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Bis du erwachst

Bis du erwachst

Titel: Bis du erwachst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lola Jaye
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sein Gutes habe: dass sie wieder bei ihren Töchtern sein könne. Sie wollte, ja sie brauchte eine Versicherung dieser Art. Irgendetwas, egal was.
    «Da gibt es nicht viel zu erzählen.»
    «Warst du an der Copacabana? Was hast du alles besichtigt?»
    «Ach, ich bin eigentlich nicht zum Sightseeing dort hingefahren.»
    «Mehr zum Entspannen?»
    «So in der Art. Ach, na gut, am besten rücke ich gleich damit heraus, warum ich dort war. Ich schäme mich nicht deswegen   …»
    Alle Blicke richteten sich auf Kitty. «Ich war dort, um mir ein günstiges Facelifting zu gönnen.»
    Michael fühlte sich unwohl an diesem Tisch. Bis zu Justins Ankunft hatte er es noch genossen, in Lenas Umgebung zu sein, zu sehen, wo sie ihre Fernsehabende verbrachte, die bunten Magnete am Kühlschrank, die ganzen Bilder überall. Dadurch fühlte er sich ihr noch näher. Doch seit Justin da war, wäre er am liebsten wieder gegangen. Dieser Mann war ihm einfach unangenehm, und seine Weigerung, ihn zu begrüßen – also, das war doch schlicht und einfach unhöflich.
    Und jetzt auch noch Kittys kleines Geständnis.
    Sie bückte sich und holte eine große Auflaufform aus dem Backofen.
    «Brauchen Sie Hilfe, Kitty?», erkundigte sich Michael.
    «Nein, kommt nicht in Frage, Sie sind mein Gast», beharrte sie, und aus dem Augenwinkel sah er, wie Justin die Augen verdrehte.
    «Hier kommt es, meine Spezialität und das Lieblingsgericht meiner Kinder   – Chicken Yassa!» Sie lachte. Niemand hatte es gewagt, ihr Facelifting zu kommentieren, und Michael war dankbar dafür. Was sie mit ihrem Gesicht anstellte, war schließlich ihre Sache. Obwohl er persönlich nicht fand, dass sie so etwas nötig gehabt hätte.
    «Das riecht ja herrlich!», begeisterte sich Ade.
    «Köstlich! Wie bereitet man das zu?», erkundigte sich Michael.
    «Also: Man nimmt frische Limetten, Zwiebeln und jedeMenge schwarzen Pfeffer. Eigentlich ist es ganz einfach», erklärte Kitty. Sie strahlte über die Komplimente. «Früher habe ich das immer für meine Mädchen gekocht.»
    «Komisch, in meiner Erinnerung haben wir uns nicht oft zu einem Familienessen hingesetzt. Solange Donald versorgt war   …», begann Cara.
    «Schatz?», unterbrach Ade sie in bittendem Ton.
    Michael fand Caras Bemerkung auch ziemlich hart, dachte aber, dass Kitty sich dagegen behaupten konnte. Er war starke Frauen gewohnt (mit Charlotte als Schwester), wusste aber auch, dass er lieber nicht in der Nähe sein würde, wenn das Ganze explodierte – denn das würde es eines Tages.
    Der Hauptgang schmeckte köstlich. Danach half Millie Kitty dabei, Charlottes Schokoladentorte zu servieren. Michael ergriff die Gelegenheit, um sich nach Lenas Fortschritten zu erkundigen. Es war das erste Mal, dass Lena an diesem Abend überhaupt erwähnt wurde. Als hätte niemand das Thema anschneiden wollen.
    «Unverändert. Noch genau so, wie Sie sie vor zwei Tagen gesehen haben», erwiderte Kitty.
    «Tut mir leid», murmelte er und stach die Gabel in die Torte.
    «Wissen Sie, wie ich es mache, wenn ich im Krankenhaus bin? Ich schaue Lena an, aber ich sehe nicht die Sonde, und ich höre auch nichts. Ich sehe nur mein Mädchen. Mein schönes Mädchen mit den grünen Augen. Probieren Sie es aus, dann ist das alles gar nicht mehr so erschreckend.» Sie hatte sich halb an Justin gewandt.
    «Ich kann mich noch an eine Frau aus meinem Haus erinnern, die mit ihrem Mann einzog. Als er dann starb, wusstendie anderen Bewohner überhaupt nicht, wie sie damit umgehen sollten. Sie kannten ihn kaum, aber die Art, wie sie sich danach seiner Frau gegenüber verhielten – direkt kriminell. Wirklich schlimm. Zuerst dachte ich ja, die anderen Damen benahmen sich so, weil, nun ja, weil sie Angst hatten, die Frau könnte so eine Art lustige Witwe werden und ihren eigenen Männern schöne Augen machen.»
    «Und das in ihrem Alter, unglaublich», sagte Millie.
    «Aber, wisst ihr, inzwischen glaube ich gar nicht mehr, dass es das war. Sie wussten wohl einfach nicht, was sie sagen sollten. Und sie wussten natürlich, dass sie eines Tages (in ihrem Fall eher früher als später) auch an der Reihe sein würden. Keiner denkt gern an den Tod. Oder an das Altern.»
    «Daher wohl auch das Facelifting», spöttelte Cara leise, aber Kitty hatte es gehört.
    «Ich habe das Facelifting dann doch nicht machen lassen», erklärte Kitty, «denn als ich das mit meiner Tochter erfuhr, habe ich mich lieber ins erste Flugzeug nach Hause gesetzt.»
    «Sollen wir

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