Bis du erwachst
ich nicht!», rief Cara, worauf sie in unbeherrschtes Gekicher ausbrachen.
Nach dem dritten und letzten Versuch waren sie so weit, es aufzugeben.
«He, ich kann schließlich nichts dafür, wenn du nicht genauso gut kochen kannst wie Jungs küssen!», lachte Cara. Millie ließ sich auf den Stuhl fallen und seufzte übertrieben laut. Es war ein schöner Tag gewesen, auch wenn am Ende Kitty einspringen musste, um Lenas Lieblingsnachtisch zu kochen – Chakery aus Couscous, Ananas und saurer Sahne. Sie hatten es genossen, den Nachmittag gemeinsam zu verbringen – und das war die größte Überraschung überhaupt.
Am nächsten Tag schmuggelten die drei ihre Sachen in Lenas Zimmer: Kitty hatte sich zwei Ballons mit der Aufschrift «Happy Birthday» unter den Mantel gestopft, Millie brachte den Nachtisch in einer Tüte von Marks&Spencer, und Cara schleppte eine Riesenflasche Ingwerbier herbei.
Kitty band die Ballons zu beiden Seiten von Lenas Bett fest, während Cara das Getränk servierte.
«Das ist ja genau wie in der Bar!», witzelte Cara und reichte Kitty einen Styroporbecher. Millie teilte den Nachtisch in drei Teile.
Sie sangen «Happy Birthday», stießen mit ihren Bechern an und lächelten mit neuer Hoffnung.
Cara kehrte fröhlich nach Hause zurück. Ade erwartete sie wie immer mit einem Kuss. Er trug das kurzärmelige Shirt von French Connection, das ihr so gut gefiel, weil es eine Spur von seinem Bizeps offenbarte. Auch seine Arme gefielen ihr, und das schon seit mehr als zehn Jahren. Er streckte sie ihr entgegen, und sie sank einfach nur hinein.
«Wie war die Party?», fragte er.
«Sie hätte ihr gefallen. Beziehungsweise hoffe ich, dass sie ihr gefallen hat. Du weißt schon, was ich meine.»
«Ich weiß, dass du Lena vermisst.» Er strich ihr über das Haar.
«Jeden Tag.»
«Es ist okay, darüber zu reden, weißt du. Mal nicht stark zu sein.»
«Okay, Dr. Freud, ich dachte, Lena wäre die Einzige in unserer Familie, die auf diesen ganzen Psychokram abfährt.»
«Mir ist es ernst damit. Und ich vermisse sie auch.»
Sie schluckte hart. «Ich weiß.»
«Ich bin immer für dich da, wenn du reden willst», sagte er. Sie wischte sich hastig eine einzelne Träne weg, die ihr die rechte Wange hinunterrollte. Sie hasste es, wenn ihre Gefühle sie so verrieten. Sie hätte doch guter Stimmung sein sollen! Aber auf das ganze Gelächter und den Frohsinn der letzten Stunden folgte jetzt ein Stimmungsumschwung, mit dem sie nicht gerechnet hatte.
Sie aßen zu Abend, mit Litschis zum Nachtisch, und setzten sich dann auf das Sofa. Die lila Rosen sahen wunderschön aus auf dem Couchtisch. «Soll ich dir die Füße massieren?»,fragte Ade, der noch rasch die letzten Töpfe in der Küche abtrocknete.
«Heute Abend nicht, Ade. Meinen Füßen geht es prima. Danke.»
Ade führte doch irgendetwas im Schilde. Nach zehn Jahren Partnerschaft kannte sie ihn in- und auswendig. An einem Abend Fußmassage
und
Töpfe abspülen? Er war ein guter Mann, aber
so
gut nun auch wieder nicht.
«Was heckst du denn aus?», erkundigte sie sich, als Ade sich neben sie setzte und schützend den Arm um sie schlang. Ade legte den Kopf an ihren Hals, hielt sie sanft umfasst und atmete ihr leise ins Ohr. In Momenten wie diesen fühlte sie sich so geborgen, so geliebt. Sie hatte das Gefühl, dass nichts sie berühren könnte, dass sich alle schlechten Gefühle, aller Kummer einfach auflösten und neuer Hoffnung, neuem Mut Platz machten. So viel Macht hatte dieser Mann über sie, und er hatte keine Ahnung davon. Es war genau so, wie sie es wollte.
«Es gibt da schon etwas …»
«Wusste ich’s doch!» Sie richtete sich auf, wand sich aus seiner Umarmung und sah ihn mit skeptisch gehobener Augenbraue an.
«Ich habe nie kapiert, wie du es schaffst, immer nur eine Augenbraue zu heben. Was für eine Kunst!»
Er geriet immer ins Plappern, wenn er etwas im Sinn hatte, von dem er wusste, dass sie es nicht hören wollte.
Dann biss er sich auf die Unterlippe – ebenfalls typisch. «Cara … mir ist schon klar, dass du vielleicht meinst, jetzt wäre nicht der richtige Zeitpunkt. Vermutlich ist er das auch nicht … es ist nur, wir haben darüber geredet, kurz bevor Lena … Also, ich möchte dieses Gespräch unbedingt fortsetzen.Nicht unbedingt sofort, weil ich weiß, dass es jetzt nicht passt. Ich möchte nur wissen, ob … also … es macht mir nichts aus zu warten, natürlich nicht, ich will nur sicher sein können, dass
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