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Bis du erwachst

Bis du erwachst

Titel: Bis du erwachst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lola Jaye
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ohnehin schlafen. Dieser Tage schlief sie doch immer. Normalerweise verließ sie ihr Zimmer nicht vor halb sechs. Manchmal sogar später. Deswegen war das mit der Party doch eine so gute Idee. Und Cara fragte sich, warum das außer ihr keiner kapierte.
    «Was treibt ihr Mädchen da?», erkundigte sich Kitty, die plötzlich in der Küche auftauchte, in der es wie in einem Friseursalon aussah. Sie trug Kopftuch und Morgenmantel.
    «Ich habe Cara grade die Haare gemacht», erklärte Lena stolz.
    «Versucht ein bisschen leiser zu sein, Mädchen, ja? Ich will nicht, dass ihr mich dauernd aufweckt, okay? Wo ist Mills?», fragte sie, setzte sich an den Tisch und unterdrückte ein Gähnen.
    «Die sieht fern», erwiderte Lena.
    «Hat sie was zu essen gekriegt?»
    «Ja, Mummy, ich hab ihr etwas Toast gegeben.»
    «Gut», versetzte Kitty und stand auf. «Ich leg mich wieder hin. Lass Millie nicht zu lang vor dem Fernseher sitzen, sie ist erst drei.» Damit verschwand sie in ihrem Zimmer.
    Caras neunter Geburtstag rückte heran. Und wie es nicht anders zu erwarten war, ließ sich Kitty den ganzen Tag nicht blicken. Aber diesmal hatte sie sich nicht in ihrem Zimmer eingeschlossen, diesmal war sie ausgegangen. Anscheinend hatte sie von einem Vorsprechtermin gehört, hatte sich schick gemacht und war zum Theater geeilt, um sich dort in der Schlange anzustellen.
    Wenn Cara das gewusst hätte, hätte sie natürlich ihre beste Freundin aus der Schule eingeladen, und vielleicht noch ein paar Nachbarskinder. Stattdessen brachte Lena neun kleine Kuchen aus dem Laden an der Ecke mit, versah jeden mit einer Kerze, holte ein Feuerzeug (obwohl sie eigentlich nicht mit Feuerzeug oder Streichhölzern spielen sollten) und zündete sie an. Ganz schlecht war das nicht. Vor allem, als sie bei De La Soul mitsangen, sich gegenseitig mit Sprühsahne bespritzten und die Weihnachtspartyhüteaufsetzten, die sie in der Schule für Kitty und Donald gebastelt und nun unberührt unter dem Spülbecken gefunden hatten. Am Ende wurde es doch noch ein lustiger Tag. Und dafür hatte Lena gesorgt.
     
    Cara sah sich in Lenas Küche um. Über dem Herd hing eine gerahmte Paprikaschote. Vor den Fenstern waren Rollos mit Margeritenmuster angebracht, und auf dem Fensterbrett stand ein Sammelsurium aus Zimmerpflanzen, einer afrikanischen Holzmaske und einem winzigen Elefanten, den Millie mit zehn auf einem Schulfest gewonnen hatte. Lena hatte ihn all die Jahre aufbewahrt.
    Millie setzte sich neben Michael. Sie hatte ihn erst ein paar Mal gesehen. Heute trug er eine wirklich trendige Lederjacke, die ihn ein Vermögen gekostet haben musste. Sie stand ihm echt gut. Es war so einfühlsam, dass er so viel Zeit bei Lena im Krankenhaus verbrachte. Das musste bedeuten, dass er ein guter Kerl war, und von der Sorte hatte Millie noch nicht viele kennengelernt. Und dann diese süßen buschigen Augenbrauen!
    «Schön, Sie zu sehen, Michael. Und mal nicht im Krankenhaus. Na ja, Sie wissen schon   …», sagte sie.
    «Ja, ich weiß. Und ich fühle mich wirklich geehrt, dass ich eingeladen worden bin.»
    «Gibst du mir mal das Brot, Millie?», fragte Cara. Millie reichte ihr den Brotkorb, und dann kam Kitty mit einem Tablett Drinks.
    Justin sah ziemlich verboten aus, als er eintraf. Er setzte sich auf Millies andere Seite. Er begrüßte alle, nur Michael nicht, den ignorierte er.
    Cara gab den Brotkorb an ihn weiter, er nahm sich einBrötchen und stellte den Korb mit schwachem Lächeln in die Tischmitte. «Das ist nett», sagte er.
    «Und, wie gefällt es dir, wieder in London zu sein, Kitty?», erkundigte sich Ade.
    Millies Herz setzte einen Schlag aus. Das musste sie jetzt unbedingt hören.
    Kitty schluckte ihr Brot hinunter und sagte dann: «Es ist eigentlich so wie in meiner Erinnerung.»
    «Lebhaft, meinst du?»
    «Ach, in Southampton kann es auch recht lebhaft zugehen. Nein, es ist hier einfach anders. London ist anders als alle Orte, die ich je gesehen habe – und das sind nicht wenige!»
    Cara unterdrückte ein Gähnen.
    «Du warst zuletzt in Brasilien. Das war sicher ungeheuer spannend!», meinte Ade überschwänglich.
    «Allerdings. Aber vermutlich langweile ich euch alle mit meinen Erzählungen davon.»
    «Ich würde gern davon hören», erklärte Ade. Millie hätte gern eine Bemerkung von Kitty gehört, wie gut es sich doch anfühle, wieder bei ihren Töchtern zu sein. Dass sie jetzt im Augenblick zwar die schlimmste Zeit ihres Lebens durchmache, das Ganze aber auch

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