkeit werden würde.
    Wieder klingelte das Telefon, und er schloss die Website. Er schaute auf das Display, doch die Nummer war unterdrückt. Er würde wohl drangehen müssen.
    «Hallo, Michael Johns am Apparat», sagte er mit seiner Berufsstimme.
    Kurze Stille am anderen Ende, dann stotterte eine weibliche Stimme: «Ich   … ich   …»
    «Gib her!», hörte er eine zweite Person. Michael zog die Augenbrauen zusammen und atmete scharf ein. Das langweilige Meeting begann in fünf Minuten.
    «Kann ich Ihnen helfen?», fragte er misstrauisch.
    «Vielleicht», ertönte eine selbstbewusstere Stimme, die viel schärfer klang. «Ich glaube, dass Sie eine Verwandte von mir kennen. Eine Frau. Kennen Sie jemanden namens Lena?»
    In diesem Augenblick steckte sein Chef den Kopf zur Tür herein. «Michael, wir treffen uns heute in Raum sechs. In Raum fünf gab es offensichtlich eine Überschwemmung.»
    «Ja, okay», erwiderte Michael. «Ich komme gleich. Raum sechs, sagen Sie?»
    «Hallo?», sagte die selbstbewusste Stimme, nachdem sein Chef gegangen war.
    «Entschuldigen Sie. Sie haben von einer Frau gesprochen   … wie hieß sie gleich nochmal?»
    «Ja   …» Plötzlich war die erste Stimme wieder da.
    «Entschuldigen Sie die Störung. Wiederhören.» Und dann waren sie weg.
    Michael legte den Hörer auf und kratzte sich mit der anderen Hand den Kopf.
    Was war das denn eben gewesen?
    Nur ein Anruf, aber etwas tief im Innersten sagte ihm, dass es wichtig gewesen war. Wer war das Mädchen, nach dem sie sich erkundigt hatten?
    Und warum riefen ihn diese Fremden an? Er schuldete niemandem Geld. Vielleicht verwählt, dachte er, als er sich zum Sitzungssaal aufmachte. Doch als er sich auf einem der Lederstühle dort niederließ und ein Lächeln für seine Kollegen aufsetzte, wusste er, dass der Anruf irgendetwas zu bedeuten hatte. Er wusste nur noch nicht genau was.
     
    Als er abends mit einer Tasse Tee vor dem Fernseher saß und Nachrichten schaute, ging ihm der Anruf noch immer im Kopf herum.
    Es klingelte an der Tür. Er sprang so hastig auf, dass der Stapel Zeitschriften und all der Kleinkram auf dem Sofa durcheinandergerieten. Michael hatte so gut wie nie Besuch. Er wollte es auch nicht anders, weil er sich für seine Wohnung schämte.
    «Wer ist da?», fragte er durch die Sprechanlage.
    «Deine Schwester. Mein Ex ist aus Spanien zurück und hat die Kinder, daher habe ich heute Abend frei. Ich will was mit dir trinken. Lass mich rein.»
    Als er das Teewasser aufsetzte, hörte er, wie Charlotte in seinen Sachen im Wohnzimmer herumwühlte.
    «Das ist eine wirklich schöne Wohnung, sie müsste nur ein wenig hergerichtet werden»,

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