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Bis du erwachst

Bis du erwachst

Titel: Bis du erwachst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lola Jaye
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kannst. Ich wünsche dir, dass deine Schwester bald wieder gesund wird.»
    Millie trank ihr Glas aus.
    «Warte. Bitte lass mich nicht allein. Meine Schwester   …» Sie war sich durchaus bewusst, wie erbärmlich das klang. Kenny warf ihr kurz diesen besonderen Blick zu, bei dem sie innerlich dahinschmolz. Nur dass diesmal keine Lust, kein Begehren darin lag, sondern nur Mitleid.
    «Hör auf, Millie.»
    «Schon gut, schon gut», schniefte sie und wandte sich von ihm ab. Sie war viel zu traurig, um sich zu schämen.
    An diesem Abend flossen die Stunden zusammen mit dem Alkohol dahin. Eigentlich hätte sie schon vor Stunden im Krankenhaus sein müssen, aber sie brachte es einfach nicht fertig, sich aufzuraffen. Millie hasste diese Krankenbesuche.Jeder erwartete von ihr, dass sie sich auf eine bestimmte Art benahm, und sie hasste es, wenn sie so unter Druck gesetzt wurde. Das war ja fast genau wie auf dem verdammten Arbeitsamt!
    Sie leerte ihr Glas. Alles, was sie sich wünschte, alles, was Millie sich wünschte, war, mit Lena allein zu sein. Dann könnte sie einfach sie selbst sein. Denn wenn sie ehrlich war, war Lena die einzige Person, bei der sie je wirklich sie selbst hatte sein können. Männer erwarteten, dass sie dem sexy Bild entsprach, das ihre langen Beine, ihre schmale Taille und ihr schwingender Gang heraufbeschworen. Und ihre Familie? Die war noch schlimmer. Nur bei Lena war es immer anders gewesen. Lena schien irgendetwas in Millie zu erkennen, was sie noch nicht einmal selbst sehen konnte.
    «Du bist im Werden, Millie. Das ist noch nicht alles, du hast Potenzial. Eines Tages wirst du alles verwirklichen.» Das hatte sie immer gesagt.
    Oder das eine Mal, als Lena Millie in den Armen gewiegt hatte, als sie mit verschmierter Wimperntusche weinte und weinte, weil ein Typ per SMS mit ihr Schluss gemacht hatte.
    «Eines Tages begegnet dir einer, der dich so sieht wie ich», hatte Lena leise gesagt und sie auf die Stirn geküsst, so wie früher, als sie noch klein waren.
    Millie überlegte, ob sie ihre Freundin Nikki anrufen sollte, um sich mit ihr zu ein paar Drinks und einem schon lang mal wieder fälligen Gespräch unter Mädels zu verabreden.
    Tosin hätte dazu bestimmt auch Lust. Vielleicht könnten sie so sein wie die Mädels in diesen Filmen und Romanen – immer mit einer Flasche Weißwein, Schokolade und einem scharfen Mundwerk bewaffnet. Aber eigentlich waren sie eher Bekannte, keine Freundinnen. Zwischen ihnen gab eskeine tiefe Bindung. Nicht wie zwischen Lena und ihr. Außerdem war sie schon immer besser mit Jungs klargekommen. Mädchen schienen immer zu glauben, dass sie nur darauf wartete, ihnen den Freund auszuspannen. Lena hatte einmal gesagt, dass andere Frauen vermutlich eingeschüchtert von ihr seien, weil sie so gut aussah, aber Millie hatte Lenas Kommentar als albern abgetan. Und doch waren all ihre sogenannten Freundinnen aus Schule und College verschwunden. Ansonsten hatte sie nur noch eine Armada von Exfreunden.
    Sie öffnete einen Küchenschrank und griff nach der Flasche Jack Daniels. Der würde ihr heute Abend Gesellschaft leisten.
     
    «WACH AUF!», schrie eine Stimme. Millie öffnete die Augen und blickte direkt in Caras zorniges kleines Gesicht.
    «Hör auf zu schreien, Cara!», stieß Millie hervor. Erst allmählich wurde ihr bewusst, wie sehr ihr der Kopf dröhnte. Sie hatte einen Geschmack im Mund, der an Mäusekäfig erinnerte.
    «Wo warst du gestern? Ich habe im Krankenhaus auf dich gewartet.»
    «Ich   …»
    «Antworte lieber nicht, ich habe die Flasche gerade entdeckt. Wie heißt er diesmal?»
    Sie richtete sich im Bett auf. «Es ist nicht so, wie du denkst.»
    «Eigentlich ist mir das auch völlig schnuppe. Wichtig ist mir nur dieser Michael Johns. Wer ist er, und wieso hat Lena seine Karte bei ihren wichtigen Dingen aufbewahrt?» Sie gab Millie die Visitenkarte.
    «Ruf ihn doch einfach an und frag ihn.» Millie hatte solche Kopfschmerzen, dass sie nicht mehr klar denken konnte.
    «Ja, nun, das habe ich mir auch gedacht, aber ich wollte erst mit dir darüber reden.»
    «Du wolltest mit
mir
reden?» Millie war sich nicht sicher, ob sie nicht immer noch betrunken war. Hatte Cara eben gesagt, dass sie
sie
um Rat fragen wollte? Das war ja ganz was Neues. Millie freute sich darüber. Sie wünschte sich, sie hätte keinen Kater gehabt, um diesen Augenblick richtig auskosten zu können.
    «Wow, Cara fragt
mich
um Rat!»
    «Überspann den Bogen nicht, Schwesterherz!»
    «Warte,

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