Bis du erwachst
dir einfach etwas Wichtigeres dazwischengekommen. Das kennen wir ja von dir. Also erzählt mir nicht, dass ich nicht für Lena da war, okay? Ihr habt es gerade nötig!», fuhr Cara sie an.
«Beruhigen wir uns doch wieder», sagte Michael.
«Wer genau sind Sie nochmal?», fragte Justin. Es klang angriffslustig.
Aber Michael machte trotzdem tapfer weiter. «Ich dachte,wir wären aus einem bestimmten Grund hier. Wegen Lena. Das sollten wir nicht vergessen … und die Streitigkeiten vielleicht auf einen anderen Zeitpunkt verschieben. Bitte. Lena zuliebe?»
Blicke huschten umher, Köpfe senkten sich, allgemeines Gemurmel.
«Ich weiß, jeder leidet auf seine Art darunter, da kann Ihnen keiner helfen. Aber halten wir doch zusammen. Bitte. Für Lena. Bitte.»
«Michael hat recht. Meint ihr etwa, Lena würde wollen, dass wir uns alle in die Haare kriegen?», fragte Ade. Millies Gesichtsausdruck wurde weicher. Kitty schloss den Mund, Cara öffnete die Fäuste, und die Atmosphäre entspannte sich ein wenig.
Kitty stand auf. «Sie haben recht, Michael, wir sind hier für Lena und wegen Lena. Sie hat uns alle zusammengeführt, auf ihre Weise. Mills, Cara, Justin, Ade und Sie, Michael. Und mich. Sie hat uns zusammengeführt.»
Millie lächelte erleichtert.
«Ich glaube an viele Dinge. Auch daran, dass meine Lena zu uns zurückkommen wird. Ich muss es einfach glauben.» Kittys Stimme klang brüchig, und Millie hätte sie am liebsten in den Arm genommen. Aber sie saß zu weit von ihr entfernt.
«Ich glaube einfach, dass sie noch nicht bereit ist zurückzukommen. Sie ist noch nicht so weit. Sie wartet noch ab, bis wir unser Leben auf die Reihe gekriegt haben. Dann kommt sie zurück. Da bin ich mir ganz sicher.» Langsam setzte Kitty sich wieder hin. Und damit hätte das Thema abgeschlossen sein können. Eine schöne Rede nach einem weniger schönen Treffen, bevor der Kaffee serviert wurde.
Aber so war es nicht.
Cara musste das letzte Wort haben: «Eines aber geht mir nicht aus dem Kopf», begann sie.
«Was denn?», fragte Kitty und seufzte.
«Wenn sich keiner von uns zu ihrem dreißigsten Geburtstag hat blicken lassen und sogar Justin abgesagt hat, wer war dann überhaupt dort?»
«War sie etwa ganz allein?», fragte Kitty in die Runde. Es wurde ganz still. Lena ganz allein an einem Tisch für fünf Leute, in ihrem Lieblingskleid, zur Feier des Tages leicht geschminkt, wie sie alle fünf Minuten auf die Uhr sah, bis die Kellner sie schließlich zu einem kleineren Tisch baten – eine furchtbare Vorstellung. Sie musste sich schrecklich einsam und verletzt gefühlt haben. Sie gab ihnen allen so viel. Und sie hatten nicht einmal an ihrem Geburtstag ein paar Stunden Zeit für sie erübrigen können.
«Ich habe einen Vorschlag», sagte Michael, der Einzige am Tisch, der kein schlechtes Gewissen hatte. «Warum drehen wir nicht einfach … die Uhr zurück?»
20
Zuerst hatte es vollkommen lächerlich geklungen.
Bis Cara ernsthaft darüber nachgedacht hatte.
Vielleicht galt es ja mehr ihnen selbst als Lena, vielleicht konnten sie damit etwas von den Schuldgefühlen ablegen, die sie alle hatten, aber Michaels Vorschlag, Lenas Geburtstag im Krankenhaus nachzufeiern, war gut. Natürlich hatte Schwester Gratten allerlei Einwände und faselte viel von «Krankenhausvorschriften», aber als Cara versprach, sie würden alles wieder sauber machen und seien höchstens zu dritt (Justin war nicht eingeladen. Ade und Michael fanden, dass am besten nur Cara, Millie und Kitty kommen sollten), gab sie widerstrebend nach.
Cara wollte schon vorschlagen, wieder eine von diesen köstlichen Torten zu besorgen, doch dann sagte Millie, dass sie einen Kuchen backen sollten.
«Was, ich? Einen Kuchen backen?», meinte Cara. «Sehe ich aus wie jemand, der Kuchen bäckt?»
«Ach, komm schon. Das macht bestimmt einen Riesenspaß!» Millie war offenbar schon ganz aufgeregt, und am Ende ließ Cara sich davon anstecken.
«Also gut – unter einer Bedingung. Ade darf nichts davon erfahren. Der kommt sonst noch auf dumme Gedanken!»
Die Kuchenbackerei war eine einzige Katastrophe. Cara hatte Mehl im Haar, und Millie sah nach einer halben Stunde so aus, als hätte sie sich darin gewälzt. Ihr erster Versuch ergab eine feuchten Haufen Biskuit, der in der Mitte zusammengefallen war.
«Im Rezept stand aber doch hundert Gramm Mehl und hundert Gramm Margarine, oder?», fragte Millie.
«Ja, genau.»
«Was hast du denn dann reingetan?»
«Weiß
Weitere Kostenlose Bücher