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Bis du erwachst

Bis du erwachst

Titel: Bis du erwachst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lola Jaye
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nicht, komm her», sagte er und nahm sie in die Arme.
    «Mir geht es gut. Ich bin nur hier reingegangen, um etwas zu suchen. Was machst du überhaupt hier? Ich dachte, du hättest heute frei.»
    Ade ignorierte ihren aufgeregten Wortschwall, barg das Gesicht in ihrem Haar und drückte sie so fest an sich, dass sie meinte, zerbrechen zu müssen. Und das wäre sie an diesem Tag auch, wenn Ade nicht gekommen wäre, um sie zu stützen. Genau wie in den letzten zehn Jahren. Sie brauchte ihn, würde ihn immer brauchen. Wem hatte sie etwas vormachen wollen?
    Er folgte ihr in ihre Wohnung, hauchte ihr beruhigende Küsse auf die Stirn, brachte sie ins Bett und sagte ihr, dass alles gut werden würde.
    Er war wieder bei ihr. Bei ihr, wo er hingehörte.

30
    In weniger als einer Woche würde Millie ihre neue Stelle antreten.
    Sie hatte schon oft irgendwo neu angefangen. Vor einem Jahr im Doughnut Shop, davor in der «Pizza Hut» . (da hatte sie diesen schmierigen Chef mit den Grapschhänden gehabt), dann in einem Kleiderladen, der sich für eine Boutique gehalten hatte. Was für eine blöde Kuh die Geschäftsleiterin doch gewesen war! Manche Jobs hatte sie durchgehalten, bei anderen war sie rausgeflogen. Am Ende war sie zu dem Schluss gekommen, dass ein regulärer Job nichts für sie war. Was also war an ihrer neuen Arbeit anders? Sie könnte anfangen, ihre Schulden bei Lena zurückzuzahlen. Und sie würde sogar noch ein wenig Geld in der Tasche behalten.
    Millie blätterte in einer Modezeitschrift, während Schwester Gratten Lenas tägliche Wäsche abschloss.
    Millie hob den Blick und schaute ihr nachdenklich zu. «Wollten Sie schon immer Krankenschwester werden?»
    «Ich? Eigentlich nicht. Ich wusste nur, dass ich Leuten helfen möchte. Und Sie? Sie wissen wohl noch nicht, was Sie werden möchten?»
    «Unglaublich, stimmt’s? Ich bin fast fünfundzwanzig und hab immer noch keine Ahnung.»
    «Wirklich? Sie sehen aus wie siebzehn, falls Ihnen das ein Trost ist.»
    «Nun, zum ersten Mal im Leben fühle ich mich so alt, wie ich aussehe.»
    «Was ist mit der Zeitschrift, die Sie da haben? Sie sind ein hübsches Mädchen, Sie könnten Model werden.»
    «Das möchte ich bezweifeln. Dazu bin ich wirklich zu alt.»
    «Gottchen, wenn Sie dazu zu alt sind, dann bin ich ja Methusalem.»
    In all der Zeit, die sie nun schon ins Fen Lane Hospital kam, um ihre Schwester zu besuchen, hatte Millie kaum mit Schwester Gratten geredet. Sie hatte immer nur eine altmodische Frisur und eine schlecht sitzende Schwesterntracht gesehen.
    «Lassen Sie sich doch von Ihrer Schwester beraten.»
    «Cara? Bei der Laune, die sie momentan hat?»
    «Ich dachte an Lena.»
    «Normalerweise ist sie die Erste, an die ich mich wende.»
    «Denken Sie darüber nach. Sie halten sehr viel von Lena, nicht wahr? Und Sie bewundern sie.»
    «Sie bedeutet so vielen Leuten so viel. Sie hat schon viel bewirkt, sogar Leben verändert. Selbst jetzt noch, während sie hier liegt, bringt sie die Leute dazu, ihr Schneckenhaus zu verlassen und über sich selbst hinauszuwachsen. Michael, Deana, wahrscheinlich noch viele andere bei der Wohltätigkeitsorganisation, wo sie arbeitet. Mich auch. Sie ist einfach unglaublich.»
    «Sie kennen das Sprichwort?»
    «Welches?»
    «Nachahmung ist das schönste Kompliment, oder so ähnlich.»
    Millie war sich nicht ganz sicher, was Schwester Gratten damit sagen wollte.
    «Orientieren Sie sich an Lena», fügte die Krankenschwester hinzu und klopfte die Laken zurecht.
     
    Lena hatte Cara mehr als einmal gesagt, dass man einen Mann wie Ade so schnell nicht noch einmal fand und dass sie sich glücklich schätzen könnte, ihn zu haben. Dass sie, obwohl vom Wesen so verschieden, wunderbar zueinanderpassten und dazu bestimmt waren, für immer zusammenzubleiben.
    Daher fragte Cara sich, was Lena wohl sagen würde, wenn sie sie jetzt sehen könnte. Ade übernachtete im Gästezimmer seiner Mutter in Nordlondon, während sie rastlos in ihrem Bett lag und die kalte Leere neben sich spürte.
    Denn Ade war wieder gegangen.
    Nach dem Besuch neulich war er am nächsten Morgen noch vor seinem Thekendienst wieder gegangen. Vorher hatte er ihr eine Suppe gekocht, sie in den Schlaf gewiegt und sogar gesagt, es werde alles wieder gut. Sie hatte das so interpretiert, dass er zurückkommen wollte. Dass er ihr verziehen hatte und sie so weitermachen würden wie bisher. Aber genau da lag das Problem, hatte er gesagt. Es musste sich etwas ändern, und da er nicht damit

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